Krankenhäuser werden zu Profit Centern

Betreiber verlangen von ihren Kliniken immer häufiger, als Profit Center rentabel zu arbeiten. Die Folge: Die Häuser planen einen massiven Stellenabbau, denn rund 70 Prozent der Kosten entfallen aufs Personal. Hintergrund der Sparmaßnahmen: Die Gesundheitsreform kann die pessimistische Stimmung der Krankenhausbetreiber nicht aufhellen. So schätzt ein Drittel der Topentscheider des deutschen Gesundheitswesens, dass sich ihre Branche bis 2005 schlechter entwickelt als die übrige Wirtschaft. Nur jeder fünfte meint, dass sich die eigene Lage verbessert. Besondere Sorgen haben die großen Kliniken: 42 Prozent von ihnen glauben, dass ihre Branche hinter der Gesamtwirtschaft zurückbleibt. Das zeigt der „Branchenkompass Gesundheitswesen“, eine aktuelle Studie von Mummert Consulting und dem F.A.Z.-Institut.

Fast unisono planen die Entscheider Einschnitte bei den Mitarbeitern: Neun von zehn großen Kliniken wollen bis 2005 Stellen abbauen. In der Regel macht das Personal mit rund 70 Prozent den größten Teil der Kosten eines öffentlichen Hauses aus. Daneben setzen die Kliniken auf die Optimierung von Logistik und IT-Struktur sowie auf eine stärkere Kostenkontrolle. Fast alle Führungsetagen werden darüber hinaus zahlreiche nichtmedizinische Bereiche auslagern.

Ganz oben auf der Liste der Bereiche, die die Verwaltungen großer Häuser nicht mehr selbst betreiben wollen, stehen mit knapp 70 Prozent die Wäschereien. Auch der Hol- und Bringservice, also zum Beispiel die Verlegung von Patienten, (63 Prozent) und die Küche (50 Prozent) werden bis 2005 vielfach in die Hände privater Betreiber übergehen. Bei kleineren Krankenhäusern sind die Zahlen etwas niedriger, diese Kliniken setzen stark auf ein Auslagern der Apotheke. Auffällig: Die Privatkliniken sind in weit größerem Maße zum Outsourcing bereit. Acht von zehn dieser Häuser wollen Bereiche auslagern. Bei den öffentlichen Betreibern ist es nur die Hälfte.

Durch Auslagerung lassen sich bis zu 30 Prozent der bisherigen Kosten sparen, so die Studie. Die Betriebsteile werden in der Regel in eine eigenständige Gesellschaft überführt. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter etwa vom bisherigen Bundesangestelltentarif häufig in andere, flexiblere Tarifverträge wechseln müssen – zum Vorteil für die Krankenhäuser, zum Nachteil für die Beschäftigten.

Um ein Krankenhaus für den liberalisierten Markt fit zu machen, müssen aber über Personalabbau und Auslagerung hinaus die Arbeitsprozesse auf den Prüfstand. Die traditionell zersplitterte Organisationsstruktur der Krankenhäuser wird laut den Experten nicht mehr lange bestehen bleiben. Stattdessen erwarten sie, dass ähnliche klinische Leistungen verschiedener Häuser in Zentren zusammen gefasst werden. Außerdem rechnen sie mit neuen Strukturen des internen Finanz-, Leistungs-, Patienten- und Ressourcenmanagements. Im Klartext: Kostentreiber in den internen Abläufen sollen aufgespürt und beseitigt werden. Die Mittel dazu sind neue IT-Systeme, etwa zur Bettendisposition, sowie ein ver-stärktes Controlling. So will jeder vierte private Betreiber in naher Zukunft stark in die Finanzbuchhaltung und das Controlling investieren.

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Mummert Consulting

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