Frauen wählen Fixgehalt, Männer Bezahlung nach Leistung

Dass Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer, ist nicht unbedingt Ausdruck von Diskriminierung: Vor die Wahl zwischen Fixgehalt und leistungsabhängiger Bezahlung gestellt, entscheiden sie sich weit häufiger als Männer für die feste Entlohnung, auch wenn sie ansonsten mehr verdienen könnten. Das zeigt eine Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit und der Universität Bonn.


Die Wissenschaftler hatten ein Laborexperiment konzipiert, an dem insgesamt 119 Männer und 121 Frauen teilnahmen. Sie sollten über einen Zeitraum von zehn Minuten Zahlenpaare miteinander multiplizieren. Zuvor konnten sie sich entscheiden, wie sie dafür entlohnt werden wollten: Entweder erhielten sie die feste Summe von sieben Euro, oder sie ließen sich pro korrekt durchgeführte Multiplikation knapp 20 Cent ausbezahlen. Alternativ konnten sie auch in einer Art Turnier gegen einen zufällig bestimmten Gegner antreten. Wer die meisten Aufgaben löste, durfte sich über 20 Euro freuen; sein Gegner ging leer aus.

„In unserem Experiment entschieden sich nur 44 Prozent aller Teilnehmerinnen für die leistungsabhängigen Bezahlungsvarianten, obwohl viele damit mehr hätten verdienen können“, fasst der Bonner Ökonom Professor Dr. Armin Falk die Ergebnisse zusammen. „Bei den Männern lagt dieser Anteil dagegen bei 68 Prozent.“ Die Ergebnisse korrespondieren mit den statistischen Daten des sozio-ökonomischen Panels, einer Umfrage, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung jährlich durchführt. Demnach arbeiten 33 Prozent aller Frauen im öffentlichen Sektor, einem Bereich, in dem in der Regel feste (allerdings auch relativ niedrige) Gehälter gezahlt werden. Dagegen sind nur 21 Prozent aller Männer dort beschäftigt.

Falk forscht am renommierten Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) und leitet zugleich an der Universität Bonn das Labor für experimentelle Wirtschaftsforschung. In der Studie wollte er zusammen mit seinem Mitarbeiter Dr. Thomas Dohmen der Frage nachgehen, welche Auswirkung die Wahl des Lohnanreizsystems auf die Zusammensetzung der Mitarbeiter haben kann. „Wir haben unsere Teilnehmer auch Experimente durchführen lassen, aus denen wir auf bestimmte Merkmale ihrer Persönlichkeit schließen konnten“, erläutert der Ökonom. Dazu zählten beispielsweise Risikoaffinität, Egoismus und Einschätzung der eigenen Fähigkeiten. „Männer sind beispielsweise eher als Frauen bereit, Risiken einzugehen“, resümiert Thomas Dohmen. „Das zeigen unsere Ergebnisse ganz klar. Der Befund dürfte zumindest zum Teil erklären, warum Frauen eher zum sicheren Fixlohn tendieren.“

Turniere locken Egoisten

Relativ viel Geld konnten diejenigen Teilnehmer verdienen, die sich für die Turniervariante entschieden: Sie wurden zufällig zu Zweierpaaren zusammengewürfelt. Wer von den beiden innerhalb von zehn Minuten mehr Aufgaben löste, bekam 20 Euro. Der andere ging dagegen leer aus. Derartige „Leistungsturniere“ sind in der freien Wirtschaft nicht unüblich; zum Beispiel kann man Beförderungen als solche auffassen. Auch Fondsmanager werden oft nach einem ähnlichen Prinzip bezahlt: Wessen Fonds am erfolgreichsten lief, erhält einen Bonus, der einen erheblichen Anteil des Gehalts ausmachen kann.

Turniere locken nach den Bonner Ergebnissen vor allem „Egoisten“: Die Tatsache, dass zumindest im Experiment der Gewinner alles bekam, der Verlierer dagegen nichts, bewog „mifühlendere“ Teilnehmer augenscheinlich dazu, sich für eine andere Art der Entlohnung zu entscheiden. „Die Probanden, die in unserem Experiment die Turnier-Variante wählten, waren zudem vergleichsweise risikofreudig“, sagt Professor Falk. „Außerdem neigten sie dazu, ihre eigenen Leistungen zu positiv einzuschätzen.“ Das ist auch logisch: Wer sich für den besten hält, den kann eine Turniersituation eigentlich nicht schrecken.

Die Art und Weise der Entlohnung scheint also stark darüber zu entscheiden, für welche Mitarbeiter ein Unternehmen attraktiv ist. „Wenn beispielsweise eine Bank ihre Fondsmanager nach dem Turnierprinzip entlohnt, riskiert sie, überdurchschnittlich risikofreudige Finanzexperten anzuziehen, die ihre eigene Leistung zu hoch einschätzen“, erklärt Falk – für den Kunden eventuell eine gefährliche Kombination.

Die komplette Studie in englischer Sprache findet sich unter ftp://ftp.iza.org/dps/dp2001.pdf

Kontakt:
Professor Dr. Armin Falk
Universität Bonn / Institut zur Zukunft der Arbeit
Telefon: 0228/3894-112
E-Mail: Falk@iza.org

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Frank Luerweg idw

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