Deutsche Werften profitieren nur bedingt vom Schiffbauboom

Institut Arbeit und Wirtschaft an der Universität Bremen legt erste Ergebnisse der Schiffbaustudie vor

Im Vergleich zu der Situation der Schiffbauindustrie in anderen europäischen Ländern können die deutschen Werften auch im ersten Quartal des Jahres 2004 eine positive Auftragsentwicklung verzeichnen. Während zum Beispiel in Spanien mehrere Werften seit Monaten ohne Arbeit sind, polnische Werften nur durch staatliche Unterstützung vor dem Konkurs bewahrt werden können und auch in Dänemark einige Werften ihre Tore schließen mussten, können die deutschen Schiffbauer auch in 2004 vom Auftragsboom profitieren.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres entfielen fünf Prozent der weltweiten Neubauaufträge auf deutsche Werften. Nach Korea (45 Prozent), Japan (23 Prozent) und China (17 Prozent) liegt Deutschland damit an vierter Stelle. Ein Drittel aller Neubauaufträge entfielen in diesem Zeitraum auf Containerschiffe, 19 Prozent auf Produktentanker sowie 14 Prozent auf Massengutfrachter. Schiffstypen, bei denen die deutschen Werften ihr technologisches Know-how zur Geltung bringen können, wurden dagegen deutlich weniger von den Reedern bestellt. So entfielen, gemessen an dem gesamten Neubauaufträgen, nur zwei Prozent auf Kreuzfahrtschiff, drei Prozent auf RoRo-Schiffe und vier Prozent auf Fähren.

Das Institut Arbeit und Wirtschaft (IAW) der Universität Bremen weist darauf hin, dass deutsche Werften bis Ende März 22 Containerschiffe und zwei Kreuzfahrtschiffe in ihre Auftragsbücher aufnehmen konnten. Die Containerschiffe werden auf den ostdeutschen Werften in Stralsund (Volkswerft) und in Rostock und Wismar (beide Aker Yards) gebaut. Die Kreuzfahrtschiffe werden von der Meyer-Werft in Papenburg gefertigt. Das IAW betont, dass der weltweit anhaltende Auftragsboom bei Container- und Massengutfrachtern nicht dazu verleiten dürfe, in diesen Sektoren die Zukunft des deutschen Schiffbaus zu sehen. „Diese Schiffstypen werden in China und Vietnam viel günstiger als in Deutschland produziert. Nur aufgrund der Auslastung der südostasiatischen Werftkapazitäten können deutsche Werften Aufträge für diese Schiffe akquirieren“, gibt Thorsten Ludwig zu Bedenken. Wenn China seine Schiffbaukapazitäten wie angekündigt weiter ausbauen wird, werden die Eigner auch wieder in China Neubauten ordern.

„Wenn sich diese Auftragsentwicklung weiter fortsetzt, dann können die deutschen Werften eine zwei- bis dreijährige Auslastung erwarten“, kommentiert der Leiter des Forschungsprojektes Dr. Jochen Tholen die Zahlen. Allerdings gelte es, diese Zeit zu nutzen, um nach dem Auslaufen der sechsprozentigen Abwehrbeihilfen im Frühjahr 2005 auch weiterhin der Konkurrenz aus Südostasien standhalten zu können. Positiv bewertet das Institut das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofes zu den Kapazitätsbeschränkungen für die ostdeutschen Werften. Hierdurch werden die Werftstandorte in Ostdeutschland endlich in die Lage versetzt, ihre Schiffbaukapazitäten optimal auszunutzen zu können.

Das IAW untersucht im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojektes die Zukunftschancen des europäischen Schiffbaus. Erstmalig werden dadurch Daten erhoben, die die Lage des Schiffbaus in 22 europäischen Staaten wiedergeben.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Institut Arbeit und Wirtschaft (IAW)
Dr. Jochen Tholen/Thorsten Ludwig
Tel.: 0421 – 218 8978, Fax: -2680
Email: ludwig@iaw.uni-bremen.de

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Weitere Informationen:

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