25 Prozent der Amerikaner haben keine Freunde

Eine aktuelle Studie der Duke Universität und der Universität von Arizona belegt, dass jeder vierte Amerikaner niemanden kennt, mit dem er wichtige Themen und Probleme besprechen kann. Die Anzahl der Menschen, die sagen keine Freunde zu haben, hat sich damit seit 1985 verdoppelt. Im Schnitt haben die Amerikaner zwei Vertrauenspersonen. Im Jahr 1985 waren es noch drei. Die Studie zeigt jedoch, dass die US-Bürger in zunehmendem Maße ihre Partner ins Vertrauen ziehen. Auch das Internet spielt beim Pflegen von persönlichen Kontakten eine immer wichtigere Rolle. Die Studienergebnisse wurden nun im Fachblatt „American Sociological Review“ veröffentlicht.

Der Trend der Vereinsamung der US-Bürger ist den Wissenschaftlern zufolge das Ergebnis der amerikanischen Lebensweise, die größtenteils im Büro und im Internet stattfindet. Die Menschen haben dadurch immer weniger Zeit für externe soziale Aktivitäten, die persönliche Beziehungen stärken könnten. Diese Entwicklung hat nicht nur persönliche Konsequenzen, aber wirkt sich darüber hinaus auch auf die Gesellschaft aus, berichtet die New York Times in ihrer heutigen Ausgabe. Enge persönliche Kontakte bedeuten nämlich auch ein Sicherheitsnetz. „Wenn Nachbarn einander nicht kennen, dann hat das ernsthafte Folgen für die Kriminalitätsrate“, erläutert Soziologe Robert Putnam.

Die engsten Beziehungen sind heutzutage hauptsächlich Familienmitgliedern vorbehalten, vor allem dem Partner. „Das ist vermutlich eine Folge der Tatsache, dass die Lebensweisen von Männer und Frauen sich jetzt ähnlicher sind als im Jahr 1985“, erklärt Forscherin Lynn Smith-Lovin. Es sei wahrscheinlicher, dass beide Partner außer Haus tätig sind und dass sie die gemeinsame Sorge für den Haushalt haben. „Somit haben die Eheleute mehr Gesprächsstoff“, so Smith-Lovin. Dieser Optimismus muss jedoch einigermaßen relativiert werden, warnt die Forscherin: „Der Partner als einzige Vertrauensperson zu haben, bringt einen in einer extrem verletzbaren Position wenn der Partner stirbt oder die Ehe in die Brüche geht.“

Auch bei der Begeisterung über die zunehmende Rolle, die das Internet bei persönlichen Kontakten spielt, sei einige Zurückhaltung geboten, meint Smith-Lovin. Einerseits trägt E-Mail tatsächlich zum Pflegen von sozialen Kontakten bei. Laut einer aktuellen Studie des US-Instituts Pew Research Center http://www.pewinternet.org teilen Familienmitglieder über Internet oft wichtige und seriöse Angelegenheiten miteinander. Auch ist es eine gute Methode, um die Kontakte mit weit weg wohnenden Familienmitgliedern und Freunden zu pflegen. E-Mail und SMS können Face-to-Face-Kontakt jedoch nicht ersetzen, warnen die Forscher. „Die richtig interessante Frage ist daher, wie wir das Internet anwenden können um unsere Offline-Beziehungen zu stärken und zu vertiefen“, so Soziologe Putnam abschließend.

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Reanne Leuning pressetext.austria

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