Deutsche Autofahrer könnten sofort zehn Milliarden Euro sparen

Wirtschaftswissenschaftler der Universität Hohenheim errechnen das Einsparpotenzial einer neuen Fahrkultur

„Sind das Milliarden, die keiner will?“, fragt sich Prof. Dr. Werner F. Schulz vom Fachgebiet Uweltmanagement der Universität Hohenheim. Der Grund: Er und seine Mitarbeiter Bettina Klotz und Christoph Nun haben das Mobilitätsverhalten deutscher PKW- und LKW-Fahrer unter die Lupe genommen und das jährliche Einsparpotenzial einer so genannten ökoeffizienten Fahrweise ahand der Daten für das Jahr 2002 errechnet. Ergebnis: Bundesweit könnten jährlich rund 10 Milliarden Liter Kraftstoff – über 8 Milliarden bei PKW und knapp 2 Milliarden bei LKW – sofort eingespart werden. Das sind gute zehn Milliarden Euro.

Auch die Umwelt gewinnt: Insgesamt brächte die neue Fahrweise eine jährliche Entlastung an Kohlendioxid-Emissionen um rund 24 Millionen Tonnen. Diese Menge entspricht der Jahresemision von rund 4 Millionen Ölheizungen in Dreipersonenhaushalten.

Die Hohenheimer Wissenschaftler haben speziell für die Personenkraftwagen in Baden-Württemberg eine eigene Rechnung aufgemacht: Im Jahre 2002 betrug dort die Fahrleistung rund 80.000 Millionen Kilometer bei einem PKW-Bestand von rund 6,5 Millionen Fahrzeugen. In der Summe ergibt sich ein jährliches Einsparpotenzial an Kraftstoff von rund 1,2 Milliarden Litern. Das sind etwa 1,3 Milliarden Euro. Der Umweltentlastungseffekt liegt bei rund 2,9 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Diese Menge entspricht der Jahresemission von rund 600.000 Ölheizungen in Dreipersonenhaushalten.

Besonders viel lässt sich durch eine niedertourige und vorausschauende Fahrweise sparen, die – ohne häufige Abbrems- und Beschleunigungsvorgänge – ein „Mitschwimmen“ im Verkehr erlaubt. Testergebnisse beweisen: Wer rechtzeitig vom dritten in den vierten Gang schaltet, kann auf 100 Kilometer rund 3,5 Liter Sprit sparen.

Die Liste der Spartipps ist lang: Dass das „Warmlaufenlassen“ des Motors im Leerlauf vermieden werden soll, wissen inzwischen die meisten Autofahrer. Dass die Skibox auf dem Autodach 1,5 Liter ausmacht und Fahrräder auf dem Autodach den Spritverbrauch sogar um 2 bis 4 Liter ehöhen, ist vielen Deutschen jedoch noch nicht so richtig klar.

Tausende von Fahrtrainings zeigen, dass sich durch eine angepasste Fahrweise an Fahrzeugen mit Schaltgetriebe rund 20 Prozent, an Fahrzeugen mit Automatikgetriebe rund 10 Prozent des Kraftstoffverbrauchs einsparen ließen. Prof. Schulz, selbst Fahrer eines Mittelklassewagens, ist sich darüber im Klaren, dass dies im Autoalltag nicht ohne Weiteres auf Anhieb gelingt: „Natürlich möchte jeder so schnell wie möglich von A nach B kommen. Trotzdem regen dramatisch leere Haushaltskassen und der rasante Klimawandel die Autofahrer immer häufiger zu einem ökoeffzenteren Fahrstil an. Am Besten ist es, sich in ganz kleinen Schritten systematisch an die neue Fahrkultur zu gewöhnen. Man sollte sich zum Beispiel zu Beginn eines Jahres ein kleines Spritsparziel setzen und am Jahresende prüfen, ob es erreicht wurde. Wer sich noch intensiver mit ener umwelt- und kostenorientierten Fahrweise befassen will, kann an den Fahrtrainings teilnehmen, die inzwischen zu diesem Thema angeboten werden.“

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Klaus H. Grabowski idw

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