Sportmediziner: Training darf anstrengend sein

„Machen Sie ruhig langsam.“ „Bloß nicht zu hoch belasten, damit Sie nicht zu sehr aus der Puste kommen“…. – Solche Ratschläge mögen so manchem zwar angenehm sein; beim körperlich gesunden Sportler ist für einen optimalen Trainingseffekt die ruhige Art jedoch nicht zwangsläufig die beste. Selbst ein so genanntes „Fettstoffwechseltraining“ sollte nicht unbedingt ausschließlich mit niedrigen Belastungen erfolgen. Dies haben Saarbrücker Sportmediziner jetzt anhand mehrerer Studien belegt.

„Will man optimal die Ausdauer trainieren, den Fettstoffwechsel bestmöglich aktivieren und das Gewicht reduzieren, so darf Training durchaus anstrengend sein“, erklärt Privatdozent Dr. Tim Meyer. Der Wissenschaftler lehrt und forscht am Institut für Sport- und Präventivmedizin der Saar-Universität, das von Prof. Wilfried Kindermann geleitet wird. Als dessen Nachfolger betreut Dr. Meyer seit 2002 als Mannschaftsarzt die deutsche Fußball-Nationalelf – auch bei der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft.

„Am effektivsten ist es, knapp unter der Dauerleistungsgrenze zu trainieren. Das betont ruhige Training ist für den an Herz und Kreislauf gesunden Sportler nicht das Training der Wahl“, betont Dr. Meyer.

In drei verschiedenen Studien, die insgesamt über einen Zeitraum von zwei Jahren liefen, untersuchten der Sportmediziner und seine Arbeitsgruppe niedrigintensives Training, das gern als „den Fettstoffwechsel fördernd“ propagiert wird: In Studie eins wurde bei Probanden, die je eine Stunde auf dem Fahrrad trainierten, untersucht, bei welcher Intensität am meisten Fett verbrannt wird. In Studie zwei wurde bei einem 8-Kilometer-Lauftraining der Kalorienverbrauch unterschiedlicher, aber realistischer Trainingsgeschwindigkeiten gemessen. Studie drei untersuchte über drei Monate die unterschiedlichen Ausdauerzuwächse bei fünfmaligem Training in der Woche. Verglichen wurden zwei Trainingsprogramme mit identischem Kalorienverbrauch: eines bei mittlerer, ein anderes bei betont niedriger Intensität.

Insgesamt ließ sich kein eindeutiger Vorteil der niedrigen Intensitäten erkennen. Im Gegenteil: „Die niedrigsten Trainingsintensitäten ergaben sogar etwas geringere Trainingseffekte“, so Dr. Meyer zum Ergebnis. Zum Einsatz kamen neben Messungen der Herzfrequenz und der Laktat-Konzentration (Salz der Milchsäure) im Blut auch Atemgasmessungen, bei denen Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxidabgabe überprüft werden.

Selbst kontrollieren können Sportler ihre Beanspruchung im Training am einfachsten über den Puls. Dr. Meyer empfiehlt für Personen über 40 Jahre oder bei bekannten Vorerkrankungen zunächst einen Gesundheitscheck beim Arzt: „Bei ambitionierten Sportlern kann und bei Risikopatienten muss ein Fitnesstest in Form eines Belastungs-EKGs die angemessene Trainingsherzfrequenz ermitteln. Das effektivste Training liegt beim gesunden Sportler ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Durchschnitt bei etwa 80 bis 85 Prozent der maximalen Herzfrequenz, die sich per Faustformel mit 220 (Laufen) bzw. 200 (Radfahren) minus Lebensalter abschätzen lässt.“

Zu den Forschungsgebieten von Dr. Tim Meyer zählen neben Trainingsstudien die internistisch-leistungsphysiologische Sportmedizin (bes. Gasaustauschmessungen), sportmedizinische Aspekte des Fußballs sowie Sport in der Therapie von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.

Pressekontakt:
PD Dr. Tim Meyer
Telefon: 49-681-302-3750
E-Mail: tim.meyer@mx.uni-saarland.de

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Claudia Ehrlich idw

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