Eine Rose nach anderer Definierung

Eine Forschungsarbeit des Weizmann Instituts gibt Aufschlüsse über die Frage: „Erleben wir das, was wir sehen, auf die selbe Weise wie andere?“

Eine Rose ist ein Rose ist eine Rose, aber sehen wir, der Künstler und der Dichter dieselbe Blume auf dieselbe Weise? Diese uralte philosophische Frage wurde nun von Wissenschaftlern des Weizmann Instituts geprüft.

Um individuelle Aufnahmen eines visuellen Erlebnisses zu vergleichen, haben Prof. Rafael Malach und Uri Hasson gemeinsam mit ihren Kollegen an der Abteilung für Neurobiologie, Voluntären ein Filmsegment gezeigt (in diesem Fall aus dem klassischen Western „The Good, the Bad and the Ugly“), während sie Gehirnscans mit regulär funktionierendem MRI-Geräten unterzogen wurden. Diese Scans erlaubten es den Wissenschaftlern zu beobachten, wessen Gehirne während der Liebes- oder Waffenszenen aktiv waren. Da der Film eine breite Auswahl an verschiedenen visuellen Stimulatoren anbietet – Landschaft, Gesichter, Action, usw. – konnten die Wissenschaftler die Reaktion des Gehirns auf eine reichhaltige, dynamische Szene hin verfolgen. Den Testpersonen einen Film anstelle von vorsichtig ausgewählten Diabildern zu zeigen, wie dies bei solchen Experimenten gewöhnlich getan wird, führte zu einigen überraschenden Ergebnissen. Anstatt nur eine Art von Stimulus zu zeigen und die Reaktion abzuwarten, wurde es den Gehirnregionen erlaubt, eine eigene Auswahl aus einer Vielzahl von Möglichkeiten zu treffen; die Wissenschaftler prüften dann diese Auswahl.

Sie fanden eine auffallende Ähnlichkeit zwischen der Gehirnaktivitätsmustern bei allen Personen; so große Ähnlichkeit, dass das Muster einer Person benutzt werden konnte, um die Gehirnaktivität einer anderen Person während desselben Filmsegments vorherzusagen. „Trotz unseres starken Gefühls von Individualität, impliziert ein so hohes Niveau der Übereinstimmung, dass unsere Gehirne `gleich ticken´, wenn wir derselben visuellen Umgebung ausgesetzt werden,“ sagt Malach.

Überraschenderweise hat das Betrachten der Gehirnscans ergeben, dass wir alle buchstäblich denselben Film sehen und die aktiven Regionen in unseren Gehirnen aber alle verschiedene Filme sehen. Da jede Region von einem bestimmten Trigger aktiviert wird, sucht sie sich nur die Teile aus, die auf ihre spezialisierte Präferenz „ansprechen“. So reagierte die Region, die bei der Erkennung von Gesichtern aktiviert wird, nur dann, wenn sie in Großformat auf dem Bildschirm erschienen, während Landschaft eine Reaktion in einer anderen Gehirnregion , welche uns durch dreidimensionalen Raum geleitet, anregte. Die Wissenschaftler bemerkten eine dritte Region, die aktiviert zu werden schien, wenn die Schauspieler feine Handbewegungen vollführten, von denen sie meinten, dass sie vielleicht Teil eines Netzwerks der Gehirnregionen sind, die uns dabei helfen, die Handlungen und Absichten anderer zu verstehen. „So kommt es,“ sagt Malach, „dass verschiedene Regionen Ihres Gehirns jeweils einen völlig eigenen Film verarbeiten. Die einheitliche Aufnahme, die Sie erleben, ist eigentlich das Ergebnis einer großartigen, individuellen `jam session´ der vielen, verschiedenen, hoch spezialisierten Gehirnregionen.“

Prof. Rafael Malachs Forschungsarbeit wird finanziert von: Mary Ralph Designated Philanthropic Fund; James S. McDonnell Foundation; Nella and Leon Benoziyo Center for Neurosciences; Murray H. & Meyer Grodetsky Center for Research of Higher Brain Functions; Edith C. Blum Foundation Inc.

Media Contact

Ariela Rosen idw

Weitere Informationen:

http://wis-wander.weizmann.ac.il

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