HIV-Therapie würde in Südafrika 1,2 Mio. Todesfälle verhindern

Eine flächendeckende Versorgung der HIV-Erkrankten in Südafrika mit antiretroviralen Medikamenten könnte alleine in den nächsten fünf Jahren mehr als 1,2 Mio. Aids-Tote verhindern. Zu diesem Schluss kommt die Forscherin Rochelle Walensky in einer Studie des Massachusetts General Hospitals.

In Südafrika sind 19 Prozent der Erwachsenen zwischen 15 und 49 Jahren infiziert. Von den fünf bis sechs Millionen Patienten erhält jedoch nur ein Drittel geeignete Versorgung. „Andere Schätzungen gehen sogar nur von zehn Prozent aus“, so Andreas Wenzel, Afrika-Experte der Caritas, auf Anfrage von pressetext. „Es reicht jedoch nicht aus nur Medikamente zur Verfügung zu stellen. Es ist notwendig, in einem ganzheitlichen Ansatz das gesamte Gesundheitssystem zu verbessern.“

Walensky appelliert mit ihrer Studie an die US-Regierung, den Emergency Plan for AIDS Relief (PEPFAR) weiterhin durchzuführen. Aus dem PEPFAR und dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria finanzieren die jeweiligen Regierungen die Medikamente für ihre Bürger. Sollte bis 2011 jeder Erkrankte mit Medikamenten versorgt sein, könnten 1,2 Mio. Leben verlängert werden. Würde das Programm bereits jetzt vollständig umgesetzt, könnten die erwarteten 2,4 Mio. Todesfälle gar auf 800.000 reduziert werden, so Walensky. Doch auch wenn ausreichend Medikamente zur Verfügung stünden, sei das nur der erste Schritt in der Bekämpfung des Problems, erklärt Wenzel.

„Damit die Behandlung effektiv ist, müssen die antiretroviralen Medikamente regelmäßig eingenommen werden, ansonsten wird der Körper resistent und die Menschen sterben“, so der Afrika-Experte. „In dünn besiedelten Gebieten ist es aber nicht einfach die Erkrankten regelmäßig über viele Kilometer zur nächsten Krankenstation zu bekommen.“ Zudem belasteten die Medikamente den Körper schwer. „Die antiretrovirale Therapie ist mit einer niedrigdosierten Chemotherapie vergleichbar. Die Behandlung muss deshalb mit einer ausgewogenen Ernährung einhergehen, die oft nicht gewährleistet ist.“ Paradox sei, dass viele Patienten freiwillig auf die Einnahme der Medikamente verzichteten, so Wenzel. „In Südafrika bekommen AIDS-Kranke einen gewissen Betrag an Sozialhilfe. Wenn sich ihr Zustand durch die Behandlung bessert, verlieren sie die Zuschüsse wieder. Hier wird ein Anreizsystem geschaffen, die Medikation zu verweigern.“

Mit der Finanzierung der antiretroviralen Medikamente ist erst ein Teil der Kosten der Behandlung gedeckt. „Laut unseren Rechnungen kosten die Medikamente für ein Jahr 300 Dollar. Die gesamte Behandlung inklusive Begleitkosten kommt jedoch auf fast 800 Dollar“, so Wenzel. Außerdem fehle Geld für die Behandlung sogenannter opportunistischer Krankheiten, die aufgrund des geschwächten Immunsystems ausbrechen. „Während die antiretroviralen Medikamente finanziert werden, fehlt Geld für andere Arzneien oder Verbände.“

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Georg Eckelsberger pressetext.austria

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