Die Zivilisation hat ihre Spuren in unseren Genen hinterlassen

Rund 7 Prozent der Gene haben sich in 50.000 Jahren verändert

Eine genaue Untersuchung der menschlichen DNA hat jetzt gezeigt, dass ein erheblicher Prozentsatz der Gene während der letzten 50.000 Jahre durch die natürliche Auslese geformt worden sind. Das geschah vermutlich als Reaktion auf Aspekte der modernen menschlichen Kultur als auch auf das Einsetzten der Landwirtschaft und die Konzentration der Bevölkerung auf dicht besiedelte Gebiete. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der University of California gekommen. Eine Möglichkeit genetische Veränderungen zu erkennen, ist die Analyse der so genannten SNPs. Dabei handelt es sich um geringfügige Abweichungen des Genoms, genauer gesagt, um Variationen von einzelnen Basenpaaren. Entscheidend ist, nach SNP-Paaren zu suchen, die häufiger gemeinsam auftreten als durch die normale genetische Veränderung innerhalb der Generationen zu erwarten wäre. Die Ergebnisse der Studie wurden in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.

Derartige Zusammenhänge werden als Koppelungsungleichgewicht bezeichnet. Sie können auftreten, wenn die natürliche Auslese eine bestimmte Variante eines Gens bevorzugt. Das führt dazu, dass nahe gelegene SNPs ebenfalls ausgewählt werden. Das Team um Robert Moyzis suchte nach Fällen von Koppelungsungleichgewicht in einer Sammlung von 1,6 Millionen SNPs, die über das ganze menschliche Genom verteilt sind. Bei der genauen Analyse gelang es ihnen, die Auswirkungen der natürlichen Auslese von anderen Phänomenen wie der zufälligen Umstellung von DNA-Bruchstücken zu unterscheiden. Es zeigte sich, dass rund 1.800 Gene oder rund sieben Prozent des gesamten menschlichen Genoms sich unter dem Einfluss der natürlichen Auslese innerhalb der letzten 50.000 Jahre verändert haben. Die Analyse einer weiteren SNP Datenbank führte zu einem ähnlichen Ergebnis. Das entspricht laut New Scienstist in etwa der Menge an Genen, die bei der Domestizierung des Maises durch den Menschen verändert wurden.

Moyzis stellt die Vermutung an, dass der Mensch mit dem Einsetzen der modernen Zivilisation ähnlich domestiziert wurde. „Eines der größten Ereignisse der letzten 50.000 Jahre ist die Entwicklung der Kultur. Durch die radikale und rasche Veränderung unserer Umwelt durch unsere Kultur haben wir eine neue Art von Auswahldruck auf uns selbst ausgeübt.“ Gene, die den Proteinstoffwechsel unterstützen, tauchen in der Liste der kürzlich veränderten Gene besonders häufig auf. Das gilt auch für Gene, die mit der Widerstandskraft gegen Infektionen in Zusammenhang stehen. Ähnliche Veränderungen wurden im Bereich der Gehirnfunktionen festgestellt.

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Michaela Monschein pressetext.austria

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