Jungen Biotechnologie-Unternehmen im Ruhrgebiet fehlt Dynamik

Junge Biotechnologie-Unternehmen aus dem Ruhrgebiet schneiden im bundesweiten Vergleich schlecht ab. Es gibt zu wenige Unternehmen mit hohem Wachstums- und Innovationspotenzial und es werden überdurchschnittlich viele insolvent. Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Studie des RWI Essen in Kooperation mit dem ZEW Mannheim zu Biotechnologie-Gründungen im Ruhrgebiet im Zeitraum von 1995 bis 2003. Erfreuliches zeigt sich jedoch mit Blick auf die übrigen Biotechnologie-Regionen in NRW: Sie schneiden vergleichsweise gut ab und gehören teilweise mit zur deutschen Spitze.


Das Ruhrgebiet hat vergleichsweise wenig junge Biotechnologieunternehmen. Die Unternehmen weisen zudem ein unterdurchschnittliches Wachstums- und Innovationspotenzial auf. Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Studie des RWI Essen in Kooperation mit dem ZEW Mannheim. Die übrigen sechs nordrhein-westfälischen Bio-Regionen Köln, Aachen, Bonn, Düsseldorf, Münsteraner Land und Ostwestfalen-Lippe schneiden dagegen gut ab, wobei die Kölner und Aachener Region zu den stärksten in Deutschland gehören.

Datenquelle der Untersuchung waren das ZEW-Gründungspanel sowie Daten aus eigenen Recherchen von RWI Essen und ZEW. Der Datensatz umfasst 832 zwischen 1995 und 2003 gegründete Biotechnologie-Unternehmen, denen insgesamt 1.877 Gründer angehörten. Etwa drei Viertel der Gründer engagierten sich in Unternehmen in einer der bundesweit 27 Bio-Regionen. Sieben dieser Bio-Regionen befinden sich in NRW, eine hiervon ist das Ruhrgebiet. Spitzenreiter bei der Anzahl der Biotechnologie-Gründer ist die Region BioM (München) mit 199 Gründern, das Ruhrgebiet belegt mit 52 Gründern unter allen Bio-Regionen den zehnten Platz und befindet sich damit im oberen Mittelfeld. Nur einer von zehn Biotechnologie-Gründern im Ruhrgebiet wanderte zu. Damit belegt das Ruhrgebiet bundesweit den vorletzten Platz und ist für Gründungswillige aus anderen Regionen offenbar nur wenig attraktiv.

Unternehmen im Ruhrgebiet finanzieren sich nicht mit Risikokapital

Auch die Finanzierung der jungen Biotechnologie-Unternehmen im Ruhrgebiet lässt Anzeichen für ein hohes Wachstums- und Innovationspotenzial vermissen. Als ein solches gilt die Verwendung von Risikokapital, einer Finanzierungsform für Unternehmen mit hohen Renditeaussichten bei gleichzeitiger hoher Unsicherheit des Unternehmenserfolgs. Während bundesweit jedes fünfte zwischen 1995 und 2003 gegründete Biotechnologie-Unternehmen durch Risikokapital finanziert wurde, traf dies auf keine der identifizierten Biotechnologie-Gründungen im Ruhrgebiet zu. Die NRW-Bio-Regionen im Aachener und Kölner Raum lagen mit Risikokapital-Anteilen von 40 beziehungsweise 28 Prozent hingegen bundesweit auf den Plätzen vier und fünf.

Im Rahmen der Studie wurden auch die Perspektiven der Biotechnologie-Unternehmen untersucht, insbesondere der Anteil insolventer Unternehmen sowie die durchschnittliche Mitarbeiterzahl beziehungsweise deren Veränderung. Hierzu wurden die im Datensatz enthaltenen 376 Unternehmensgründungen zwischen 1995 und 1998 betrachtet. Von den 14 Ruhrgebietsunternehmen waren 5 insolvent. Prozentual betrachtet ist dies weit mehr als der Bundesdurchschnitt, der im Mittel 22 Prozent beträgt. Zudem belegt das Ruhrgebiet bei der durchschnittlichen Zahl der Mitarbeiter mit knapp neun wiederum den vorletzten Platz. Die untersuchten Ruhrgebietsunternehmen sind darüber hinaus seit ihrer Gründung – im Durchschnitt betrachtet – deutlich geschrumpft. Die Biotechnologie-Branche schafft damit im Ruhrgebiet weniger Beschäftigung als an anderen Standorten, wie beispielsweise in den drei NRW-Bio-Regionen Köln, Aachen und Münster. Diese verfügen der Studie nach über ein überdurchschnittliches Wachstums- und Innovationspotenzial.

Beste Voraussetzung für die erfolgreiche Ansiedlung der modernen Biotechnologie-Industrie in einer Region ist aus Sicht der Wissenschaft vor allem eine exzellente Forschungsinfrastruktur, die genügend potenzielle Gründer hervorbringt beziehungsweise anlockt. Es wird empfohlen, Regionen mit entsprechenden Voraussetzungen gezielt weiter auszubauen.

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Joachim Schmidt idw

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