Rezeptor-Mutation erhöht Risiko für schwere Malaria
Blick auf die Gene überprüft Impfwirkung
Deutsche Wissenschaftler haben entdeckt, dass genetische Varianten im angeborenen Immunsystem für den Verlauf von Malaria verantwortlich sind. Bei Kindern im tropischen Afrika erhöht sich mit dieser Veränderung im Erbgut das Risiko für eine schwere oder sogar tödliche Malaria deutlich. Als Übeltäter dafür identifizierte ein Berliner Forscher-Duo Abweichungen im „toll-like receptor 4“ (TLR-4). Normalerweise erkennt TLR-4 bestimmte Erreger und regt das Immunsystem dazu an, diese zu bekämpfen. Wenn aber nur eine einzige Aminosäure vom gewöhnlichen Aufbau des TLR-4 abweicht, ist der Kampf fast verloren: Der Rezeptor erkennt den Malaria-Erreger schlechter, der Körper kann sich weniger wirksam wehren.
Die Ergebnisse ihrer in Ghana durchgeführten Studie veröffentlichen Frank Mockenhaupt und Ralf Schumann von der Charité Berlin jetzt im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences. „Malaria ist in Afrika einer der fünf bedeutsamsten Killer“, betont Mockenhaupt im Gespräch mit pressetext. Weltweit werden jährlich etwa 500 Mio. Menschen mit der parasitären Erkrankung infiziert, zwei bis drei Mio. Patienten sterben daran. „Davon sind etwa 90 Prozent afrikanische Kinder“, so Mockenhaupt weiter. Die Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass jedes vierte der 870 untersuchten Kinder veränderte TLR-4 besitzt und festgestellt, dass diese Kinder ein deutlich höheres Risiko für eine schwere Malaria tragen.
Die Veränderung im TLR-4 könnte auch Auswirkungen auf Malaria-Impfstoffe haben, da diese normalerweise wie Erreger über Rezeptoren die Antikörperproduktion anregen. Die Wissenschaftler vermuten, dass der Impfschutz bei Trägern von TLR-4-Varianten eingeschränkt ist oder sogar aus bleibt. „Wir möchten verstehen, inwiefern die Wirksamkeit unterschiedlicher Impfstoffe durch die Rezeptor-Varianten beeinflusst wird“, sagt Mockenhaupt mit einem Blick in die Zukunft. Interessant sei auch die Frage, wie man TLRs medikamentös beeinflussen kann. „Das ist immer noch Grundlagenforschung“, betont Mockenhaupt im pressetext-Interview. „Wir sind wirklich komplett am Anfang, die tropenmedizinische Forschung hinkt der allgemeinmedizinischen Forschung um zehn Jahre hinterher“, so der Wissenschaftler abschließend.
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