Bedeutung von Firmenzentralen nimmt 2008 wieder zu, Trend zum Outsourcing nimmt ab

Eine neue Studie von Roland Berger Strategy Consultants zeigt, dass die Bedeutung der deutschen Firmenzentralen wieder zunimmt. So gaben 73 Prozent der 57 befragten Unternehmen an, wieder stärker zu zentralisieren.

Outsourcing verliert insgesamt zwar an Bedeutung; in einzelnen Bereichen, die nicht direkt das Kerngeschäft berühren, lagern Firmen allerdings deutlich stärker aus als noch vor drei Jahren. Der Einsatz von Shared Services für interne Dienstleistungen wie etwa IT oder Buchhaltung steigt an.

Einen klaren Zusammenhang gibt es zwischen der Größe des Gesamtunternehmens sowie Managementkonzept und Dimensionierung der Zentrale: Je größer das Unternehmen und je stärker der Eingriff in die Unternehmensbereiche, desto größer die relative Dimension der Zentrale. Die durchschnittliche Quote der Mitarbeiter, die in der Unternehmenszentrale arbeiten, liegt heute fast wieder auf dem Stand von 2002 (2008: 2,8%, 2005: 2,3%, 2002: 3,0%). Die Firmenzentralen interpretieren ihre Rolle überwiegend selbstbewusst: Die meisten sehen sich eher als „Manager“ als in der Rolle eines reinen „Service Providers“.

„Deutsche Unternehmen räumen ihren Firmenzentralen wieder einen höheren Stellenwert ein“, sagt Studienautor Dr. Tim Zimmermann, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants. „Im Vergleich zu unserer letzten Untersuchung im Jahr 2005 haben wir feststellen können, dass 2008 eine Zentralisierung von Entscheidungen und Leistungen in der Führung von Unternehmen stattgefunden hat. Die Fremdvergabe (Outsourcing) von Leistungen hat abgenommen und fokussiert sich weiter auf wenige nicht zur Führungsaufgabe gehörende Bereiche.“

Der Fremdleistungsanteil beträgt im Bereich Recht im Durchschnitt
38 Prozent, in den Bereichen Versicherung und allgemeine Dienste ist er sogar noch deutlich höher (73% bzw. 76%).

Der Gesamtanteil der Unternehmen, die Konzernfunktionen ausgelagert haben, sank im Vergleich zu 2005 von 53 Prozent auf 44 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit internen Shared Services stieg dagegen von 38 Prozent (2005) auf 49 Prozent (2008). „Hauptargumente für Shared Services sind Kostensenkung und einfachere Prozesse ohne die Kosten und Risiken externer Schnittstellen“, sagt Zimmermann.

Hoher Führungsanspruch bedingt große Firmenzentrale

Die Größe der Firmenzentrale im Verhältnis zum Gesamtunternehmen hängt vom jeweiligen Managementkonzept ab: Je größer das Unternehmen und je stärker der Eingriff in die operativen Einheiten, desto größer die Zentrale. Die durchschnittliche Quote der Mitarbeiter, die in der Unternehmenszentrale arbeiten, liegt mit 2,8 Prozent fast wieder auf dem Stand von 2002 mit 3,0 Prozent.

Ein genauerer Blick zeigt, welche Rolle das jeweilige Managementkonzept dabei spielt: Bei Stammhäusern liegt der Anteil der Mitarbeiter in der Zentrale mit durchschnittlich elf Prozent am höchsten. Bei operativ führenden Zentralen ist er mit 3 Prozent bereits deutlich niedriger. „Bei strategischen Zentralen arbeitet im Schnitt nur noch gut ein Prozent der Mitarbeiter (1,1%) in der Zentrale, wobei diese Relation mit zunehmender Grösse abnimmt“, sagt Zimmermann.

Firmenzentralen – „Manager“ statt „Service Provider“

„Was die Funktion der Zentrale für das Gesamtunternehmen betrifft, unterscheiden wir zwischen vier Rollen“, sagt Co-Autorin Maren Hauptmann, Principal bei Roland Berger. „Manager, Law Guardian, Business Partner und Service Provider.“ Die meisten Unternehmenszentralen sehen sich dabei als „Manager“, die wenigsten als reine „Service Provider“.

„Das spiegelt einen hohen Anspruch der Konzernzentralen wider, der in vielen Unternehmen jedoch noch nicht voll realisiert ist“, sagt Hauptmann. „Grundsätzlich können einzelne funktionale Bereiche auch mehr als eine Rolle auf einmal wahrnehmen. Hierbei besteht jedoch die Herausforderung, Prozesse und Aufgabenverteilungen klar zu definieren und umzusetzen.“

– Trends in einzelnen Funktionsbereichen

Die einzelnen Funktionsbereiche in der Firmenzentrale befinden sich im Spannungsfeld zwischen Manager und Business Partner einerseits und effizientem Dienstleister für die operativen Bereiche andererseits. So gewinnt beispielsweise die Personalfunktion zunehmend an Gewicht im Unternehmen. Nicht mehr reduziert auf die Rolle des „Mädchen für alles“ sitzt heute der HR Business Partner an der Seite des Managements und berät dieses zu allen strategischen Fragen, die die Einstellung, Entwicklung und Entlassung von Mitarbeitern betreffen. Den Blick nach vorne zu richten und nicht nur in den Rückspiegel zu schauen, wird vom modernen Controller erwartet.

Das Erkennen von Risiken und das Bereitstellen sowie Interpretieren von entscheidungsrelevanten Daten für das Management macht heute eine erfolgreiche Controlling-Funktion aus. Von der modernen IT-Funktion wird erwartet, ganzheitliche Lösungen anzubieten. Die Zeiten rein technischer Unterstützung sind auch hier vorbei. All diese Veränderungen in der Rolle „klassischer Zentralfunktionen“ begründen die gewachsene Bedeutung – und damit einhergehend – auch die zunehmende Größe von Firmenzentralen sowie die Herausforderungen bei deren organisatorischen Gestaltung.

Die Studie können Sie kostenfrei bestellen unter:
www.rolandberger/pressreleases oder www.corporateheadquarters.de
Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 36 Büros in 25 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 2.000 Mitarbeiter haben im Jahr 2007 einen Honorarumsatz von mehr als 600 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 180 Partnern.

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Sebastian Deck presseportal

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