Energieversorger treten auf die Kostenbremse

Fünf Jahre nach der Liberalisierung des deutschen Strommarktes treten nun auch bei den Energieversorgern die Manager auf die Kostenbremse. Der Grund: Der Preisdruck am Markt nimmt zu. Erst im Juli hat die Branche den Anbieterwechsel für Endkunden nochmals erleichtert. Zwei von fünf Energieversorgern sehen in mehr Kostenkontrolle den Königsweg gegen die aktuellen Probleme. Die Folge: Die Unternehmen prüfen Lieferantenbeziehungen, führen ein umfassendes Controlling ein und suchen nach Kooperationspartnern. Mehr als 80 Prozent der Manager investieren in die Umorganisation des eigenen Unternehmens. Zu diesem Ergebnis kommt der „Branchenkompass Energieversorger“, eine Studie von Mummert + Partner, dem F.A.Z.-Institut und dem manager magazin.

Die Energieversorger klagen über den Preisdruck und die Rahmenbedingungen am Markt. So sind beispielsweise die Kosten in Deutschland höher als in den Nachbarländern. Besonders teuer: die Durchleitungsentgelte der lokalen Netzbetreiber. Diese sind verpflichtet, Chancengleichheit beim Leitungszugang zu gewähren. Doch zwischen den verschiedenen Regionen gibt es starke Kostenunterschiede. Die Differenz kann innerhalb Deutschlands teilweise bis zu 300 Prozent betragen.

Seit 2001 steigen die Strompreise wieder. Der Grund: Die positiven Effekte der Liberalisierung werden unter anderem durch Ökosteuer und Preiskampf aufgehoben. Ein Drittel der Manager der Energiebranche meint inzwischen, die Liberalisierung habe keinen allgemeinen volkswirtschaftlichen Nutzen gehabt. Der deutsche Sonderweg – nur hier zu Lande sind im Gegensatz zu unsren europäischen Nachbarn die Strom- und Gasnetze überhaupt nicht mehr staatlich reguliert – gilt jedem sechsten als Standortnachteil. Ein weiteres Problem ist die neue Sparsamkeit der Endabnehmer. Zwar haben weniger als ein Zehntel der Kunden den Anbieter gewechselt, doch rund die Hälfte hat günstigere Verträge beim alten Anbieter unterschrieben.

Auch in Kooperationen und Fusionen sehen die Entscheider einen Weg, dem Kostendruck zu begegnen. Eine Fusionswelle ist allerdings nicht zu erwarten: Vier Fünftel bevorzugen Allianzen und Kooperationen. Beliebteste Bereiche für Kooperationen sind der Stromhandel, Lieferung und Vertrieb sowie der Handel mit Gas. Besonders beim Stromhandel bedeutet dies auch: Alte Lieferantenbeziehungen werden nun unter Kostengesichtspunkten geprüft.

Media Contact

Roland Heintze ots

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Erstmals 6G-Mobilfunk in Alpen getestet

Forschende der Universität Stuttgart erzielen leistungsstärkste Verbindung. Notrufe selbst in entlegenen Gegenden absetzen und dabei hohe Datenmengen in Echtzeit übertragen? Das soll möglich werden mit der sechsten Mobilfunkgeneration – kurz…

Neues Sensornetzwerk registriert ungewöhnliches Schwarmbeben im Vogtland

Das soeben fertig installierte Überwachungsnetz aus seismischen Sensoren in Bohrlöchern zeichnete Tausende Erdbebensignale auf – ein einzigartiger Datensatz zur Erforschung der Ursache von Schwarmbeben. Seit dem 20. März registriert ein…

Bestandsmanagement optimieren

Crateflow ermöglicht präzise KI-basierte Nachfrageprognosen. Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen liegt darin, Über- und Unterbestände zu kontrollieren und Lieferketten störungsresistent zu gestalten. Dabei helfen Nachfrage-Prognosen, die Faktoren wie Lagerbestände, Bestellmengen,…

Partner & Förderer