Der Europamarkt für Telemedizin

Sicherheit ist wichtigster Wettbewerbsfaktor im Markt für Telemedizin

Der Europamarkt für Telemedizin befindet sich in einer kritischen Wachstumsphase: Jetzt sollten die Branchenakteure die sich bietenden Chancen nutzen und sich durch schnelles Handeln Wettbewerbsvorteile verschaffen. Allerdings gilt es zunächst, den Widerstand von Patienten und Gesundheitsdienstleistern zu brechen. Hier herrscht noch zu viel Skepsis über Sicherheitsaspekte und langfristige Erfolgsaussichten der Technologie. Können diese Hindernisse allerdings überwunden werden, sind die Aussichten glänzend: Laut einer neuen Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan wäre dann bis 2010 mit einem Umsatzwachstum von durchschnittlich 42 Prozent pro Jahr zu rechnen. Damit würde das Marktvolumen von 72,2 Millionen Euro (2003) auf 1,50 Milliarden Euro (2010) zunehmen.

„Dass der Markt bisher nicht sein volles Potenzial entfalten konnte und die Telemedizin auf Spezialanwendungen beschränkt blieb, liegt hauptsächlich am mangelnden Vertrauen der Patienten“, kommentiert Chris Cherrington, Research Analyst bei Frost & Sullivan. „Um ihre Technologie als gängige Praxis etablieren zu können, müssen die Telemedizin-Anbieter zunächst sämtliche Unsicherheiten beseitigen, die hinsichtlich der Übertragung von Patienteninformationen über ein öffentliches Netz bestehen.“

Patienten-Smartcards in Frankreich

Solchen Bedenken versuchen die Hersteller derzeit durch verbesserte Datensicherheitsstandards und Verschlüsselungstechnologien entgegenzuwirken. VPN (Virtual Private Networks) und kontrollierte Netze wie das britische NHSnet zeitigen diesbezügliche bereits große Erfolge. Besonders in Frankreich wird momentan die Einführung von Patienten-Smartcards diskutiert; allerdings fehlen hier noch die Standards und es gibt Probleme mit der Interoperabilität, sodass laut Frost & Sullivan in nächster Zeit nicht mit einer Realisierung dieses Vorhabens zu rechnen ist.

Widerstand weicht nur langsam

Doch dank der vielfältigen Bemühungen vor allem in puncto Sicherheit weicht der Wiederstand gegen die Telemedizin von Patienten- und Ärzteseite so langsam auf. Auch die Regierungen sind mittlerweile zunehmend bereit, Gesundheitstechnologien finanziell zu unterstützen, die erkennbare Verbesserungen in der Servicequalität bringen, ohne dabei zusätzliche Kosten zu verursachen.

Wachstum durch Homecare

Neben dem steigenden Altersdurchschnitt der Bevölkerung liefert auch der wachsende Bedarf an häuslich basierten Behandlungsformen wichtige Wachstumsimpulse für die Telemedizin, speziell im Bereich mobile Patientenüberwachung. Hier bringt die Telemedizin zum einen mehr Komfort für die Patienten, zum anderen hilft sie Kliniken beim Kostensparen.

Unterstützt wird der Aufwärtstrend von Übertragungstechnologien wie der Telemedizin außerdem dadurch, dass in den Bereichen Breitband-Internetzugang, qualitativ hochwertige Telephonie und Videoconferencing europaweit immer mehr bezahlbare Lösungen angeboten werden.

Berufs- und Handelsverbände sollten mit einbezogen werden

„Um die positiven Entwicklungen im Gesundheitswesen möglichst gewinnbringend zu nutzen, sollten die Anbieter telemedizinischer Techniken und Verfahren durch Kooperationsmaßnahmen das Interesse von Berufs- und Handelsverbänden wecken“, rät Cherrington. „Zu diesem Zweck eignen sich beispielsweise Trainingsprogramme und Schulungspakete sowie diverse Veranstaltungen und Konferenzen, bei denen der Endnutzer Gelegenheit zur praktischen Erprobung der Technologie bekommt.“

Angesichts der Tatsache, dass die Endnutzer Nachweise für die positive Auswirkung der Telemedizin in Form von hohen Kapitalrenditen und Kosteneinsparungen fordern, sollten die Anbieter mit flexiblen Strategien aufwarten können. Frost & Sullivan nennt als mögliche Maßnahmen unter anderem Sponsoring bzw. Unterstützung öffentlichkeitswirksamer Projekte, die Entwicklung von Konzepten für Leasing-Offerten und privat-öffentliche Partnerschaften sowie Pay-as-you-go-Optionen für kleinere Kunden.

Kostenreduzierung durch medizinischen Notfallversorgung

Positiv auf die weitere Marktentwicklung könnte sich auch der Erfolg von Pilotprojekten und Spezialanwendungen auswirken. Ein gutes Beispiel ist hier der Einsatz der Telemedizin-Technologie zur Abdeckung von Notfällen in entlegenen Teilen Skandinaviens. „Medizinische Notfallversorgung und Schulungsanwendungen für Endnutzer in entlegenen Gebieten bahnen sich derzeit einen Weg in den Mainstream-Markt“, so Cherrington. „Hauptargumente für die Gesundheitsdienstleister sind Kosteneinsparungen und mehr Komfort.“

Kardiologie lukrativster Einsatzbereich

Den größten Beitrag zum Wachstum den Telemedizin-Marktes liefert nach wie vor die Telekardiologie. Faktoren wie die steigende Zahl von Herzerkrankungen und die zunehmende Popularität der mobilen Patientenüberwachung sollen laut Analyse dafür sorgen, dass sich der Umsatzanteil dieses Sektors von 49 Prozent im Jahr 2004 auf 71 Prozent im Jahr 2010 erhöht. Dagegen soll der Anteil der Teleradiologie im selben Zeitraum von 48 Prozent auf 28 Prozent fallen.

„Der Telekardiologie-Markt wird in den folgenden Jahren stark von der Kooperation der Anbieter mit Kliniken profitieren, die dem Wunsch der Patienten nach häuslichen Behandlungsformen nachkommen wollen“, meint Cherrington abschließend. „Gelingt es der Branche, diesen Trend für die Entwicklung weiterer Anwendungen zu nutzen, hat die Telemedizin in der Tat beste Zukunftsaussichten.“
Auf Anfrage übersendet Frost & Sullivan eine kostenfreie Einführung in die strategische Analyse zum Europamarkt für Telemedizin in englischer Sprache per E-Mail. Anfragen können gerichtet werden an Katja Feick, Corporate Communications (katja.feick@frost.com).

Titel der Analyse:
Strategic Analysis of the European Telemedicine Markets (Report B335)

Media Contact

Katja Feick Frost & Sullivan

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