Studie zu Logistikparks an Flughäfen

Die Flughäfen Köln/Bonn und Leipzig haben hierzulande die besten Voraussetzungen, sich als Logistikdrehscheiben zu etablieren.

Das ist das Ergebnis eines zweijährigen Forschungsprojektes des Fachgebiets Wirtschaftsgeographie der Universität Duisburg-Essen (UDE). In der aus Bundesforschungsmitteln geförderten Studie „Verkehrsvermeidung an End-of-Runway-Logistik-Standorten“ haben die Wissenschaftler ein neues Konzept für flughafennahe Gewerbeparks und sein Potenzial für deutsche und europäische Städte untersucht.

Gewerbeparks am Rande von Flughäfen sind beliebt. Hier sitzen klassische Logistikdienstleister wie Kurier- und Paketdienste sowie Speditionen. Aber auch Produktionsunternehmen siedeln sich zunehmend an, die nicht nur ihre Güter für den Weitertransport sortieren und umladen, sondern Produkte vormontieren, reparieren, lagern und manchmal sogar komplett herstellen. „Mehrwertdienstleistungen“ nennen das die Fachleute.

„Computerfirmen zum Beispiel schätzen die Nähe zu Rollfeld und Autobahn. Statt ein defektes Notebook zeit-, kosten- und verkehrsintensiv ins Ausland zum Hersteller zu transportieren, wird es am Flughafenstandort bzw. in seiner Nähe repariert“, erklärt der Leiter der Studie, Professor Dr. Rudolf Juchelka. Die End-of-Runway-Logistik bietet sich für unterschiedliche, vor allem zeitkritische Waren und Dienstleistungen an: für EDV-Produkte, Medizintechnik, Kartenprodukte aus dem Finanzsektor oder gar für Lebensmittel. „Sie leistet nicht nur einen Beitrag zur betriebswirtschaftlichen Optimierung, schafft Arbeitsplätze und neue Profilierungsmöglichkeiten für die Region. Sie hilft – mit Blick auf den Klimaschutz – vor allem Verkehr zu vermeiden.“

Genau diese positiven Verkehrseffekte haben die Wirtschaftsgeographen der UDE an Hand von Fallstudien und in Modellsimulationen nachgewiesen. Das beste Beispiel liegt in den USA: Am Flughafen von Louisville, Kentucky, einem der zehn größten Frachtflughäfen der Welt, haben sich mittlerweile 80 Firmen aus ganz Amerika angesiedelt und bieten dort Mehrwertdienstleistungen an. So auch das Logistikunternehmen UPS, das hier seinen Welt-Hub, also Welt-Verkehrsknotenpunkt hat.

Juchelka und sein Team sehen in Europa neben Charles des Gaulles/Paris und Lüttich/Belgien zwei deutsche Flughäfen auf einem guten Weg: „Köln/Bonn und zukünftig Leipzig haben die besten Voraussetzungen, sich als End-of-Runway-Logistik-Standorte zu etablieren ‑ gerade weil sie schon zentrale Umschlagsbasen für Kurier-Express- und Paketdienstleister sind bzw. dabei sind es zu werden.“ Solch ein Impulsgeber fehle München bislang, theoretisch seien die Bedingungen dort aber gut. Dagegen schätzt der Wirtschaftsgeograph die Potenziale am größten deutschen Frachtflughafen in Frankfurt als begrenzt ein, „vor allem weil im Zuge des Flughafenausbaus ein Nachtflugverbot vorgesehen ist und der Flughafen schon heute mit Kapazitätsengepässen zu kämpfen hat.“

Wenig Hoffnung machen die Duisburg-Essener Wissenschaftler den Klein- und Regionalflughäfen, mit der geballten Ansiedlung von Unternehmen mehr Zugkraft zu gewinnen. „Das Entwicklungspotenzial ist mangels weltweiter Netzwerke in den Flugverbindungen begrenzt. Gleichwohl sind punktuelle Ansätze und Nischenkonzepte beispielsweise am Flughafen Weeze, Niederrhein, oder Parchim in Mecklenburg-Vorpommern auszumachen“, sagt Juchelka. „Schaut man auf den Auto- und LKW-Verkehr, sind die Entlastungen an diesen Standorten aber nicht ausschlaggebend.“ Dennoch gehen er und sein Team davon aus, dass sich mittel- und langfristig neue End-of-Runway-Logistik-Standorte bilden – allerdings im Osten Europas. „In der erweiterten EU sind Kostenvorteile, Flächenverfügbarkeiten und geringere Auflagen Argumente, die zu einer Standortverlagerung führen können.“

Die kompletten Ergebnisse der Studie werden in einer Fachtagung am 25. Januar 2008 am Flughafen Frankfurt präsentiert.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Rudolf Juchelka, Tel. 0201/183-2632, rudolf.juchelka@uni-due.de

Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/379-2429

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