Ältere Arbeitnehmer und Geringqualifizierte sind Verlierer am Arbeitsmarkt

Ältere Arbeitnehmer und Menschen mit geringer Berufsqualifikation sind die Verlierer am deutschen Arbeitsmarkt. Auch im internationalen Vergleich sind diese Gruppen hierzulande besonders benachteiligt. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung mit dem Titel „Benchmarking Deutschland: Arbeitsmarkt und Beschäftigung 2004“.

Zum zweiten Mal nach 2001 untersuchte die Stiftung den Arbeitsmarkt und die darauf einwirkenden Politikbereiche. In der umfassenden Analyse wird der Wirtschafts- und Sozialstandort Deutschland anhand von 160 Kriterien mit 14 europäischen Ländern sowie den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Japan verglichen.

„Die Ergebnisse unserer Studie belegen, dass die eingeleiteten Reformen auf dem Arbeitsmarkt sowie in der Sozial- und Steuerpolitik bislang kaum zum Abbau bestehender Strukturdefizite beitragen konnten“, sagte der Präsidiumsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Professor Heribert Meffert, bei der Vorstellung der Untersuchung. Vielmehr habe die konjunkturelle Schwächephase seit Ende 2001 die strukturellen Probleme am Arbeitsmarkt noch deutlicher werden lassen. Darunter habe auch die Entwicklung des Wohlstandes in Deutschland gelitten, sagte Meffert.

Besonders dramatisch sieht die Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmer (55 bis 64 Jah-re) aus: In dieser Gruppe war im Jahr 2002 jeder Zehnte arbeitslos; in den beschäftigungspolitisch besonders erfolgreichen Ländern USA, Großbritannien und der Schweiz lag die Quote dagegen lediglich zwischen zwei und vier Prozent. Auch bei der Erwerbsbeteiligung der Älteren schneidet Deutschland schlecht ab: Nur 43 Prozent dieser Altersgruppe bieten ihre Arbeitskraft überhaupt noch an. In Schweden und der Schweiz sind hingegen mehr als zwei Drittel der älteren Menschen berufstätig.

Bei der Situation Geringqualifizierter ergibt sich ein ähnlich düsteres Bild: Mit einer Arbeitslosenquote von 13,5 Prozent liegt Deutschland international auf einem negativen Spitzenplatz. Dass diese Personengruppe am Arbeitsmarkt nicht auf der Strecke bleiben muss, zeigen die Schweiz, Norwegen und die Niederlande, wo die entsprechenden Quoten lediglich zwischen drei und fünf Prozent liegen. Auch bei der Erwerbsbeteiligung von Geringqualifizierten sieht es nicht gut aus: nur 60 Prozent sind am Arbeitsmarkt aktiv; in Japan, Schweden und der Schweiz liegt die Quote bei über 70 Prozent.

Wie gering derzeit die Chancen sind, eine neue Beschäftigung zu finden, zeigt sich an der hohen Zahl der Langzeitarbeitslosen: Nahezu jeder zweite Arbeitslose ist bereits länger als ein Jahr ohne Job. Vor Italien und Belgien liegt Deutschland hier auf dem drittletzten Platz. Hingegen ist in Österreich und Dänemark nur jeder Fünfte langzeitarbeitslos. Mit einem Anteil von weniger als 10 Prozent spielt Langzeitarbeitslosigkeit in den USA, Kanada und Norwegen kaum eine Rolle.

Die Studie liefert ein umfassendes Bild des Wirtschafts- und Sozialstandorts Deutschland. Unter die Lupe genommen werden folgende Bereiche: Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, Arbeitszeit- und Arbeitsmarktregulierung, Unternehmertätigkeit, Lohn- und Tarifpolitik, Bildung und Innovation sowie Makroökonomie.

Über die Bertelsmann Stiftung:

Die Bertelsmann Stiftung versteht sich als Förderin des Wandels für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Sie will Reformen in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit, Demokratie und Bürgergesellschaft sowie Internationale Verständigung voranbringen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann AG. In ihrer Projektarbeit ist die Stiftung unabhängig vom Unternehmen und parteipolitisch neutral.

Rückfragen an: Eric Thode, Telefon: 05241 / 81 – 81 581

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Julia Schormann idw

Weitere Informationen:

http://www-bertelsmann-stiftung.de

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