Pflanzenkleid der Alpen verändert sich rasend

Deutsch-Schweizer Studie: Einflüsse der Klimaerwärmung bestätigt


Wie schnell sich das Klima in den Alpen und damit auch die Flora verändern, haben Forscher der Universitäten Hannover und Zürich nun bestätigt. Untersucht wurde in den Schweizer Alpen zwischen 2.900 und 3.200 Metern. Die Forscher haben Daten aus unterschiedlichen Zeitepochen miteinander verglichen. Nach Angaben der Wissenschaftler ist es in den Regionen zu einer Zunahme der Arten gekommen. Diese Entwicklung spiegelt den Einfluss der zunehmenden globalen Erwärmung wider.

Mit den Ergebnissen der Studie „Einfluss der Klimaerwärmung auf Sukzessionsprozesse und Populationsdynamik der Vegetation in alpinen Lagen“ zeigen die Forscherteams des Instituts für Geobotanik der Universität Hannover und des Geographischen Instituts der Universität Zürich einen sich immer schneller vollziehenden Wandel der Artenzusammensetzung der Gipfelflora der Schweizer Alpen auf. Besonders signifikant sind diese in den obersten zehn Höhenmetern von den Bergen im Berninagebiet im Osten der Schweizer Alpen. Bei ihren Analysen arbeiteten die Forscher sowohl mit aktuellen Erhebungen als auch mit Aufzeichnungen aus dem frühen 20. Jahrhundert und den 80er Jahren.

Klassisches Merkmal der Gipfelvegetation ist, dass sich die Biodiversität aus wenigen, aber gut angepassten Arten zusammensetzt. Die Gründe dafür liegen in den kurzen Vegetationsperioden der alpinen Höhenlagen. Die Studie dokumentiert nun einen sich immer schneller vollziehenden Anstieg der Artenanzahl auf den zehn untersuchten Berggipfeln. „Während des vergangenen Jahrhunderts hat sich die Artenvielfalt mehr als verdoppelt, auf einzelnen Gipfeln sogar verdreifacht“, so Gian-Reto Walther vom Institut für Geobotanik an der Uni-Hannover im pressetext-Interview. Selbst im Vergleich zu den 80er Jahren konnte nochmals eine Artenzunahme um 30 bis 50 Prozent festgestellt werden. „Erstaunlich ist auch wie sehr und wie schnell sich die Gipfelflora gewandelt hat: In nur 20 Jahren war die Änderungsrate der Flora fast dreimal höher als in den ersten 80 Jahren des 20. Jahrhunderts“, erklärt der Wissenschaftler. Dies zeigt, dass Pflanzen auf die veränderten Klimabedingungen der 90er Jahre – dem wärmsten Jahrzehnt seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen – deutlich reagieren.

„Anfang des 20. Jahrhunderts waren zwischen zehn und 30 Arten in der alpinen Region heimisch. Heute sind es zwischen 30 und 50“, so Walther, der davon ausgeht, dass sich diese Daten auch auf die Ost- und Zentralalpen umlegen lässt. „Das ist ein genereller Trend“, führt der Wissenschaftler aus. Eine Verdrängung der hochalpinen Arten durch Pflanzenarten, die für gewöhnlich in tiefer gelegenen Regionen wachsen, konnten die Wissenschaftler nicht feststellen. „In diesen Regionen ist der Bewuchs eher locker und ein tatsächlicher Konkurrenzdruck anderer Spezies ist nicht nachweisbar“, erklärt Walther. „Solche Verdrängungsprozesse vollziehen sich zuerst in tieferen Lagen.“ (pte berichtete http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=051007003 ). Im kommenden Sommer will das Forschungsteam, dem auch der schweizer Geograph Conradin Burga angehört, in tieferen Höhenlagen, die bislang als „untere“ Grenze der Verbreitung hochalpiner Arten gelten, forschen.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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