Psychobiologie an der Universität Trier erforscht die Auswirkungen von Stress bei Lehrern

Obwohl sich in vielen Köpfen hartnäckig das Klischee vom Lehrerberuf als entspanntem Halbtagsjob hält, ergeben Studien ein ganz anderes Bild: Sowohl die zeitliche als auch die physische und vor allem psychische Belastung von Lehrern ist überdurchschnittlich hoch. Dies nährt zwar eine andauernde Diskussion über die schulischen und gesellschaftlichen Probleme des Lehrerstandes, für die gestressten Lehrer selbst hat dies jedoch wenig Relevanz. Die Abteilung für Psychobiologie der Universität Trier erforscht jetzt die biologischen Veränderungen bei einzelnen Lehrern, die bei der Entstehung von psychosomatischen Beschwerden eine wesentliche Rolle spielen. Hierfür werden derzeit sowohl Lehrerinnen und Lehrer in der Region Trier gesucht, die sich chronisch belastet fühlen, als auch solche, die ihr Berufsleben nicht als übermäßig stressreich empfinden.

Spätestens seit der PISA Studie sind Themen wie Bildungsnotstand und schulische Missstände ins allgemeine Interesse gerückt. Trotzdem findet gerade der Berufsstand der Lehrer nur selten öffentliches Verständnis für die Probleme des Berufsalltags. Dabei ist die mangelnde Anerkennung ihrer Arbeitsleistung, verglichen mit dem Ausmaß der sonstigen Anforderungen, noch das kleinste Übel. Allerdings kann manchmal gerade dieser Mangel an Anerkennung der sprichwörtlich letzte Tropfen sein, der das Fass der Gesamtbelastung eines Tages zum Überlaufen bringt. Dann kann es dem Einzelnen immer schwerer fallen, dem Druck der vielschichtigen Anforderungen stand zuhalten. Es stellen sich schließlich Symptome von Burnout und Erschöpfung oder ähnlichen stressbezogenen Beeinträchtigungen ein.

Lange bevor jedoch die Grenzen der Belastbarkeit bei einer Person überschritten sind, kann sich die Arbeitsbelastung durch den Schulalltag in vielfältiger Weise im Körper niederschlagen. Solche schleichenden biologischen Veränderungen bleiben oftmals unbemerkt, bis erste körperliche oder psychische Überlastungszeichen wie zum Beispiel Schlaflosigkeit, ständige Gereiztheit, Magen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen und Infektanfälligkeit oder sogar Herzrhythmusstörungen als psychosomatische Beschwerden auftreten. Gipfelt das Beschwerdebild schließlich in anhaltender Beeinträchtigung des Gesundheitszustandes und deutlich verminderter Leistungsfähigkeit, dann spricht man vom so genannten Burnout Syndrom oder einer vitalen Erschöpfung.

Bei dem aktuellen Forschungsprojekt können bis zu 200 an sich gesunde Lehrerinnen und Lehrer kostenfrei an einer umfangreichen psychobiologischen Stressanalyse teilnehmen (Stress-Check). Das Projekt wird finanziell durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) getragen und hat die Zustimmung des Ministeriums für Bildung, Frauen und Jugend. Die Stressanalyse umfasst neben der Erfassung des individuellen Belastungsgrades via Fragebögen die Auswertung einer Blut- und Urinprobe. Gemessen werden dabei unter anderem Stresshormone, Blutfettwerte, Parameter des Immunsystems, des kardiovaskulären Systems und der Blutgerinnung. Mit Hilfe von Speichelproben können im Weiteren Stresshormonprofile von Arbeits- und Ruhetagen verglichen werden. Gemessen wird hierbei das Hormon Cortisol, das neben Adrenalin das wichtigste Stresshormon des Körpers ist und dessen Ausschüttung sich in Abhängigkeit von sozialen und biologischen Stressreizen verändert. Diese Messungen erlauben wichtige Rückschlüsse über den Zustand des stressabhängigen hormonellen, immunologischen und kardiovaskulären Gleichgewichts des Körpers. Die Stressanalyse kann daher auch jedem einzelnen Teilnehmer interessante Informationen über die eigenen psychologischen und biologischen Reaktionen auf Belastungen liefern. Ergebnisse von Einzelpersonen werden streng vertraulich behandelt und unterliegen natürlich der medizinischen und psychologischen Schweigepflicht. Teilnehmer dieser ersten Stressanalyse können darüber hinaus auch an weiteren gezielten Untersuchungen teilnehmen, um die persönliche Stressreaktivität in der Schule oder in psychobiologischen Testverfahren (z.B. medizinische Stimulationstests) genauer untersuchen zu lassen.

Media Contact

Heidi Neyses idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-trier.de/

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