Herzinfarkt: Katastrophale Wissenslücken in der Bevölkerung

Über Herzkrankheiten ist der deutsche Bürger nur höchst mangelhaft informiert. Dies ergab eine Studie der „Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie, Angiologie und Pneumologie“ der Charité unter der Leitung ihres Direktors, Professor Dr. Gert Baumann. Trotz 280.000 Herzinfarkten in jedem Jahr und 300.000 Fällen von Herzinsuffizienz, sind Nicht-Betroffene kaum in der Lage, Symptome eines Infarktes, noch weniger die unterschiedlichen Anzeichen bei Mann und Frau zu nennen, oder die Bedeutung von Angina pectoris (Brustenge) zu erkennen und gar daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, etwa den Notarzt zu verständigen. Ebenso unbekannt sind die Risiken, die Diabetes und Bluthochdruck für das Herz bedeuten.

Im Rahmen der Studie der Charité (publiziert in der Fachzeitschrift „Intensiv- und Notfallmedizin“ ([2003] 40; 590-598) wurden auf zwei Fernbahnhöfen Berlins (Bahnhof Zoo und Ostbahnhof) 2000 Reisende (an jedem Bahnhof 1000) gebeten, einen 16 Fragen- Katalog zum Wissen über Herzkrankheiten auszufüllen. 400 der Befragten beantworteten zusätzlich 6 Fragen zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei diesen Leiden. Die Fernbahnhöfe wurden gewählt, weil Reisende dort meist 15 bis 20 Minuten vor Abfahrt der Züge eintreffen und in der Wartezeit einer Fragebogenaktion eher zugänglich sein würden als auf einem belebten Platz der Stadt, was sich als richtig erwies.

Das Ergebnis der Studie bezeichnet Professor Baumann als „katastrophal“ und fordert von der Politik umfassende Aufklärungsmaßnahmen, die ein Sparpotential in Milliardenhöhe bedeuten könnten. Für den Herzinfarkt sollten Aufklärungskampagnen, wie sie seinerzeit für die AIDS-Prävention durchgeführt wurden, als Beispiel dienen. Durch Aufklärung könnten in Deutschland bis zu 200.000 Fälle von chronischen Herzerkrankungen verhindert werden, die „zu den teuersten bezüglich Jahrestherapiekosten“ gehörten.
Aufklärung im öffentlichen Raum scheinen um so wichtiger, als die Studie auch erkannte, daß Informationen über die in Frage stehenden Krankheiten den Bürger vor allem durch das Fernsehen und andere Medien erreichen, der Hausarzt dagegen als Aufklärer keine Rolle spielt. Aufklärung kann sicher auch nicht in einmaligen Aktionen erfolgreich sein: Nicht einmal die Mühen der intensiven Gesundheitsaufklärung in der DDR (Primärprävention) haben sich (jedenfalls 14 Jahre nach der Wiedervereinigung) in Bezug auf den Herzinfarkt in der Bevölkerung erkennbar niedergeschlagen.

Gelegenheit sich umfassend zu informieren, gibt die Charité jedem Interessierten im Rahmen der bundesweit durchgeführten „Herzwoche 2003“ vom 2.-7. November in der „Medizinischen Klinik m.S. Kardiologie, Angiologie und Pneumologie“, Campus Charité-Mitte, in täglichen Vorlesungen. (Programminformationen auch unter:Tel: 030 450 513 182 und im Internet. Den Auftakt bildet die Sonntagsvorlesung am 2. November 2003 von 10.00 bis 12.00 Uhr im Großen Hörsaal des Charité Hochhauses an der Luisenstraße. Professor Dr. Gert Baumann wird zum Thema sprechen:“ Herzinfarkt: Jede Minute zählt! Was muß ich tun, wie soll ich mich verhalten?“

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Dr. med. Silvia Schattenfroh idw

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