Höchste Fluktuation weltweit – knapp jeder fünfte deutsche CEO räumte 2004 seinen Posten

Mangelnde Leistung lässt deutsche Top-Manager doppelt so häufig scheitern wie US-Kollegen / Rauswurf erfolgt in Europa schon nach 2,5 Jahren


Die Ablösung von Chief Executive Officers (CEOs) erreichte im vergangenen Jahr weltweit Rekordhöhe. Deutschland ist dabei negativer Spitzenreiter: Mit 18,3% aller CEOs haben 2004 so viele Top-Manager ihren Posten geräumt wie nie zuvor (zum Vgl.: Europa 16,8%, global 14,2%). Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer globalen Untersuchung, die die Management- und Technologieberatung Booz Allen Hamilton nun zum vierten Mal vorlegt. Seit 1995 ist die Anzahl der erzwungenen Abgänge weltweit um 300% gestiegen.

Es herrscht Bewegung in den Führungsetagen. Schlechte Leistung, Fusionen oder der Gang in den Ruhestand führten zu einer Fluktuation in nie gekanntem Ausmaß. Dabei mussten deutsche CEOs im letzten Jahr fast doppelt so häufig wegen unbefriedigender Leistungen ihre Unternehmen verlassen wie ihre US-Kollegen. So wurde bei 6,1% aller deutschen Vorstände der Abgang erzwungen. In den USA traf es nur 3,6% der CEOs – der internationale Durchschnitt lag im Jahr 2004 bei 4,4%.

Die Ära der Kurzzeit-CEOs: In Europa wird viel schneller Leistung erwartet

Die Tendenz zur sinkenden Verweildauer der Vorstände in Unternehmen setzt sich fort. Während CEOs im Jahr 1995 weltweit noch durchschnittlich 9,5 Jahre blieben, gingen sie 2004 bereits nach 6,6 Jahren. Immer schneller werden Topmanager heute bei unbefriedigender Performance abgelöst. Dabei lastet auf den Führungskräften in Europa größerer Druck als auf ihren US-Kollegen, kurzfristig gute Ergebnisse zu liefern. Europäische Manager können der Studie zufolge nur 2,5 Jahre mit der Nachsicht ihrer Aufsichtsräte rechnen – CEOs in Nordamerika müssen dagegen erst nach 5,2 Jahren ihre Position zur Verfügung stellen. Weltweit wird der Rücktritt bei schlechter Leistung durchschnittlich nach 4,5 Jahren erzwungen.

Kürzere Verweildauer verhindert langfristige Wertsteigerung

CEOs, die bereits nach 2,5 Jahren wegen unbefriedigender Leistung ihr Unternehmen wieder verlassen, haben viel zu wenig Zeit, nachhaltige Ergebnisse zu zeigen. Nach Einschätzung der Beratung benötigen fundamentale Veränderungen durch neue eingeleitete Strategien drei bis fünf Jahre, um messbare, positive Resultate zu erzielen. Steht diese Zeit nicht zur Verfügung, kommt es nur zu kurzfristigen Leistungsverbesserungen, nicht aber zu den in Europa erforderlichen grundlegenden Transformationen. „Die Bewertung des CEOs muss zwischen kurzfristigen und langfristigen strategischen Zielen und Ergebnissen ausbalanciert werden, um dem Unternehmen nicht zu schaden“, sagt Dr. Klaus-Peter Gushurst, Sprecher der Geschäftsführung von Booz Allen Hamilton im deutschsprachigen Raum.

Insider erfolgreicher als extern rekrutierte CEOs

Weltweit agieren unternehmensintern ernannte CEOs erfolgreicher als extern rekrutierte Top-Manager. Die von „Insidern“ erzielte Kapitaleignerrendite lag im Durchschnitt (1998 -2004) um 1,9 Prozentpunkte höher. In diesem Punkt unterscheidet sich die Entwicklung in Europa deutlich von der in den USA: Die Kapitaleignerrendite der von „Insidern“ gesteuerten Unternehmen in Europa war 2004 um 6 Prozentpunkte höher. „Daher sollten Aufsichtsräte und CEOs in Europa deutlich mehr Zeit darauf verwenden, Nachfolger im eigenen Unternehmen heranzuziehen“, so Dr. Gushurst weiter.

Größte Fluktuation in der Informationstechnik

Die meisten Wechsel auf CEO-Ebene gab es im letzten Jahr weltweit in Telekommunikationsunternehmen (12,7%) und Industrieunternehmen (12,3%). Im deutschsprachigen Raum mussten 44,8% der CEOs in der IT-Industrie und 42,9% der Topmanager in der Telekommunikationsbranche ihre Positionen räumen. Dagegen zeigte sich mit einer Fluktuation von nur 10,3% die Energieindustrie als „sicherste“ Branche.

Zur vorliegenden Untersuchung

Booz Allen Hamilton untersuchte in der Studie „CEO Succession 2004“ die 2.500 weltweit größten börsennotierten Unternehmen sowie die Entlassungsgründe von 354 CEO. Es flossen sowohl die Performance der Unternehmen zum Zeitpunkt der Ablösung als auch die Art und Weise des Ausscheides des CEO ein. Aussagen über Trends und Entwicklungen beziehen sich auf die bereits vorgelegten Booz Allen-Studien zu CEO-Ablösungen aus den Jahren 1995, 1998, 2000, 2001, 2002 und 2003.

Media Contact

Susanne Mathony presseportal

Weitere Informationen:

http://www.boozallen.de

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