Internet unterstützt "Buch des Lebens"

25-jährige Studie zur Erfassung aller Erdspezies gestartet

Ein ambitioniertes Internet-basiertes Projekt soll in den kommenden 25 Jahren alle Tier- und Pflanzenspezies der Erde beschreiben. Unter dem Titel „All Species Foundation“ soll das erreicht werden, von dem Naturwissenschaftler nur träumen: eine umfassende Aufzeichnung über die Flora und Fauna. Einig sind sich die Wissenschaftler auch darüber, dass das Projekt schnell realisiert werden muss, da täglich neue Spezies aussterben, von denen die Forscher noch nichts wissen.

„Rund 1,7 Mio. Spezies sind derzeit bekannt“, erklärt David Hillis von der Universität von Texas und Mitbegründer des Projekts. Die Schätzungen über die Zahl aller Spezies schwanken zwischen zehn und 100 Millionen, so der Forscher. „In vielen Fällen gibt es große Wissenslücken der Biologie“. Das ehrgeizige Projekt, das sich auch die Erkenntnisse der DNA-Sequenzierung zu nutze macht, soll vor allem Interaktionen verschiedener Arten aufzeigen. Damit könnten ökologische Zusammenhänge besser verstanden werden. „Es der Wissenschaft unklar, wie verschiedene Arten überleben können. Einfach aus dem Grund heraus, dass wir vieles gar nicht wissen“. Artenschutz könne nur erfolgreich sein, wenn die Zusammenhänge klar sind, so der Wissenschaftler.

Lord Robert May, Präsident der Royal Society der britischen Akademie der Wissenschaften, meinte dazu, dass es seit 600 Mio. Jahren keine so große Rate an aussterbenden Arten gegeben habe wie in diesem Jahrhundert. Die Situation werde sich aber in den kommenden Jahrzehnten noch weiter zuspitzen. Der Forscher rechnet alleine in diesem Jahrhundert mit der Zunahme um den Faktor zehn. „Wir stehen am Knackpunkt der sechsten großen Welle an Ausrottungen in der Geschichte der Erde. Diesmal ist eines aber anders: der Mensch ist dafür mitverantwortlich“, so May. „Wenn wir nicht in einer Welt leben wollen, die der des Science-Fiction-Films ‚Blade Runner‘ ähnelt, müssten sofortige Aktionen starten.“

John Lawton, Vorsitzender des UK-National Environment Research Council (NERC), meint, dass es ohne Taxonomie, das ist die biologische Systematik, keine moderne Biologie geben kann. „Das ist so, wie jemand, der in einer Bibliothek ohne Wissen, wo welches Buch steht, einen einzelnen Titel sucht“, meint der Forscher. Rund 1,5 Mio. Arten sind bereits beschrieben, jährlich kommen etwa 10.000 dazu. „Wenn wir mit dem gleichen Tempo weitermachen, dauert es aber 500 Jahre bis wir fertig sind“, meint Lord May. Das sei jedenfalls zu langsam.

Professor Hillis zeigt sich überzeugt, dass die Datenbank in den kommenden 25 Jahren fertig sein wird. „Das Projekt ist genauso visionär wie die Mondlandung oder die Sequenzierung der menschlichen Gene, aber es besteht berechtigte Hoffnung, dass es tatsächlich zu Stande kommt“, so Hillis. Ein erstes Beispiel für die Entdeckung einer neuen Spezies gibt es bereits: In den natürlichen Wasserreservoirs rund um Austin, Texas, lebt ein blinder Salamander. Obwohl die Menschen dort regelmäßig schwimmen gehen, blieb das Amphibium bis zum Vorjahr unentdeckt. Der Vorteil der webbasierten Datenbank liegt darin, dass sie schneller und effektiver arbeitet als bisher gängige Methoden, die zum Vergleich bereits beschriebene Spezies aus Museen gegenüberstellt. DNA-Analysen zeigen schneller, ob es sich um eine neue Art handelt oder nicht.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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