Heimat und Naturschutz im Nahetal

Das mittlere Nahetal ist Heimat und Zukunft für die dort lebenden Menschen. Es ist eine natur- und kulturgeographisch attraktive Flusslandschaft mit peripherem Charakter, die zwischen Martinstein und Bad Münster am Stein seit Jahrzehnten bekannt ist für seinen Bädertourismus und den Weinbau.

Weinbau und Tourismus prägen diese historische Kulturlandschaft. Der Weinbau ist ein gutes Beispiel für ein Identität stiftendes Element für die Bewohner einer Region, die diese als ihre Heimat bezeichnen. Aber ist das Nahetal eine einheitliche Region? Bezeichnen die Bewohner dieses Flusstal mit seiner wechselvollen Geschichte als Heimat? Was verbindet sie? Oder wie erlebt der Mensch im Nahetal seine Heimat? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben die Mitarbeiter der Studie mit den Menschen in der Region gesprochen. Herausgekommen ist ein differenziertes Bild der Landschaft und ihrer Bewohner.

Heimat konstituiert sich im Nahetal wie überall aus inneren Bildern, die oft aus der Kindheit stammen, dort erworben wurden. Spätere Heimaten werden durch andere Bilder wiedergegeben. Man kann also durchaus verschiedene Heimaten haben. In ihnen malt sich ein Erlebnishorizont ab, der individuell entstanden, aber intersubjektiv vermittelbar ist. Die Menschen an der Nahe sind stolz auf ihre Tradition – auf ihre Feste, ihre Speisen und ortstypischen Dialekte. Hier setzt die Vermarktung der Produkte aus dieser Region an und hebt ihren besonderen Wert ins Bewusstsein. Das lässt die Chancen, ein Stück Heimat zu erhalten, wachsen. Das ist mehr als Imagebildung, weist über rein ökonomische Interessen hinaus.

Ein gesunder Naturhaushalt ist Voraussetzung für die Markenzeichen der Region, weshalb dem Naturschutz eine besondere Rolle in der Koordination der verschiedenen Ansprüche von Natur und Kultur/Gesellschaft an die Landschaft zuteil wird. In ihrer Studie untersuchen die Geographen, ob und wie der Naturschutz durch ein vertieftes Heimatbewusstsein verbessert werden kann. „Das regionale Heimatgefühl der Bewohner im Nahetal ist eine sehr wichtige Voraussetzung, die Region als Ganze zu schützen“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Beate Ratter, Mit-Herausgeberin von „Heimat und Naturschutz im Nahetal“. Es zeigte sich, dass im Nahetal ein Zusammenhang zwischen Heimatbewusstsein bzw. Heimatengagement und dem Verständnis für den Naturschutz besteht. Für über 60 Prozent der Befragten, die das Nahetal als ihre Heimat betrachten, ist der Naturschutz im Nahetal „sehr wichtig“.

Die Naheregion hat ihre eigenen Anmutungen, die sie von anderen Weinbauregionen unterscheidet. Vielfältigkeit ist die typische Eigenschaft des Nahetals. Eine starke Ortgebundenheit zeigt sich in vielen Antworten der befragten Bewohner. Sie scheint sich über Jahre hinweg als Hindernis für ein gemeinsames Auftreten der Gemeinden entwickelt zu haben. Ein verbindender Faktor ist der Wein, der als ein typisches gemeinsames Symbol verstanden wird und als verbindende Klammer der Region gesehen wird.

Die vorliegende Studie des Geographischen Instituts der Johannes Gutenberg Universität Mainz hat regionale Identität nachgewiesen – Einheit in der Vielfalt. Sie zeigt den Wunsch der Befragten nach mehr Kooperation und einem stärkeren Zusammenhalt in der Region. Angesichts der historisch trennenden Wirkung der Nahe als Grenzfluss wäre es für die Zukunft wünschenswert, wenn der Fluss stärker als ein verbindendes Element verstanden wird. Auch darüber reflektiert die Studie, sucht Chancen und eruiert Defizite im Sinne der Agenda 21 – global denken und lokal handeln – es gibt wichtige Anhaltspunkte für die weitere Entwicklung dieses schönen Teils von Rheinland-Pfalz.

Diese Studie ist die zweite Studie aus einer Serie über die rheinland-pfälzischen Flusslandschaften, die nach der Studie über das Mittelrheintal von 2005, der Öffentlichkeit vorgelegt wird.

Kontakt und Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Beate M.W. Ratter und Dipl. Geogr. Thomas Treiling
Geographisches Institut
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Tel. 06131 39-22773
Fax 06131 39-24736
E-Mail: ratter@uni-mainz.de oder t.treiling@geo.uni-mainz.de

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Petra Giegerich idw

Weitere Informationen:

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