Studie: Neue Finanzierungskonzepte für die Kirche benötigt

Unterschiedliche Wahrnehmung bei katholischer und evangelischer Kirche / Kosteneinsparungspotenziale vor allem bei Personal und Verwaltung / Umstellung der Buchführungspraxis gibt Auskunft über Vermögensverhältnisse

Die Kirchen in Deutschland werden zukünftig kaum in der Lage sein, ihre bisher übernommenen Aufgaben weiterhin in der bisher vorhandenen Breite und Menge zu erfüllen. Es werden dringend neue Finanzierungskonzepte benötigt. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie zur Finanzierung der Kirchen von BDO Deutsche Warentreuhand AG in Zusammenarbeit mit TNS Emnid. Befragt wurden 50 Finanzentscheider von Kirchenkreisen und -gemeinden sowie Bistümern und Diözesen, der Diakonie und der Caritas, die hälftig der evangelischen und der katholischen Konfession zugehören. Trotz der Gläubigkeitseuphorie nach der Wahl des deutschen Kardinal Joseph Ratzingers zum Papst Benedikt XVI. und seinem Besuch anlässlich des Weltjugendtags in Köln stellt sich dennoch die Frage, ob die sinkenden Beiträge der Kirchensteuer in Zukunft ausreichen werden, sämtliche Kosten der kirchlichen Aufgaben zu tragen.

60 Prozent aller zur katholischen Konfession gehörenden Befragten, glauben nicht, dass ihre Kirche in der Lage ist, auch in der Zukunft ihre derzeitigen Aufgaben zu erfüllen. Bei den Protestanten hingegen geht über die Hälfte aller Befragten davon aus, ihre Aufgaben weiterhin in bewährter Qualität durchführen zu können. Bezüglich der Notwendigkeit der Kirchensteuer generell sind die Meinungen der Finanzentscheider beider Konfessionen einhellig: Lediglich ein knappes Drittel kann sich eine Finanzierung der Kirchen ohne die Kirchensteuer vorstellen, wovon nur 16 Prozent der Kirchenvertreter, aber immerhin 44 Prozent der Vertreter von Diakonie und Caritas dies für möglich halten.

Kosteneinsparungspotenziale bei Personal und Verwaltung

Woher soll also das Geld kommen? Wo kann gespart werden? Der größte Teil der Befragten – 60 Prozent – spricht sich für eine Reduzierung der Personalkosten aus, gefolgt von Verwaltungskosten, die von 48 Prozent als Kosteneinsparungspotenzial identifiziert werden. Mit größerem Abstand in der Nennung folgen mögliche Einsparungen bei überregionalen Abgaben (28 Prozent) sowie bei sozialen Aufgaben und Diensten (20 Prozent). Zehn Prozent der Finanzentscheider sehen sogar keine Chance, Kosten zu reduzieren. Auffallend ist, dass die Einsparpotenziale auf kirchlicher Seite insgesamt öfter genannt werden als von kirchennahen Institutionen wie Diakonie oder Caritas.

Umstellung der Buchführungspraxis gibt Auskunft über Vermögensverhältnisse

„Die karitativen Einrichtungen von Diakonie und Caritas haben gegenüber den Kirchen oft einen Vorsprung in der Justierung ihrer Finanzsituation. Letztere stehen zum Teil unter enormen Herausforderungen“, erläutert Dr. Arno Probst, Wirtschaftsprüfer von BDO Deutsche Warentreuhand AG. „Die Studienresultate lassen erkennen, dass gezielte Beratung einen wichtigen Beitrag leisten kann, Chancen im Bereich Kostenmanagement zu identifizieren, um somit die Grundlage für eine solide Finanzierungsbasis zu schaffen.“ So kann beispielsweise die Umstellung der Buchführungspraxis von Kameralistik auf Doppik zur Information über die tatsächliche Vermögenssituation der Kirchen helfen. Die oftmals bei Kirchen oder kirchennahen Institutionen noch übliche Praxis der Kameralistik berücksichtigt lediglich die Einnahmen und Ausgaben. Die Doppik hingegen basiert auf der Ertrags- und Aufwandsrechnung und weist auch Vermögensentwicklungen aus. „Mit der Notwendigkeit der Umstellung auf die Doppik befindet sich die Kirche im Übrigen in einem Boot mit Städten und Gemeinden, die derzeit verstärkt ihr Rechnungswesen an unternehmensnahe Strukturen anpassen“, so Dr. Arno Probst.

Unterschiedliche Wahrnehmung bei katholischer und evangelischer Kirche

Die Meinungen zu Personalkosten driften bei den Konfessionen weit auseinander. Obwohl beide mit jeweils 80 Prozent diese Kosten als Hauptverwendungszweck des zur Verfügung stehenden Gelds benennen, werden hier die Sparpotenziale sehr unterschiedlich bewertet. 76 Prozent der evangelischen und nur 44 Prozent der katholischen Finanzentscheider sehen darin eine Option zur Senkung der Ausgaben. Ein umgekehrtes Bild ergibt sich bei den Verwaltungsaufgaben, bei denen lediglich 32 Prozent der evangelischen, aber 64 Prozent der katholischen Befragten Kosteneinsparungspotenziale manifestieren.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO Deutsche Warentreuhand AG gehört national und international zu den führenden Prüfungs- und Beratungsunternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuern und wirtschaftsrechtliche Beratung sowie Unternehmensberatung. In Deutschland betreut BDO mit rund 1.800 Mitarbeitern an 24 Standorten nationale und internationale Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen – vom Mittelständler bis zum DAX-Unternehmen.

BDO Deutsche Warentreuhand AG ist Gründungsmitglied von BDO International, der einzigen der fünf weltweit tätigen Accountant-Gruppen mit europäischer Tradition. BDO International ist ein seit 1963 bestehendes Network von rechtlich selbstständigen Gesellschaften mit Mitgliedsfirmen in über 105 Ländern mit mehr als 621 Büros und rund 25.000 Mitarbeitern.

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Philippe Prinz von Croÿ presseportal

Weitere Informationen:

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