IAB-Führungskräftestudie: In der obersten Leitungsebene ist nur jede vierte Führungskraft eine Frau

In der obersten Leitungsebene von Betrieben ist nur jede vierte Führungskraft eine Frau. Dies ergab eine repräsentative Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von fast 16.000 Betrieben in Deutschland. In der zweiten Führungsebene betrage der Frauenanteil dagegen mehr als 40 Prozent. Das entspreche beinahe dem durchschnittlichen Anteil an allen Beschäftigten, so das IAB.

Allerdings gebe es erhebliche Unterschiede nach Betriebsgrößen, Branchen und Sektoren: So würden kleine Betriebe häufiger von Frauen geführt als große. In der ersten Führungsebene von Großbetrieben mit mehr als 500 Beschäftigten liegt der Studie zufolge der Frauenanteil gerade mal bei 4 Prozent. Weibliche Chefs seien vorwiegend in Betrieben des Gesundheits- und Sozialwesens, im Groß- und Einzelhandel sowie im Bereich der privaten Dienstleistungen wie Gastronomie, Wäscherei oder Kosmetik anzutreffen. Frauen leiten auch eher Betriebe des öffentlichen Dienstes als privatwirtschaftliche, zeigt die im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durchgeführte IAB-Führungskräftestudie.

Die Studie weist außerdem darauf hin, dass sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der Privatwirtschaft die Höhe des Frauenanteils an allen Beschäftigten Einfluss auf die weibliche Präsenz in der Betriebsleitung hat: Je mehr Frauen in einem Betrieb beschäftigt sind, umso größer sind also ihre Karrierechancen.

Der Ost-West-Vergleich zeigt, dass in den neuen Bundesländern der Frauenanteil in der ersten Führungsebene mit knapp 30 Prozent höher ist als in den alten (23 Prozent). Das IAB begründet diesen Unterschied einerseits mit der stärkeren Dominanz der kleineren Betriebe in Ostdeutschland, die häufiger von Frauen geleitet werden. Andererseits könne der Effekt auf eine geschichtlich bedingte, höhere Erwerbsorientierung der Frauen zurückgeführt werden, die auch fünfzehn Jahre nach der Wiedervereinigung noch zu spüren sei. In der zweiten Führungsebene würden diese Unterschiede zwischen Ost und West jedoch fast gänzlich verschwinden: Hier stehe ein Frauenanteil von 42 Prozent im Westen einem Anteil von 41 Prozent im Osten gegenüber.

Das IAB empfiehlt, den Blick nicht nur auf die erhöhte Beteiligung von Frauen im Erwerbsleben zu richten. Wichtig seien auch Maßnahmen, die Frauen Aufstiege in hohe Positionen ermöglichen und damit auf die Unterstützung von Karrieren angelegt sind. Dabei seien unter anderem Mentoring-Programme, formalisierte Karrierenetzwerke und eine gezielte Förderung des weiblichen Führungsnachwuchses hilfreich. Vor allem Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern und eine längere Unterbrechung im Job verhindern, würden die Chancen von Frauen auf berufliche Karrieren erhöhen. Dazu seien sowohl bessere Möglichkeiten der Kinderbetreuung notwendig als auch betriebliche Arbeitsbedingungen, die den Flexibilisierungswünschen der Familien entgegen kommen.

Der IAB-Kurzbericht „Frauen in Führungspositionen: An der Spitze ist die Luft dünn“ steht zum kostenlosen Download bereit unter http://doku.iab.de/kurzber/2006/kb0206.pdf.

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Wolfgang Braun idw

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