Kfz-Ersatzteil-Discounter: Kopie schlägt Original

Der Anteil der Zulieferer und unabhängiger Ersatzteilhersteller (Nicht-OEM) am deutschen Sekundärmarkt für Kfz-Ersatzteile wie Karosserie, Licht und Glas wird erheblich steigen – nicht nur bei freien, sondern auch bei Vertragswerkstätten.

Durch die EU-Liberalisierungsbeschlüsse, die kurzfristig für alle Mitgliedsstaaten verbindlich werden, sinken zwar die Preise, doch die Nachfrage wird den Preisverfall überkompensieren. Davon profitieren hauptsächlich die Nicht-OEM – ihr erwarteter Volumenzuwachs in Deutschland bewegt sich bei 45,6 Prozent ab Gesetzesänderung. Sie legen vor allem im Niedrigpreissegment zu, während die Originalhersteller durch Kundenbindungsmaßnahmen in der Luxusklasse und bei Firmenflotten Marktanteile halten können.

„Basis unserer Prognosen ist die Annahme, dass der Kfz-Ersatzteilmarkt künftig vollständig liberalisiert wird. Das Modell bezieht insgesamt 15 EU-Länder in die Berechnungen ein. Die bereits liberalisierten Märkte fließen mit ihrem aktuellen Umsatz ein, für die nicht-liberalisierten Länder wurde ein Modellrechnung entwickelt“, erklärt Dr. Martin Hölz, Consulting Partner und Industry Leader für die Automobilindustrie bei Deloitte. „Das Modell quantifiziert mit der Marktanteilsverschiebung und der Volumensveränderung dabei zwei Dimensionen, die die Marktentwicklung maßgeblich bestimmen.“

Marktverschiebung: Nicht-OEM gewinnen Marktanteile

Insbesondere im Volumenmarkt können Nicht-OEM über bestehende Distributionskanäle Ersatzteile rentabel anbieten – der potenzielle Markt an entsprechenden Karosserieteilen beträgt EU-weit und in Deutschland gleichermaßen 76,5 Prozent. Im EU-Vergleich wichtigen Automobil- und Zubehörmarkt Deutschland ist die Preisdifferenz zwischen Ersatzteilherstellern gravierend. Allerdings haben bereits heute Nicht-OEM Zugang zu wichtigen Distributionskanälen: Aktuell beziehen freie Werkstätten 90 bis 100 Prozent dieser Ersatzteile, und auch Vertragswerkstätten verwenden diese vermehrt. Um ihre Position zu schützen, nutzen OEM verstärkt Kundenbindungsmaßnahmen – diese spielen jedoch nur im Hochpreissektor und bei Firmenwagen eine entscheidende Rolle.

Marktvolumen: Nicht-OEM profitieren überproportional

Europaweit ist in den nächsten Jahren eine Erhöhung des Marktvolumens für sichtbare Ersatzteile zu erwarten. Dazu tragen Faktoren wie der attraktive Gebrauchtwagenmarkt, die niedrigen Neuzulassungszahlen und das steigende Durchschnittalter vor allem in Deutschland bei. Die erhöhte Nachfrage kompensiert die zu erwartende Preisreduktion und sorgt für höhere Ersatzteilumsätze – die höchsten Zuwächse entfallen dabei auf das Volumensegment. Die Marktanteile verschieben sich zu Gunsten der Nicht-OEM, weil sie vergleichbare Qualität und wettbewerbsfähige Services zu wesentlich günstigeren Preisen anbieten.

„Zurzeit haben wir in Europa eine uneinheitliche Situation: In Deutschland, Frankreich oder Dänemark besteht ein Geschmacksmusterschutz für sichtbare Ersatzteile, während der Markt in Großbritannien, Belgien und Italien schon weitgehend liberalisiert ist. Das Europäische Parlament verlangt eine verbindliche EU-weite Regelung, die zu mehr Wettbewerb führen wird“, kommentiert Dr. Martin Hölz.

Die OEM werden deutschlandweit etwa 13,5 Prozent Marktanteile an ihre Wettbewerber verlieren. Ihr Anteil an der liberalisierungsbedingten Vergrößerung des Marktvolumens ist jedoch nur marginal – hier ist nur etwa ein Prozent zu erwarten. Umgekehrt gewinnen die Nicht-OEM Anteile in Höhe von knapp 46 Prozent. „Auf die Gewinne der Nicht-OEM wird sich die Gesamtentwicklung durch Zuwächse in Höhe von 22,8 Prozent niederschlagen, während die OEM in Deutschland mit Gewinnverringerungen um knapp 7 Prozent rechnen müssen“, erläutert Enrik Schiller, Consulting Partner und Industry Leader für die Fertigungsindustrie bei Deloitte.

„Ohne entsprechende Kundenbindungsmaßnahmen werden Automobilhersteller im Ersatzteilgeschäft massiv Marktanteile verlieren“, resümiert Dr. Martin Hölz. „Schon heute müssen sie deshalb ihre Unternehmensstrategie auf die kommende Liberalisierung ausrichten und geeignete Maßnahmen, wie beispielsweise alternative Geschäftsmodelle mit anderen Betriebsformen oder entsprechende Kooperationen mit freien Werkstätten, durchrechnen.“

Die Studie erhalten Sie auf Anfrage.

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