Unterbezahlt, überarbeitet und schneller alternd

Als ob das Leben unter schlechten sozialen Bedingungen nicht schon schlimm genug wäre, scheint es auch die Zellen des Körpers frühzeitig altern zu lassen. Zu diesem Ergebnis ist auf jeden Fall eine Studie von Wissenschaftern um Tim Spector vom St Thomas' Hospital gekommen. Menschen aus niedrigeren soziökonomischen Schichten sterben eher früher an Herzanfällen, Schlaganfällen oder Krebs als Menschen, die nicht manuell arbeiten. Ungesunde Angewohnheiten wie der Mangel an Bewegung, überschüssiges Gewicht, Rauchen und eine schlechte Ernährung sind für rund ein Drittel dieser Todesfälle verantwortlich.

Die aktuelle Studie zu weißen Blutzellen von 1.552 weiblichen Zwillingen ergab, dass Zellen von Frauen mit niedrigeren Tätigkeiten rascher altern auch wenn alle Risikofaktoren berücksichtigt werden. Ihre Zellen waren durchschnittlich sieben Jahre „älter“ als jene von Frauen mit dem gleichen chronologischen Alter, die nicht manuell arbeiteten. Für die Ermittlung der Zellalterung wurde die Länge der Telomere gemessen. Bei jeder Zellteilung werden die Telomere kürzer. Je kürzer also die Telomere einer Zelle, desto häufiger hat sie sich geteilt und dementsprechend mehr Stress dürfte sie ausgesetzt gewesen sein. Es zeigte sich, dass bei Gleichaltrigen bei manueller Arbeit die Telomere durchschnittlich 140 DNA-Basenpaare kürzer waren. Da rund 20 Paare durchschnittlich pro Jahr verloren werden, entspricht dieser Wert einer größeren Alterung von sieben Jahren.

Bei 17 Paaren der Zwillingsschwestern, die Männer an jeweils den verschiedenen Enden der sozialen Skala heirateten, wiesen ihre Telomere laut New Scientist durchschnittlich einen Altersunterschied von neun Jahren auf. Spector geht davon aus, dass der niedrige soziale Status die Alterung der Zellen vorantreibt, da diese Menschen unter einem größeren psychologischen Stress stehen. Dieser Umstand könnte subtile Auswirkungen auf den Metabolismus haben und ihre Zellen einer größeren oxidativen Schädigung aussetzen. „Der größere psychologischen Stress in einer niedrigen sozialen Klasse, mit mehr Menschen über einem in der Nahrungskette und wenig Kontrolle über das eigene Leben kann eine größere Belastung auf der Zellebene bedeuten. Oxidativer Stress führt zu einer Verkürzung der Telomere.“ Spector geht davon aus, dass der gleiche Effekt auch bei Männern eintritt.

Media Contact

Michaela Monschein pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.guysandstthomas.nhs.uk

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