3, 2, 1 – deins! Studie an der Uni Bonn zu Motiven von ebay-Verkäufern

Erstaunliches Ergebnis: Der Zusatzverdienst steht nur für wenige von ihnen im Vordergrund.

172 nicht-gewerbliche Anbieter bei Internet-Auktionen haben im letzten Jahr an einer Umfrage der Professur für Haushalts- und Konsumökonomik der Universität Bonn teilgenommen. „Wir wollten herausfinden, wie häufig Menschen wie du und ich Online-Marktplätze wie ebay als Verkäufer nutzen und aus welchen Gründen“, erklärt Professor Dr. Michael-Burkhard Piorkowsky. „Unsere Annahme: Second-Hand-Läden und Flohmärkte gab's schon immer, durch ebay gewinnt der Trend 'vom Verbraucher zum Verkäufer' aber eine ganz andere Dimension.“

Tatsächlich hatte 2004 bereits jeder fünfte Deutsche Waren oder Dienstleistungen über das Internet angeboten. Diese Zahl stammt aus einer Umfrage des Statistischen Bundesamts; inzwischen dürfte sie noch höher liegen. „Haushalte werden noch viel zu sehr als rein passive Konsumenten gesehen; sie sind aber in wirtschaftlichen Belangen viel aktiver, als in der Fachwelt bislang angenommen wird“, kritisiert Piorkowsky.

Doch welche Motive machen aus Konsumenten Verkäufer? „Die Hälfte der Befragten gab einen Mix von Gründen an, aus denen sie als Internet-Verkäufer aktiv wurden“, erklärt Piorkowskys Mitarbeiterin Heike Dennig. Rund 40 Prozent nutzten 'ebay' & Co. aber vor allem aus Vernunftsgründen: Nämlich um Dinge zu verscherbeln, die zu Hause ohnehin ungenutzt herumstehen – „meist Elektroartikel oder Bücher“, sagt Dennig. Dabei zeigten sich die „Vernunftmotivierten“ mit ebay oft sehr zufrieden, wenn sie auch hin und wieder über die als zu hoch empfundenen Gebühren klagten. Nur jeder Zehnte von ihnen setzte im Internet mehr als 600 Euro jährlich um.

Billigplattform für Kunst

Vier Prozent gaben als Hauptmotiv „Spaß und Spannung“ an. Etwa gleich klein war die Gruppe der „Erwerbsorientierten“: Nur für fünf Prozent der Befragten steht der Zusatzverdienst im Vordergrund. „Diese Gruppe beschafft gezielt Waren für den Verkauf, meist Raritäten oder Sammlerstücke“, sagt Heike Dennig. Sie alle gaben an, auch schon einmal auf anderen Wegen verkauft zu haben – beispielsweise auf Flohmärkten, über Inserate oder Second-Hand-Shops oder über andere Internetauktionshäuser.

Wie zu erwarten, erwirtschafteten die „Erwerbsorientierten“ auch die höchsten Umsätze. Mit ebay zeigten sich viele von ihnen allerdings nicht sonderlich zufrieden: Der Online-Marktplatz verkomme zur Billigplattform für vermeintliche Kunst und Fälschungen, lautete mehrfach ein Vorwurf. Dennoch gaben zwei Drittel von ihnen an, die Plattform häufig zu nutzen.

Momentan ist es also meist nicht (oder zumindest nicht hauptsächlich) das „liebe Geld“, das Menschen dazu bewegt, als Verkäufer im Internet aufzutreten. Piorkowsky vermutet jedoch fließende Übergänge zwischen gelegentlichem Verkauf, regelmäßiger kommerzieller Aktivität und dem Start in eine kleinbetriebliche Selbständigkeit. „In den USA hat man sogar schon einen Fachbegriff für diesen neuen Typus oft weiblicher Kleinstunternehmer gefunden: den 'Mompreneur' – ein Kunstwort aus 'Mother' (Mutter) und 'Entrepreneur' (Unternehmer).“

Kontakt:
Professor Dr. Michael-Burkhard Piorkowsky
Professur für Haushalts- und Konsumökonomik an der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-3124
E-Mail: piorkowsky@uni-bonn.de

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Frank Luerweg idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de/

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