TV-Geld macht "kleine" Vereine nicht erfolgreicher

Der Wittener Sportökonom Professor Bernd Frick untersucht in einem demnächst erscheinenden Aufsatz den Zusammenhang zwischen der Verteilung der Fernsehgelder und der sportlichen Performance

Eine weitgehende Gleichverteilung der Fernsehgelder unter den Vereinen ist kein Garant für einen ausgeglichenen Wettbewerb und eine höhere Spannung in der Fußball-Bundesliga. Zu diesem Schluss kommt Bernd Frick, Wirtschaftsprofessor und Sportökonom an der Universität Witten/Herdecke auf der Grundlage einer Studie, in der er zwölf europäische Ligen über einen Zeitraum von 25 Spielzeiten untersucht hat.

Der Zusammenhang zwischen Zuwendungen aus dem Erlös der Übertragungsrechte und der Attraktivität des deutschen Profi-Fußballs wird seit Jahren diskutiert. Er stand auch im Mittelpunkt der Kontroverse um einen neuen Verteilungsschlüssel der TV-Gelder. Ab der Spielzeit 2006/07, so sieht es das nun vom Liga-Verband beschlossene neue Modell vor, wird Leistung etwas stärker belohnt. Ein Erstligist kann maximal 23,3 Millionen Euro erzielen und minimal 11,7 Millionen Euro. Doch die Grundsatzfrage bleibt: Wie stichhaltig ist das auch jetzt wieder von den „kleineren“ Vereinen vorgebrachte Argument, wonach das Geld möglichst gleich verteilt werden muss, damit das Leistungsgefälle nicht noch größer wird?

Für seine Studie untersuchte Professor Frick den Erfolg von Aufsteigern in Ligen, in denen eine mehr oder weniger starke Umverteilung praktiziert wird und in Spielklassen mit Vereinen, die sich selbst vermarkten. In Italien haben die größeren Vereine durch den jeweils eigenen TV-Rechteverkauf in den vergangenen Spielzeiten bis zu 90 Millionen Euro eingenommen, kleinere kamen nur auf fünf Millionen. Die „Seria A“ gehört aber gleichzeitig zu den ausgeglichensten und damit attraktivsten Ligen. Der europaweite Vergleich zeigt, dass es für den sportlichen Erfolg von Aufsteigern, die als Newcomer eigentlich von einer Umverteilung profitieren sollten, nicht von Bedeutung ist, wie das TV-Geld ausgeschüttet wird. Auch in Ländern mit Selbstvermarktung können kleine Vereine zu den großen aufschließen. Bernd Frick weist noch auf einen weiteren Aspekt der Diskussion hin: „Durch das neue Modell erhalten die deutschen Topvereine zwar mehr Geld als bisher. Um aber ihre Chancen in den europäischen Wettbewerben signifikant zu steigern, wird man nicht umhin kommen, sich für eine weitgehende Reform zugunsten der Spitzenklubs einzusetzen.“

Weitere Informationen: Prof. Dr. Bernd Frick, 02302/926-575, bfrick@uni-wh.de

Referenz: Bernd Frick: Welchen Einfluss hat die Verteilung der „Fernsehgelder“ auf die sportliche Performance von Aufsteigern? – Empirische Evidenz aus dem europäischen Profi-Fußball. List-Forum, 2006, im Druck

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Siegrun Pardon Uni Witten/Herdecke

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