Weltweiter Korruptionsindex zeigt: Korruption führt weltweit zur Verarmung vieler Länder

Der Corruption Perceptions Index (CPI) ist ein zusammengesetzter Index, der das Ausmaß an Korruption in den einzelnen Staaten misst. Er wird von Professor Dr. Johann Graf Lambsdorff, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftstheorie an der Universität Passau, im Auftrag von Transparency International (TI) erstellt. Der Index reflektiert die Wahrnehmungen von erfahrenen Geschäftspersonen und Länderanalysten. Ein einzelnes Land wird dabei sowohl von Ortsansässigen als auch Auswärtigen beurteilt. Dieses Jahr flossen 18 Quellen in den CPI ein, die von 12 unabhängigen Institutionen erstellt wurden. Diese ermitteln dabei ähnliche Ergebnisse, unabhängig davon, ob Befragte aus entwickelten oder ärmeren Ländern stammen. Auch die Erfahrungen der allgemeinen Öffentlichkeit weisen einen engen Zusammenhang zu den Ergebnissen des CPI auf. Dies unterstreicht die Zuverlässigkeit der Daten und zeigt, dass die gesammelten Beobachtungen ein guter Indikator für das tatsächliche Korruptionsniveau darstellen. 10 Punkte bedeuten praktisch Korruptionsfreiheit, 0 Punkte ein Höchstmaß an Korruption.

Hinweis: Am 20. Oktober veröffentlicht Transparency International den Corruption Perceptions Index 2004. Hierzu finden weltweit 21 Pressekonferenzen statt, unter anderem in Argentinien, Indien, Nepal und der Schweiz. Weitere Informationen finden Sie [hier].

Korruption führt weltweit zur Verarmung vieler Länder: Universität Passau erstellt den zehnten Corruption Perceptions Index (CPI) im Auftrag von Transparency International (TI).

Deutschland landet im Jahr 2004 mit 8,2 Punkten auf dem 15. Platz (Vorjahr Rang 16 mit 7,7 Punkten). Führend sind Finnland (9,7), Neuseeland (9,6) sowie Dänemark und Island (beide 9,5). Schlusslichter sind Nigeria (1,6), Bangladesch und Haiti (beide 1,5).

Insgesamt 106 von 146 Ländern erhalten einen Indexwert unterhalb von 5 gegenüber einem Höchstwert an Integrität von 10 gemäß dem Corruption Perceptions Index (CPI) 2004, der heute veröffentlicht wurde. 60 Länder erhalten sogar einen Wert unterhalb von 3, womit ein extremes Ausmaß an Korruption indiziert wird. Dies unterstreicht die weltweit immensen Probleme mit Korruption. Der Index ist damit umfassender als je zuvor, nachdem 1995, im ersten Jahr der Veröffentlichung, nur 42 Länder berücksichtigt wurden. Diese Erweiterung des Index ist allerdings kein Indikator einer steigenden Korruption. „Wir würden auch keine Verbesserung des Sports vermuten, sollte die Fußball-Bundesliga die Anzahl der Mannschaften erhöhen“, argumentierte Prof. Johann Graf Lambsdorff im Rahmen einer Pressekonferenz. Der CPI vergleicht das Ausmaß der Korruption von einem Land zum anderen. Eine weltweite Verbesserung oder Verschlechterung wird dabei nicht bestimmt.

Seit fast zehn Jahren ist der CPI ein Meilenstein in der akademischen Forschung und wird von Ökonomen, Politologen und Soziologen gleichermaßen verwendet. Diese Forschung weist unter anderem auf die enormen volkswirtschaftlichen Schäden der Korruption hin, verstanden als Missbrauch öffentlicher Macht für privaten Nutzen. Vereinzelte Erfahrungen mit Korruption verleiten Geschäftspersonen häufig zu der irrigen Annahme, diese stelle ein Schmiermittel dar. Während ein einzelnes Geschäft dabei beschleunigt wird, gerät der Schaden für andere aus dem Blickfeld. Forschungsergebnisse unterstreichen nun die gesamtwirtschaftlichen Schäden: So konnte gezeigt werden, dass durch Korruption die ökonomische Ungleichheit steigt, die Kapitalflucht zunimmt, die Investitionen abnehmen und die Produktivität erlahmt.

