Digital sei der Mensch, hilfreich und gut

Will ein Autohersteller herausfinden, ob sein neues Fahrzeug für den internationalen Markt geeignet ist, so wäre es zu aufwändig, Menschen verschiedener Nationalitäten zum Probesitzen zu bitten.

Ob ein eher kleinerer Japaner optimal das Gaspedal erreicht, ein Amerikaner den bestmöglichen Überblick durch die Windschutzscheibe hat und ein Schwede gut an die Schaltung kommt, finden große Unternehmen mit Hilfe digitaler Menschmodelle heraus. Diese werden am Computer anhand von internationalen Durchschnittskörpermaßen erzeugt und in ein virtuelles Auto gesetzt.

Klingt einfach, ist es aber nicht: „Die Bedienung der entsprechenden Computerprogramme ist recht aufwändig und vor allem die Simulation von Bewegungen erfordert viel Zeit“, erklärt Jens Mühlstedt, Promovend an der Professur Arbeitswissenschaft der TU Chemnitz. Deshalb nimmt eine Arbeitsgruppe der Professur die digitalen Menschmodelle genauer unter die Lupe. Auch in der Lehre kommen die Menschmodelle zum Einsatz, um die Studierenden durch die Arbeit mit den Systemen für das Thema Ergonomie zu sensibilisieren.

Partner des Industrieprojektes ist Siemens. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt selbst ein digitales Menschmodell – mit dem männlichen Modell Jack und dem weiblichen Pendant Jill – und ist deshalb sehr an der Optimierung interessiert.

Im ersten Schritt des Projektes wurden Experteninterviews durchgeführt.
„Wir haben zwar an der TU selber einige Erfahrung bei der Anwendung von Menschmodellen, da wir immer wieder Projekte für Unternehmen oder für andere Uni-Wissenschaftler damit bearbeiten. Aber wir wollen natürlich auch auf das Wissen weiterer Experten zurückgreifen“, so Mühlstedt. So wurden qualitative Aussagen zu Einsatzgebieten, typischen Aufgaben sowie Vor- und Nachteilen der Modelle gewonnen. Die wissenschaftlichen Konzepte, die die TU-Forscher erarbeiten, lassen sich aber auch auf andere Bereiche anwenden.

Denn die Menschmodelle kommen nicht nur in der Autoindustrie zum Einsatz, sondern überall, wo die Ergonomie analysiert werden soll – etwa bei der Gestaltung eines Arbeitsplatzes. Verbesserungsmöglichkeiten zeichnen sich nach der Expertenbefragung bereits ab. So zeigte sich, dass die derzeitigen Modelle bei statischen Analysen sinnvoll einsetzbar sind – also überall, wo Momentaufnahmen untersucht werden. Bei Bewegungsanalysen aber ist der Aufwand so groß, dass er sich derzeit nur in Ausnahmefällen lohnt. „Das muss sich ändern. Alles lässt sich verbessern und wir möchten die Modelle auch für dynamische Analysen sinnvoll zum Einsatz bringen“, so Mühlstedt.

Die Experteninterviews waren die Grundlage zur Entwicklung von Fragebögen, die bei der aktuell laufenden Anwenderbefragung zum Einsatz kommen. Rund 50 Nutzer sollen sich so an der Studie beteiligen. „Wir richten uns an Anwender von digitalen Menschmodellen in verschiedenen Branchen und Anwendungsbereichen. Zwar haben wir beispielsweise durch die Arbeit in einem Arbeitskreis des VDI, des Vereins deutscher Ingenieure, zum Thema schon recht gute Kontakte, aber wir freuen uns über jeden weiteren Teilnehmer, der mit seinen Erfahrungen zur Verbesserung der Modelle beitragen möchte“, ruft Mühlstedt auf.

Weitere Informationen erteilt
Jens Mühlstedt, Telefon 0371 531-36464,
E- Mail jens.muehlstedt@mb.tu-chemnitz.de
Technische Universität Chemnitz
Katharina Thehos, Wissenschaftsredakteurin
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