44 Prozent der EU-Bürger pro Biotechnologie gesinnt

Mehrheit aber gegen Einsatz im Landwirtschafts- und Lebensmittelbereich

44 Prozent der EU-Bürger glauben, dass Biotechnologie ihren Lebensstandard verbessern wird. 17 Prozent stehen dem Einsatz der Biotechnologie skeptisch gegenüber. Dies geht aus der aktuellen Eurobarometer-Umfrage „Europäer und Biotechnologie 2002“ hervor. Die Erhebung stützt sich auf die Befragung von 16.500 Europäern, rund 1.000 je Mitgliedstaat. Einbezogen wurden alle wichtigen Akteure der EU-Biotechbranche wie öffentliche Forschungszentren, Hochschulen, Biotech-Unternehmen sowie KMU.

Die Zahlen für 2002 zeigen eine Trendumkehr zum Vergleichszeitraum 1991 bis 1999. In diesem Zeitraum sank der Optimismus kontinuierlich. In der Periode 1999 bis 2002 erreicht der Optimismus wieder jenen der frühen 90-er Jahre. Der zunehmende Optimismus gilt laut Erhebung für alle EU-Länder mit den Ausnahmen von Deutschland und Niederlande. Hier stieg die Pro-Biotech-Einstellung bereits im Zeitraum 1996 bis 1999.

Nach wie vor unterscheiden Europäer deutlich zwischen den Anwendungsfeldern der Biotechnologie. Biotechnologie zu medizinischen Zwecken wird von vielen befürwortet, aber die Mehrheit der Europäer ist gegen ihren Einsatz im Landwirtschafts- und Lebensmittelbereich, der als „riskant“ erachtet wird. Während alle 15 EU-Mitgliedstaaten Gentests für vererbbare Krankheiten und das Klonen von menschlichen Zellen und Geweben als sinnvoll erachten, kann die Mehrheit der Europäer mit den Ausnahmen Spanien, Portugal, Irland und Finnland Gen-Nahrungsmitteln nichts abgewinnen. Die öffentliche Ablehnung von GV-Produkten ist in jenen EU-Ländern am größten, deren Regierungen das De-facto-Moratorium gegen neue GVO-Zulassungen befürworten. Dies sind Frankreich, Italien, Griechenland, Dänemark, Österreich und Luxemburg. Mehrheitlich befürwortet werden GV-Lebensmittel nur in vier Ländern – Spanien, Portugal, Irland und Finnland. Transgene Tiere für Xenotransplantationen werden nur mäßig unterstützt, zur Gänze nicht von Finnland, Griechenland und Österreich.

Die Ablehnung der Biotechnologie in Lebensmitteln und der Landwirtschaft hat dazu geführt, dass Feldversuche mit genetisch veränderten Organismen (GVO) in der EU um 76 Prozent zurückgingen. Zudem erklären 61 Prozent der privaten Biotech-Unternehmen, dass sie in den letzten vier Jahren GVO-Forschungsprojekte abgesagt hätten.

Betreffend dem Vertrauen der Europäer in Biotechnologie-Fachleute machen bei 70 Prozent der Befragten Ärzte, Wissenschaftler an Hochschulen und Verbraucher- und Patientenverbände das Rennen. 55 Prozent vertrauen Wissenschaftlern aus der Industrie sowie der Kommission und Landwirten. Weniger als die Hälfte glauben an Statements der eigenen Regierung oder der Wirtschaft. Der typische GM-Befürworter ist der Erhebung zufolge männlich, vertraut prinzipiell neuen Technologien, beschäftigt sich mit Wissenschaft bzw. Biotechnologie eher als mit Politik und ist materialistisch eingestellt.

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pressetext.austria Sandra Standhartinger

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