Zusammenhang zwischen Sinnen und Gedächtnis erwiesen

Bilder und Düfte rufen Vergangenheit wach

Britische Forscher haben eine Erklärung für das Phänomen gefunden, dass ein einzelner Duft oder Klang vollständige Szenen aus der Vergangenheit heraufbeschwören kann. Das berichtet das Magazin Nature.

Erinnerungen an ein Ereignis sind über die Sinneszentren des Gehirns verteilt, wobei eine Region, der so genannte Hippokampus, die Führungs- und Kontrollfunktion übernimmt. Wenn einer der Sinne stimuliert wird, werden auch Erinnerungen ausgelöst, die mit anderen Sinnen zu tun haben. „Das erklärt, warum ein bekannter Song oder das Parfüm eines ehemaligen Liebhabers ein detailliertes Bild vergangener Zeiten heraufbeschwören kann“, sagt Jay Gottfried von der Londoner Universität für Neurowissenschaften, der kürzlich eine Studie zur Gedächtnis-Wiedergewinnung durchgeführt hat.

Gottfrieds Team machte die Entdeckung, indem er Testpersonen eine Reihe von Bildern, gepaart mit Gerüchen, die aber nichts mit den Bildern zu tun hatten, präsentierte. Die Probanden sollten eine mentale Verbindung zwischen den beiden Informationen herstellen. Wurde beispielsweise das Bild einer Ente gezeigt und mit dem Duft von Rosen unterlegt, konnten sich die Testpersonen eine Ente vorstellen, die durch einen Rosengarten watschelt. Den Teilnehmern wurden die Bilder dann noch einmal gezeigt, dieses Mal ohne Gerüche, dafür mit zusätzlichen Bildern, während die Forscher die Hirnaktivität scannten. Bekannte Bilder stimulierten sowohl den Hippokampus als auch die Hirnrinde, die für Gerüche zuständig ist. Die neuen Bilder hatten keinen solchen Effekt.

Die Studie untermauert, dass ein visueller Stimulus Gehirnregionen aktivieren kann, die mit einem früher erfahrenen Duft zusammenhängen. Aber funktioniert das auch umgekehrt? Der Geruchssinn war lange Zeit als der „Gedächtnis-Sinn“ bekannt, weil er das Erinnerungsvermögen am stärksten anregen kann. Die Forscher haben diese Frage nicht direkt gestellt, „aber das Geruchsgedächtnis scheint äußerst resistent gegen Vergessen sein“, sagt Gottfried. Frühere Projekte haben ergeben, dass die Erinnerungen an Bilder schon nach Tagen oder sogar Stunden zu verschwimmen beginnen, während der Abruf von Gerüchen für fast ein Jahr unbeeinträchtigt bleibt.

Gottfried vermutet, dass Erinnerungen, die mit dem Geruchssinn zusammenhängen, sogar bestehen bleiben, wenn der Hippokampus seine instrumentierende Rolle aufgegeben hat. Patienten, deren Hippokampus beschädigt ist, leiden nämlich unter einer Amnesie, die sich über viele Jahre erstrecken kann, können aber Gerüche aus ihrer Kindheit abrufen. Doch die Experten wissen nicht, warum unsere Nasen den Erinnerungen so einen starken Rückhalt geben. Gottfried ist davon überzeugt, dass demjenigen, der diese Frage beantworten kann, der Nobelpreis winkt.

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Marietta Gross pressetext.austria

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