Mit Hilfe von statistischen Analysen können die Produktivitätsverluste beziffert werden, indem ein Land mit Finnland, dem derzeit besten Land im CPI, verglichen wird. Die entsprechenden Werte sind der beigefügten Tabelle zu entnehmen. Weltweit addieren sich diese Zahlen auf 4 Billionen US $, ca. 3,2 Billionen Euro, also etwa 12 Prozent des weltweiten Inlandsprodukts. Hierbei werden noch nicht die Schäden durch Kapitalflucht berücksichtigt, welche insbesondere für ärmere Ländern ein entscheidendes Entwicklungshindernis darstellen. Länder mit einem besseren CPI-Wert leiden weniger unter Kapitalflucht und sind stattdessen ein sicherer Hafen für internationale Investoren. Auch hierzu sind Angaben der beigefügten Tabelle zu entnehmen.

Ein Teufelskreis entsteht in einigen Ländern, wo Korruption zur Verarmung führt und durch den resultierenden Mangel an finanziellen Ressourcen die Fähigkeit zum Aufbau einer integren und ehrlichen Verwaltung untergraben wird. Allerdings zeigen arme Länder auch immer wieder, dass sie diesen Teufelskreis durchbrechen können. Singapur, vor Jahrzehnten bekannt für ein hohes Korruptionsniveau, erzielte hohe Wachstumsraten gerade aufgrund seines erfolgreichen Kampfes gegen Korruption. Gemäß dem CPI 2004 ist die Korruption am höchsten in Bangladesch, Haiti, Nigeria, Tschad, Myanmar, Aserbaidschan und Paraguay. Diese Länder erreichen alle einen CPI-Wert unterhalb von 2 und sind wenig entwickelt. Länder mit einem CPI-Wert oberhalb von 9 sind weitgehend reiche Länder, nämlich Finnland, Neuseeland, Dänemark, Island, Singapur, Schweden und die Schweiz. Aber es gibt auch bemerkenswerte Ausnahmen. Relativ arme Länder wie Chile, Barbados, Uruguay, Oman und Botsuana erhalten eine gute Bewertung im CPI. Im Gegensatz dazu sind Länder, welche ihren Reichtum dem Vorkommen von natürlichen Rohstoffen verdanken, besonders korruptionsanfällig. Dies zeigt sich im schlechten Abschneiden von Angola, Aserbaidschan, Iran, Irak, Kasachstan, Lybien, Nigeria, Russland, Sudan, Venezuela und Yemen. Das hohe Einkommen aus Rohstoffvorkommen bietet reichliche Möglichkeiten für Korruption. Dies zeigt, dass ärmere Länder effektiv gegen Korruption vorgehen können, wohingegen reichere Länder keinen Anlass zu Selbstzufriedenheit haben.

Für die Ausrottung der Korruption sind Jahrzehnte an Bemühungen erforderlich. Seit 1995 weist der CPI bereits auf signifikante Verbesserungen in einigen Ländern hin. Eine Analyse der Daten zeigt, dass Bulgarien, Estland, Hongkong, Kolumbien, Mexiko und Spanien sich seitdem klar verbessert haben. Diese Verbesserungen stehen im Gegensatz zu den Verschlechterungen seit 1995 in anderen Ländern, insbesondere Argentinien, Ecuador, Irland, Polen, Tschechien und Simbabwe.

Eine kurze Beschreibung der volkswirtschaftlichen Verluste aufgrund von Korruption ist [hier] erhältlich.

Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff, der diesen Index im Auftrag von Transparency International erstellt, ist Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftstheorie an der Universität Passau. Er ist der „Vater“ des Corruption Perceptions Index, dessen Erstellung er seit 1995 organisiert und durchführt. Er veröffentlicht im Bereich der Institutionenökonomik, politischen Ökonomie, monetären Ökonomik und Korruption.
Weitere Informationen über den Verfasser erhalten Sie [hier].

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Thoralf Dietz idw

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