Das Herz wird krank - wenn Ärger, Stress, Wut und Sorgen keinen anderen Ausweg finden. Besonders gefährdet sind offenbar Menschen, die ihre Gefühle nicht ausdrücken können.
Eine Studie an der Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen will für solche Menschen neue Behandlungsmöglichkeiten erforschen. Die Studie soll gezielt Patienten helfen, die bereits eine Herzerkrankung haben und unter depressiven Verstimmungen leiden, weil sie mit ihren negativen Gefühlen nicht gut umgehen können. Solche Patienten sind deshalb besonders gefährdet, vermehrte Komplikationen zu erleiden.
Die Behandlungsstudie läuft über fünf Jahre und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit zunächst 1,04 Millionen Euro gefördert. Kooperationspartner ist Priv.-Doz. Dr. Christian Albus, Leiter der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Köln. Neben der Abteilung Kardiologie und Pneumologie (Direktor: Prof. Dr. Gerd Hasenfuß) der Universitätsmedizin Göttingen sind neun weitere Universitätsklinika in Deutschland beteiligt. Erste Patienten werden im Herbst 2008 in das Programm aufgenommen und jeweils bis zu ein Jahr lang betreut. Für sie entstehen keine zusätzlichen Behandlungskosten. Ergebnisse sind voraussichtlich im Jahr 2013 zu erwarten.
Im Blickpunkt der Göttinger Behandlungsstudie stehen Patienten, die nicht über ihren Ärger oder andere so genannte "negative" Gefühle reden können. Psychosomatische Untersuchungen belegen: Menschen mit einer Depression haben ein doppelt so hohes Risiko, eine koronare Herzerkrankung zu entwickeln oder an ihren Folgen zu versterben. Als gefährdet gelten besonders Herzpatienten, die die typischen Verhaltensweisen des so genannten "Distressed Personality Type" aufweisen. Typisch ist: Sie neigen vermehrt zu negativen Gefühlen wie Ärger, Niedergeschlagenheit oder Sorgen. Sie verstecken diese aber vor anderen Menschen, weil sie Hemmungen haben, sich mit anderen Menschen auszutauschen. Die Folge: Die seelischen Belastungen werden nicht ausreichend abgebaut. Und dies macht dann Herz und Seele krank.
"Wir nehmen an, dass solche tief liegenden Persönlichkeitsmerkmale die Entstehung einer Depression begünstigen und eine Genesung behindern", sagt Prof. Herrmann-Lingen. Die Göttinger Studie bietet deshalb erstmals ein gestuftes Therapieangebot an. Die Studienteilnehmer sollen gezielt lernen, ihre krankmachenden Muster zu durchbrechen und besser mit psychischem Druck umzugehen. Die hierfür angebotene Psychotherapie wird am individuellen Bedarf ausgerichtet und mit der üblichen kardiologischen Behandlung für die Herzerkrankung kombiniert.
Auch genetische Faktoren hat die Psychosomatische Medizin im Visier. "Eine bestimmte Veranlagung, der ‚genetische Faktor', könnte ebenso eine Rolle spielen", sagt Prof. Herrmann-Lingen: "Wir suchen deshalb nach genetischen Merkmalen, die mit besonders günstigen oder ungünstigen Therapieverläufen einhergehen, um in Zukunft die Behandlung noch stärker an die individuellen Voraussetzungen anpassen zu können.
"Die Ergebnisse der Studie sind für die Behandlung von Herzerkrankungen sehr wichtig", sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Abteilung Kardiologie und Pneumologie am Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen. Die Zahlen sprechen für sich: Etwa ein Drittel der Herzpatienten leiden an einer depressiven Erkrankung.
Der Einfluss psychischer Faktoren auf die Herzgesundheit ist vielfältig: Eine Depression erhöht das Risiko zu erkranken. Selbst leichtere depressive Verstimmungen verschlechtern bei Herzpatienten die Aussicht auf Genesung. Betroffene haben oft stärkere Herzbeschwerden. Sie zeigen weniger Antriebskraft, sich aktiv für die notwendige Verbesserung ihres Gesundheitsverhaltens einzusetzen. Auch die Regulation zahlreicher Körperfunktionen gerät durch die Depression aus dem Lot. Eine herkömmliche Verhaltenstherapie wirkt bei depressiven Patienten mit koronarer Herzkrankheit kaum. Viele Antidepressiva können nicht eingesetzt werden, weil sie auf das Herz-Kreislauf-System starke Nebenwirkungen haben. Bei leichteren Depressionen ist ihr Nutzen ungewiss. Dies kann zu einem Teufelskreis aus körperlichen und seelischen Leiden führen. Die Sterblichkeit nimmt dadurch drastisch zu.
WEITERE INFORMATIONEN:
Stefan Weller | Uni Göttingen
Weitere Informationen:
http://www.universitaetsmedizin-goettingen.de
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