Unternehmensfinanzierung: Leichte Anzeichen für Besserung

Leichte Anzeichen für Besserung / 42 % der Unternehmen klagen über Schwierigkeiten, aber für fast 7 % lief es besser

Rund 42 % der Unternehmen in Deutschland hatten im vergangenen Jahr zwar mit Schwierigkeiten in Finanzierungsfragen zu kämpfen, doch erstmals gibt es auch leichte Zeichen einer Besserung. Zu diesem zentralen Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die die KfW Banken gruppe in Zusammenarbeit mit 25 Fach- und Regionalverbänden der Wirtschaft durchgeführt hat. In diesem Jahr klagen etwa ähnlich viele Unternehmen über Finanzierungsprobleme wie im Vorjahr (43 %). Gleichzeitig stieg jedoch der Anteil der Unternehmen, die sich über eine bessere Finanzierungslage freuen konnten erstmals seit Beginn der Untersuchungen von knapp 4 % auf 7 % an. Auch der Anteil der Unternehmen, die eine Kündigung ihrer Bankverbindung hinnehmen mussten, ging erstmals leicht zurück (von 13 % auf 10 %).

Mit der heute in Berlin vorgestellten Studie „Unternehmensfinanzierung: Immer noch schwierig, aber erste Anzeichen einer Besserung“ legen die KfW und die beteiligten Verbände bereits zum vierten Mal ihre jährliche Untersuchung zur Finanzierungssituation deutscher Unternehmen vor. An der Befragung haben sich rund 5.800 Unternehmen aller Branchen, Größenklassen und Regionen beteiligt.

„In die Mittelstandsfinanzierung ist eine gewisse Normalität eingekehrt“, resümierte Hans W. Reich, Sprecher der Vorstands der KfW Bankengruppe. Sowohl Banken als auch Unternehmen hätten begonnen, sich an die neuen Spielregeln auf dem Finanzmarkt anzupassen: „Ratingsysteme werden flächendeckend eingesetzt und risikogerechte Zinsen berechnet.“ Bereits heute von einem Etappensieg zu sprechen, sei jedoch verfrüht. Reich appellierte deshalb an Kreditinstitute und Betriebe, weiter daran zu arbeiten, den Wandel auf den Finanzmärkten erfolgreich zu meistern. „Die Richtung stimmt“, so Reich.

Anton Börner, Präsident des Bundesverbands des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) betonte: „Mezzanine Kapital ist eine ideale Form der Eigenkapitalstärkung im Mittelstand. Vorteile von Eigen- und Fremdkapital werden auf ideale Weise miteinander kombiniert. Damit mittelgroße und kleine Betriebe nicht aufgrund der sehr unterschiedlichen Refinanzierungsmöglichkeiten ins Hintertreffen geraten, sind weitere Anstrengungen vonnöten, um moderne Finanzierungsinstrumente auch in kleineren Kapitaltranchen und mittleren Bonitäten anbieten zu können.“

Weitere zentrale Ergebnisse der Unternehmensbefragung sind:

  • Die Anzahl der Problemfelder, denen sich die Unternehmen in Finanzierungsfragen im Schnitt gegenüber sehen, nimmt ab. Die Unternehmen arbeiten offenbar die einzelnen Probleme nach und nach ab. Das gilt auch für eines der größten Hemmnisse in Finan zierungsfragen, die zu geringe Eigenkapitalausstattung. So haben 43 % der Befragten ihre Eigenkapitalquote im vergangenen Jahr verbessert, am häufigsten durch die Einbehaltung von Gewinnen. 45 % der Unternehmen wollen auch in Zukunft ihre Eigenkapitalquote erhöhen; fast 18 % der Befragten sehen hierzu jedoch keine Möglichkeit.
  • Das gewachsene Risikobewusstsein der Kreditinstitute wirkt sich auf große und kleine Unternehmen nicht mehr sehr unterschiedlich aus. Banken fordern von kleineren Unternehmen zwar nach wie vor im Schnitt höhere Sicherheiten. Hinsichtlich der Transparenz anforderungen, die für eine aussagefähige Risikoanalyse und die Berechnung risikoa däquater Finanzierungskonditionen benötigt werden, existieren aber kaum noch Unterschiede.
  • Fast drei Viertel aller Unternehmen haben in den vergangenen zwölf Monaten Investi tionen durchgeführt. 24 % berichteten davon, dass ihr Antrag auf einen Investitionskredit abgelehnt wurde, v. a. ostdeutsche Unternehmen und sehr kleine Unternehmen. Gründe für die Kreditablehnung waren erneut v .a. eine zu geringe Eigenkapitalquote und unzureichende Sicherheiten.
  • Unbefriedigend ist, dass viele Unternehmen ihre Ratingnote nicht kennen. Nicht einmal die Hälfte von ihnen kennt die Einstufung. 86 % der Unternehmen, die ihr Rating nicht kennen, haben sich auch nicht danach erkundigt.
  • Wichtigste Finanzierungsquellen für Unternehmen sind nach wie vor die Innenfinanzierung und Bankkredite. Die Bedeutung alternativer Instrumente wie Beteiligungskapital oder mezzanine Finanzierung wächst erst langsam.

    Zusätzlich haben KfW und Verbände die Unternehmen in diesem Jahr zum Thema Zahlungsverhalten befragt. Die Hauptergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • 40 % der Befragten berichteten von einem schlechteren Zahlungsverhalten der privaten Kunden, ein Drittel klagte über größere Verzögerungen bei öffentlichen Auftraggebern. Zahlungsausfälle machten im Mittel der befragten Unternehmen knapp über 1 % des Jahresumsatzes aus.
  • Auf die ausbleibenden Zahlungen reagieren 80 % der Unternehmen mit Maßnahmen wie der Verbesserung des Mahnwesens oder eine ständige Überwachung der Zahlungsströme.
  • 20 % der Unternehmen hingegen nehmen die schlechte Zahlungsmoral einfach hin. Häufigster Grund hierfür ist die Furcht, sonst einen guten Kunden zu verlieren.

Die Studie „Unternehmensfinanzierung: Immer noch schwierig, aber erste Anzeichen einer Besserung“ kann unter www.kfw.de abgerufen werden.

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Christine Volk KfW

Weitere Informationen:

http://www.kfw.de

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