Deutschland muss Spitzentechnologien besser verteidigen

Zurzeit nimmt Deutschland eine führende Position in den Spitzentechnologien Elektro-, Energie- und Medizintechnik, der Automation sowie der Mikro- und Nanotechnik ein. Allerdings sind große Kraftanstrengungen erforderlich, um diese Positionen künftig zu verteidigen. Zu dieser Einschätzung kommt der VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in seinem „Innovationsmonitor 2006“, der auf der Basis einer Umfrage unter den 1.250 Mitgliedsunternehmen des Verbandes sowie Hochschulen und Forschungsinstituten entstanden ist.

Viele der befragten Unternehmen sehen die derzeitige Entwicklung in China als große Herausforderung. So dürfte China im Bereich der Mikroelektronik bis 2015 nach Einschätzung von Experten des VDE deutlich zulegen. Immerhin 30 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass China innerhalb der nächsten zehn Jahre sogar den USA ihren derzeitigen Spitzenplatz streitig machen könnte. Dem VDE Innovationsmonitor 2006 zufolge wird die chinesische Aufholjagd in nahezu allen Technikbereichen sowohl zu Lasten der USA, aber auch Japans und Europas gehen. Andererseits attestiert die Studie Europa gute Chancen, die vorhandenen Spitzenpositionen in zentralen Technikbereichen wie der Elektrotechnik, der Produktionstechnik und Automation sowie der Mikro- und Nanotechnik zu verteidigen und auszubauen.

Der Studie zufolge verfügt Deutschland in der Energietechnik hinsichtlich der Innovationskraft über die besten Potenziale. Ähnlich günstig beurteilt der VDE Innovationsmonitor 2006 die Ausgangsposition in den Bereichen Elektrotechnik, Automation und Medizintechnik. Allein die deutsche Elektro- und Elektronikindustrie repräsentiere mit einem Forschungs- und Entwicklungsaufwand von acht Milliarden Euro und nahezu 80.000 Beschäftigten in Forschung und Entwicklung die größte F + E-Branche Deutschlands. Gut zwei Drittel der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass der Anteil neuer Produkte am Umsatz weiter zunehmen werde. Gute Potenziale sehen die VDE-Experten auch in den Bereichen Mikro- und Nanotechnik. Der Studie zufolge liefern sich Deutschland und Europa auf diesen zukunftsträchtigen Sektoren ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den USA.

Der VDE rechnet auch mit einem steigenden Bedarf an Elektroingenieuren. Dies gelte insbesondere für die Bereiche Forschung und Entwicklung, aber weniger „klassischen“ Tätigkeitsfeldern wie Marketing, Vertrieb und Beratung werden als entwicklungsträchtig eingestuft.

Dem VDE-Innovationsmonitor zufolge sollten die Forschungsaktivitäten insbesondere auf europäischer Ebene besser koordiniert werden. Ein guter Ansatz sei das 7. EU-Rahmenforschungsprogramm mit einem Budget von insgesamt 72 Milliarden Euro für die Jahre 2007 bis 2013. Allerdings sind drei Viertel der VDE-Mitgliedsunternehmen hinsichtlich der Erfüllung der „Lissabon-Ziele“ der EU skeptisch. Der Europäische Rat hat im März 2000 in Lissabon das Ziel aufgestellt, die Europäische Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen- einem Wirtschaftsraum, der fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen.

Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, haben die Staats- und Regierungschefs nicht nur einen tief greifenden Umbau der europäischen Wirtschaft, sondern auch ein ehrgeiziges Programm zur Modernisierung des Wohlfahrtsstaates und der Bildungssysteme verlangt. Im Jahr 2002 haben sie festgelegt, dass Europa bis zum Jahr 2010, was die Qualität seiner Bildungssysteme angeht, weltweit führend sein sollte. Lediglich 24 Prozent der Mitgliedsunternehmen des VDE können in dem Programm einen sehr positiven Einfluss auf den Innovationsstandort Europa erkennen. Der überwiegende Teil sieht in dem Programm einen eher marginalen positiven Beitrag.

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Rolf Froböse Rolf Froböse

Weitere Informationen:

http://www.vde.com

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