Autoritative Erziehung senkt Suizidrisiko bei Jugendlichen

Kinder, die von ihren Eltern sehr liebevoll, aber auch mit starker Kontrolle und Regeln erzogen werden, haben als Jugendliche ein deutlich geringeres Risiko, sich selbst umzubringen.

Das fanden jetzt Forscher des Zentrums für Medizinische Versorgungsforschung (Leiter: Prof. Dr. Elmar Gräßel) der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Universitätsklinikums Erlangen in Kooperation mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen und der Medizinischen Hochschule Hannover heraus.

Die Wissenschaftler empfehlen, die gewonnenen Erkenntnisse in bestehende Präventionsmaßnahmen zu integrieren. So sollten Eltern schon früh in Geburtsvorbereitungskursen oder bei den sogenannten U-Untersuchungen auf die Vorteile und die Möglichkeiten des autoritativen Erziehungsstils hingewiesen werden.

Die Forschergruppe um PD Dr. Carolin Donath vom Uni-Klinikum Erlangen konnte mit ihrer Studie zeigen, dass der autoritative Erziehungsstil „eine schützende Wirkung“ für Kinder hat. „Kinder, die sowohl starke Zuwendung als auch ein hohes Ausmaß an Kontrolle und Regeln durch ihre Eltern erlebt hatten, haben im Alter von 15 Jahren seltener schon einmal ernsthaft versucht, sich umzubringen als Jugendliche, die eine andere Erziehung erlebt hatten“, sagte Dr. Donath.

Im Unterschied zum autoritären Erziehungsstil, bei dem Eltern von ihrem Kind in erster Linie Gehorsam erwarten, ihre Entscheidungen kaum diskutieren oder erläutern und Bestrafungen das bevorzugte Erziehungsmittel sind, schätzen die Eltern eines autoritativen Erziehungsstils den eigenen Willen des Kinds und berücksichtigen seine Interesse. Allerdings hat die elterliche Sichtweise Vorrang und der Elternwille wird durch Argumente durchgesetzt.

Im Gegensatz zum autoritativen Erziehungsstil konnte die Forschergruppe aufzeigen, dass sich das Risiko für Suizidversuche im Jugendalter bei einem in der Kindheit erlebten ablehnend-vernachlässigendem Erziehungsstil erhöht. „Das heißt, Kinder, die sowohl wenig elterliche Zuneigung als auch gleichzeitig wenig elterliche Kontrolle erlebten, hatten im Jugendalter ungünstigere Bedingungen für psychische Gesundheit“, erläuterte Dr. Donath. Ein autoritärer Erziehungsstil hatte dagegen keinen Einfluss auf Suizidversuche, war aber verbunden mit einem erhöhten Auftreten von Suizidgedanken.

9 % der 15-Jährigen in Deutschland haben Suizidversuch unternommen

Den Forschern gelang es auch, weitere Risikofaktoren für Suizidversuche bei Jugendlichen zu ermitteln. Dazu zählen das weibliche Geschlecht, ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung), Rauchen, Rauschtrinken, Migrationshintergrund und Trennung der Eltern. Deutschlandweit haben 9 % der 15-jährigen schon einmal ernsthaft versucht, sich umzubringen. Rund 40 % haben schon einmal über einen Suizid nachgedacht. Grundlage der repräsentativen Studie war eine Fragebogen-Untersuchung bei 44.134 Jugendlichen in ganz Deutschland.

Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt veröffentlicht in BMC Pediatrics.2014, 14:113
DOI: 10.1186/1471-2431-14-113 und sind online frei verfügbar unter www.biomedcentral.com/1471-2431/14/113

Weitere Informationen:
PD Dr. Carolin Donath
Tel.: 09131/85-34526
carolin.donath@uk-erlangen.de

Media Contact

Blandina Mangelkramer idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.fau.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer