Bauzulieferbranche erwartet trotz Konjunkturpaket stärksten Umsatzeinbruch im zweiten Halbjahr 2009

– Umfrage unter 53 Führungskräften der Baustoff- und Bauzulieferindustrie: 64% der Unternehmen leiden schon unter der Krise, knapp die Hälfte schätzt Krisendauer auf zwei Jahre, Neubaulieferanten längerfristig betroffen

– 70% glauben von Konjunkturpaket der Bundesregierung zu profitieren, 45% von ihnen aber nur in geringem Maße

– 94% sehen Insolvenzen als größtes Risiko

– 70% sehen gewisse Chance in antizyklischem Marketing, 51% hoffen auf attraktive Investmentgelegenheiten

– Alle Unternehmen senken Kosten, Personalabbau hauptsächlich in Produktion und Overhead, Vertrieb nur gering betroffen

Die Finanzkrise hat die deutsche Baustoff- und Bauzulieferindustrie erreicht. Eine Umfrage von Roland Berger Strategy Consultants unter 53 Führungskräften der Branche zeigt, dass knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Teilnehmer bereits jetzt deutlich unter den Folgen der Krise leiden. Sie gehen zudem davon aus, dass ihnen der stärkste Umsatzeinbruch im zweiten Halbjahr 2009 noch bevor steht. Während die Verkaufsmengen zurück gehen, steigen die operativen Kosten für viele weiter. Gewinneinbrüche sind somit vorprogrammiert. Knapp die Hälfte schätzt, dass die Krise etwa zwei Jahre dauern wird. Fast drei Viertel der Befragten erwarten, von dem Konjunkturpaket der Bundesregierung zu profitieren, allerdings beinahe die Hälfte von ihnen nur gering, 30 Prozent gar nicht.

Hauptkritikpunkte sind kurzfristige Wirkung sowie einseitige Förderung – besonders Lieferanten für Wohnungsneubau fühlen sich vernachlässigt. Fast alle fürchten sich vor dem Risiko der Insolvenz, knapp gefolgt von Problemen bei ihren Großkunden. Alle Unternehmen senken deshalb ihre Kosten, hauptsächlich bei Gemeinkosten, Produktion und Overhead. Für 83 Prozent bleibt die Absicherung ihrer Finanzierung eine besondere Herausforderung.

„Die Chefs der deutschen Baustoff-und Bauzulieferindustrie blicken besorgt auf das zweite Halbjahr 2009“, sagt Dr. Kai-Stefan Schober, Partner im Kompetenzzentrum Civil Economics bei Roland Berger Strategy Consultants. „Knapp zwei Drittel leiden bereits jetzt unter der Krise und erwarten, dass ihre Umsätze bis Jahresende noch weiter einbrechen werden.“ Für die Dauer der Krise ist für viele das Konjunkturpaket der Bundesregierung von entscheidender Bedeutung:

„Sollte es noch im zweiten Quartal greifen und die Auftragslage dadurch spürbar anziehen, könnte die Talsohle nach Meinung der Unternehmen schon Mitte 2009 erreicht sein. Verzögern sich jedoch Vergabeverfahren oder sollten sich keine direkten Folgeaufträge anschließen, halten die Manager sogar eine Dauer der Krise über 2011 hinaus für möglich.“ Die Lieferanten für Neubauten sind generell längerfristig betroffen als die für Renovierung: 45 Prozent von ihnen erwarten, dass die Krise mindestens drei Jahre anhalten wird. Das Bauen im Bestand profitiert von Programmen und Vorschriften zur energetischen Sanierung.

Umsatz bei steigenden Kosten rückläufig

Die Krise schlägt sich bislang vor allem im Umsatz nieder – 57 Prozent der Befragten haben mit Umsatzrückgängen auf Grund von niedrigeren Verkaufsmengen zu kämpfen. Besonders drastisch wird sich dieser im Jahr 2009 bemerkbar machen: 70 Prozent der Befragten schätzen, dass ihr Umsatz 2009 noch deutlich einbrechen wird (2010: 52 Prozent). Dabei glauben rund 40 Prozent der Teilnehmer, dass ihre Kosten dennoch steigen werden. „Daraus entsteht ein massiver Druck auf die Gewinne und entsprechend kämpfen 58 Prozent der Unternehmen jetzt schon mit Ergebnisrückgängen“, sagt Schober.

Konjunkturprogramm macht nur bedingt Hoffnung

Sieben von zehn Befragten erwarten positive Auswirkungen des Konjunkturpakets auf ihr Geschäft. „Allerdings rechnet nur rund ein Fünftel der Unternehmen mit einem ,starken' oder ,sehr starken' Effekt – fast die Hälfte dagegen nur mit ,etwas' positiven Auswirkungen“, sagt Schober. Die Hälfte der Teilnehmer sieht erste Auswirkungen bereits Ende 2009 – etwa ein Drittel (35 Prozent) erst 2010. Die Unternehmen erwarten aber auch nur eine relativ kurzfristige Wirkung des Programms und fragen sich nach dem „Danach“. Auch würde es den Wohnungsneubau vernachlässigen.

Einsparungen vor allem bei Produktion und Gemeinkosten

„Alle befragten Unternehmen reagieren mit Kostensenkungen“, sagt Schober, „im ersten Schritt bei den Gemeinkosten.“ Personalabbau betrifft vor allem die Produktion (77 Prozent) und den Overhead (64 Prozent), noch plant jedoch nur ein Viertel (28 Prozent) personelle Einschnitte im Vertrieb. „Man will die Schlagkraft im Markt offensichtlich nicht aufs Spiel setzen. In der Produktion verhängen drei Viertel der Befragten außerdem Zwangsurlaub, Kurzarbeit gibt es dagegen bereits auch schon bei knapp der Hälfte der Betriebe“, sagt Schober. Einen strategischen Rückzug, etwa aus bestimmten Regionen oder durch Verkauf von Unternehmensteilen plant derzeit nur etwas mehr als ein Fünftel (23 Prozent) der Unternehmen. „Mehr als die Hälfte der Unternehmen versuchen, sich die wirtschaftliche Lage zu Nutze zu machen: 51 Prozent suchen nach attraktiven Zukäufen.“ Als Chance begreifen die Unternehmen dabei auch antizyklisches Marketing (70 Prozent). Die Sicherung der Finanzierung bleibt jedoch in diesen Zeiten für fast alle eine besondere Herausforderung (83 Prozent).

Die Studie können Sie kostenlos herunterladen unter: www.rolandberger.com/pressreleases

Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 36 Büros in 25 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 2.100 Mitarbeiter haben im Jahr 2008 einen Honorarumsatz von mehr als 670 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 180 Partnern.

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Sebastian Deck presseportal

Weitere Informationen:

http://www.rolandberger.com

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