USA: Streit um Innovationskraft der Pharmaindustrie

NICHM: Marketing und nicht Forschungsauftrag im Vordergrund

Die meisten der während der 90-er Jahre zugelassenen Medikamente sind keine Innovationen sondern Modifikationen bestehender Produkte. Mit diesem Statement, gestützt auf eine aktuelle Studie, bestreitet das Non-Profit-National Institute for Health Care Management (NICHM) ein zentrales Argument der US-Pharmaindustrie: hohe Profite würden zur risikoreichen und höchst innovativen Forschung benötigt. Pharmaceutical Research and Manufacturers of Amerika (PhRMA) kritisiert in Vertretung der Pharmabranche den Bericht als „grundlegend fehlerhaft“ und verzerrt, da die Studie von der Gesundheits-Versicherungs-Industrie gesponsert wurde. Dies berichtet die Washington Post heute, Mittwoch.

Der Rückgang innovativer Produkte erfolgte dem Bericht zufolge überwiegend in den vergangenen sechs Jahren. Die neuen Medikamente seien zwar für Patienten nützlich gewesen, aber sie stellten keinen Durchbruch dar, wie er mit unter von der Bevölkerung erwartet wurde. „Pharmaunternehmen haben sich eher zu Marketing- als zu Forschungs- und Entwicklungs-Organisationen gewandelt“, erklärte NICHM-Präsidentin Nancy Chockley. Hoch-innovative Medikamente seien selten. Im Zuge der Studie wurden jene Medikamente bewertet, die von der US-Gesundheitsbehörde FDA nach einer „Standard“ oder „Dringlichkeits“-Überprüfung zugelassen wurden bzw. untersucht, ob die Produkte neue molekulare Bestandteile enthielten oder nur Verbesserungen bestehender Inhaltsstoffe darstellten. Dabei wurden „Priority“-Medikamente, die neue aktive Substanzen enthielten, als „höchst innovativ“ und „Standard“-Produkte als Medikamente mit dem geringsten innovativen Anspruch beurteilt.

Laut Studie wurden zwischen 1989 und 2000 1.035 Medikamente von der FDA genehmigt. 46 Prozent der Medikamente wurden der Kategorie „Standard“ zugeordnet. Während dieses Zeitraums wurden nur 153 Produkte (15 Prozent) zugelassen, die neue aktive Substanzen enthielten und wesentliche, klinische Verbesserungen zur Folge hatten – folglich von der FDA der „Priority“-Kategorie zugeordnet werden. Ein weiteres Ergebnis war, dass sich zwischen 1995 und 2000 in den USA die Ausgaben für rezeptpflichtige Medikamente von 64,7 Mrd. Dollar auf 132 Mrd. Dollar verdoppelten.

„Innovation liegt im Auge des Betrachters“, kritisierte PhRMA-Vizepräsident Richard Smith. Wie nicht anders zu erwarten, seien im Bericht grundlegende Fakten in der Medikamentenforschung ignoriert worden. Außerdem richte sich der Report in die Vergangenheit und sage nichts darüber aus, wie viele Medikamente, insbesondere biotechnologische Produkte, bereits in der Pipeline sind.

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Sandra Standhartinger pte.online

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