Teure Schnäppchen – Handel und Konsumgüterindustrie vernachlässigen indirekte Beschaffungskosten

Die Globalisierung hat die Art und Weise der Beschaffung und Herstellung von Produkten grundlegend verändert. Immer mehr Handels- und Konsumgüterunternehmen kaufen Produkte und Material weltweit ein und wetteifern um die höchste Effizienz.

Für die überwiegende Mehrheit (73 Prozent) der Unternehmen ist ein möglichst niedriger Einkaufspreis das Hauptmotiv, allerdings kann jeder vierte befragte Einkaufsmanager den durch das so genannte Global Sourcing erzielten Kostenvorteil nicht genau beziffern. Zudem ist fast jedes dritte Unternehmen nicht davon überzeugt, dass seine bisherigen Sourcing-Aktivitäten die Beschaffungskosten tatsächlich gesenkt haben, wie aus der Studie „Global Sourcing: Shifting Strategies“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht.

„Viele Unternehmen treffen ihre Sourcing-Entscheidungen offensichtlich ohne eine verlässliche Kalkulationsbasis. Sie berücksichtigen Transport- und Logistikkosten, vernachlässigen aber wichtige Faktoren wie Steuern, das Risiko von Lieferausfällen oder Kosten für Qualitätssicherung und Informationstechnologie sowie Compliance.

Beim Aufbau einer optimalen Lieferkette müssen alle Kostentreiber erfasst und einbezogen werden“, kommentiert Gerd Bovensiepen, Partner bei PwC und Leiter des Competence Centers Retail & Consumer.

Für die Studie befragte PwC für den Einkauf verantwortliche, leitende Führungskräfte von 59 international tätigen Handels- und Konsumgüterunternehmen aus Australien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Kanada und den USA. Fast die Hälfte der Unternehmen (44 Prozent) beschafft jährlich Waren im Wert von mehr als 500 Millionen US-Dollar, gut jedes vierte kauft sogar für mehr als eine Milliarde US-Dollar ein.

Drei von vier befragten Händlern und Konsumgüterherstellern sind davon überzeugt, dass die Beschaffung über global vernetzte Lieferketten in den kommenden fünf Jahren weiter an Bedeutung gewinnt. Jedes fünfte erwartet ein Wachstum des Sourcing-Volumens um mehr als 20 Prozent, kein Unternehmen geht von einem Rückgang aus.

Derzeit ist China der mit Abstand wichtigste Beschaffungsmarkt – 83 Prozent der befragten Unternehmen kaufen hier ein. Indien folgt mit 58 Prozent auf dem zweiten Rang. Doch sind keineswegs nur Niedriglohnländer bei der Beschaffung von Bedeutung. So kaufen beispielsweise 68 Prozent aller befragten europäischen Handels- und Konsumgüterunternehmen auch in Italien ein.

Gesucht: Hohe Qualität – niedrige Kosten

Maßgebliche Aspekte bei der Entscheidung für einen Beschaffungsmarkt beziehungsweise eine Sourcing-Strategie sind Qualität (90 Prozent der Befragten) und Kosten (88 Prozent) der angebotenen Waren. Gut die Hälfte der Unternehmen (53 Prozent) berücksichtigt geltende Umweltstandards, ein ebenso großer Teil der Befragten achtet auf länderspezifische Risiken, beispielsweise instabile politische Verhältnisse.

Obwohl die Beschaffungskosten einen so hohen Stellenwert haben, erfassen die Unternehmen häufig nur einen Teil der bei der Beschaffung anfallenden Kosten. So beziehen zwar fast alle Befragten den Aufwand für Transport und Logistik (97 Prozent) in ihre Kalkulation ein, doch lässt fast jeder fünfte Steuern und Zölle außen vor, jedes vierte Unternehmen ignoriert Wechselkursrisiken. Ausgaben für die Qualitätskontrolle berücksichtigen nur zwei von drei Unternehmen, und nur jedes zweite berücksichtigt Kosten durch mögliche Lieferausfälle.

Nachholbedarf in puncto Produktsicherheit

Je mehr Länder und Lieferanten in die Beschaffung eingebunden sind, desto schwieriger wird es, eine störungsfreie Warenversorgung sicher zu stellen. Die wichtigste Voraussetzung für eine intakte Lieferkette ist nach Einschätzung der meisten Befragten (78 Prozent) die Gewährleistung der Produktsicherheit. Doch nur 47 Prozent der Handels- und Konsumgüterunternehmen sind sich „sehr sicher“, dass diese Anforderung stets erfüllt ist. „Jedes dritte Unternehmen hat zumindest leichte Zweifel daran, dass es von seinen Lieferanten immer absolut einwandfreie Ware bekommt. Angesichts der katastrophalen Auswirkungen, die fehlerhafte oder gar gesundheitsgefährdende Produkte auf Markenimage und Konsumentenvertrauen haben können, müssen Händler und Konsumgüterhersteller mehr für die Qualitätskontrolle tun“, betont Kai Michael Beckmann, Manager bei PwC im Bereich Retail & Consumer.

Neben dem Thema Produktsicherheit treibt viele Einkaufsmanager (61
Prozent) auch das erhöhte Risiko für Wirtschaftskriminalität um. Fast genau so viele (59 Prozent) befürchten Imageverluste, sollten Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben nicht den internationalen Standards genügen, sowie finanzielle Einbußen durch Produktpiraterie und Patentverletzungen (58 Prozent). Während immerhin 70 Prozent der Befragten die erstgenannten Risiken nach eigener Einschätzung mehr oder weniger im Griff haben, sagt dies beim Schutz von geistigem Eigentum nur jedes zweite Unternehmen.

Klimaschutz wird Kostenfaktor

Auch wenn die Unternehmen mit einer wachsenden Bedeutung des Global Sourcing rechnen, dürften steigende indirekte Beschaffungskosten weitere Einsparungen erschweren. So erwarten drei Viertel der befragten Unternehmen in den nächsten fünf Jahren steigende Treibstoffpreise, und 66 Prozent sehen Engpässe bei den Transportkapazitäten als Barrieren für ein intensiviertes Sourcing.

Ausgaben für den Klimaschutz werden nach Ansicht von 68 Prozent der Befragten ein wichtiger Kostenfaktor bei Sourcing-Entscheidungen.

Bislang spielt dieser Aspekt nur eine untergeordnete Rolle. Zwar sehen 41 Prozent der Unternehmen die Klimabilanz als Risikofaktor für ihre Beschaffungsstrategie. Jedoch glauben derzeit nur 22 Prozent, dass sie die Kosten für den Klimaschutz kontrollieren können, 32 Prozent sind gegenteiliger Ansicht.

Die Studie „Global Sourcing: Shifting Strategies – A Survey of Retail and Consumer Companies“ können Sie hier kostenlos herunterladen: www.pwc.de/de/retail-consumer

Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in Deutschland mit 8.390 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,35 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung (Advisory).

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