Deutschland bei Medizintechnik international ganz weit vorn

Potenzial für helfende IT noch lange nicht ausgeschöpft

Deutschland ist in der Medizintechnik führend. Unter Abwägung aller Kriterien belegt das Land Platz zwei der führenden Anbieter für Medizintechnik und bietet ideale Voraussetzungen für eine prosperierende Medizintechnik, so das Ergebnis der „Studie zur Situation der Medizintechnik in Deutschland im internationalen Vergleich“, die federführend von der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (DGBMT) im Elektronik- und Informationstechnikverband VDE zusammen mit dem Aachener Kompetenzzentrum Medizintechnik (AKM) für das Bundesministerium für Bildung und Forschung durchgeführt wurde. Vor allem beim Know-how in der Grundlagenforschung und bei der Entwicklung komplexer Systeme sei Deutschland im internationalen Vergleich mit führend. Mit einem Volumen von rund 14 Milliarden Euro im Jahr 2002 sei Deutschland drittgrößter Produzent von medizintechnischen Produkten – dicht hinter Japan. Die Vereinigten Staaten sind mit knapp 84 Milliarden Euro weltgrößter Hersteller, so die Studie. Innerhalb der Europäischen Union produziere Deutschland mehr als doppelt so viel medizintechnische Waren wie Frankreich, das auf dem zweiten Platz folge.

Mehr als 50 Prozent aller in Deutschland produzierten medizintechnischen Waren gehen in den Export; mit einem Anteil von 15 Prozent am Welthandel rangiert das Land nur hinter den USA mit 31 Prozent. In der Medizintechnik gibt es einen Gründer-Boom. So wurden zwischen1995 bis 2002 jährlich rund 1.150 neue Unternehmen gegründet, die in der Medizintechnik forschen, Medizinprodukte herstellen oder Dienstleistungen anbieten. Mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von über einem Prozent pro Jahr gehört die Medizintechnik zu den wenigen Personal-Wachstumsbranchen. Mit durchschnittlich 78 Beschäftigten pro Betrieb ist die Branche vorwiegend klein- und mittelbetrieblich strukturiert.

Außerdem ist die Medizintechnik besonders forschungsintensiv. Der Anteil der FuE-Aufwendungen am Umsatz der Medizintechnik-Unternehmen liegt mit über acht Prozent mehr als doppelt so hoch wie der Industriedurchschnitt mit 3,5 Prozent, hält der VDE fest. Neben dem wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt auf dem Innovationsmarkt Medizintechnik erwarten Experten der DGBMT im VDE vor allem eine deutlich erhöhte Lebensqualität der Patienten und eine Reduzierung der Kosten pro Krankheitsfall. Mit Mikro- und Telemedizin beispielsweise könnten zahlreiche chronische Krankheiten wie Diabetes oder Gefäßerkrankungen früher erkannt, besser behandelt oder sogar vermieden werden. „Durch die Entwicklung hin zum ‚digitalen Krankenhaus’ halten Fachleute der DGMBT im VDE allein durch den Einsatz vernetzter Datensysteme und einer computergestützten Qualitätskontrolle eine bis zu 30-prozentige Kostenreduzierung im Bereich der Krankhäuser für möglich“, stellt der VDE fest.

Deutschland verfüge über alle Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Zukunft in der Medizintechnik. Dazu gehörten unter anderem innovative Ärzte, eine hervorragende Grundlagenforschung, eine stark FuE-geprägte Unternehmenslandschaft sowie ein Gesundheitswesen, das als Erstnutzer den schnellsten Vorteil von Innovationen nutzt und als starker Heimatmarkt eine Signalwirkung für den internationalen Absatz von Medizintechnik hat. Hinzu komme eine traditionell gute Zusammenarbeit zwischen Medizinern, Ingenieuren und Naturwissenschaftlern. „Wir diskutieren häufig nur über die Kosten für die sozialen Sicherungssysteme, die astronomische Höhen erklimmen“, sagt Helmut Reisinger, Geschäftsführer des Stuttgarter IT-Dienstleisters Nextiraone. Doch es gebe zusätzliche Tätigkeitsfelder: „Der Informations- und Datenaustausch läuft heute im Gesundheitswesen noch recht unstrukturiert ab: interne Abläufe ebenso wie die zwischen Praxen und Kliniken erfolgen oft ohne klar definierte Spielregeln – was Kosten wie Arbeitsaufwand in die Höhe treibt. Im Gesundheitswesen muss gespart werden. Die Nutzung moderner Telemedizin-Lösungen verbessert nicht nur ganz konkret medizinische Leistungen, sondern führt auch zu höherer Produktivität bei niedrigeren Kosten. Im Gesundheitswesen steckt ein enormes Potenzial für Innovationen.“

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