Ausgeraucht – aber oft betrunken – Ergebnisse der Repräsentativerhebung "Drogenaffinität Jugendlicher 2008" der BZgA

Dazu erklärt Sabine Bätzing, Drogenbeauftragte der Bundesregierung:
„Der Rückgang der Raucherquote unter jungen Menschen ist ein Erfolg der Tabakpolitik in Deutschland. Die strukturellen und präventiven Maßnahmen der letzten Jahre greifen.

Vor allem bei der jungen Generation hat ein Bewusstseinswandel hin zum Nichtrauchen stattgefunden. Das hat auch den Rückgang des Cannabiskonsums begünstigt. Jetzt geht es darum, mit gezielten Maßnahmen für bestimmte Zielgruppen diesen Trend weiter zu unterstützen. Vor allem im Bereich des Alkoholkonsums besteht noch Nachholbedarf. Wir brauchen neue Konzepte, um Jugendliche besser und gezielter zu erreichen.“

Die aktuellen Zahlen ermöglichen auch eine Auswertung der durch den Aktionsplan Drogen und Sucht und den Drogen- und Suchtrat im Jahr 2006 gesteckten drogenpolitischen Ziele: „Die Zahlen zeigen,“ so Bätzing, „dass wir unsere Ziele beim Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsum im Wesentlichen erreicht haben. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt die Hände in den Schoß legen können. Die bisherige Präventionsarbeit muss fortgesetzt werden und sie muss um Präventionsmaßnahmen ergänzt werden, die sich stärker auf Gruppen konzentrieren, die riskante Konsummuster aufweisen.“

Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erklärt dazu: „Mit der Drogenaffinitätsstudie besitzt die BZgA seit mehr als drei Jahrzehnten ein wichtiges Instrument, um Trends und Tendenzen im Suchtmittelkonsum Jugendlicher zu erfassen und Aktivitäten zur Suchtprävention zu steuern. Das ist in dieser Form in Europa einmalig. Der seit 2001 zurückgehende Tabakkonsum Jugendlicher ist auch ein Erfolg der Tabakprävention, die die BZgA entwickelt und umgesetzt hat und die anhand der Studienergebnisse kontinuierlich überprüft wird. Die Botschaft der 'rauchfrei-Kampagne' ist bei den jungen Menschen angekommen und wirkt sich auch positiv auf den Cannabiskonsum aus. Denn die Studie zeigt: Wer erst gar nicht mit dem Rauchen beginnt, wird in aller Regel auch kein Cannabis konsumieren. Beim Alkoholkonsum zeigen die Studienergebnisse ganz deutlich, dass die Alkoholprävention dringend verstärkt werden muss. Dies gilt vor allem in den Gruppen mit einem erhöhten Risiko, die also zu regelmäßig und zu viel, zu häufig und bis zum Rausch trinken.“

Tabak
Vorgaben des Arbeitsprogramms des Drogen- und Suchtrats vom 6. März 2006
Senkung der Quote der jugendlichen Raucherinnen und Raucher im Alter von 12 bis 17 Jahren von 28 Prozent (2001) auf unter 17 Prozent (2008).
Ergebnis der Drogenaffinitätsstudie:
Seit 2001 ist der Anteil rauchender Jugendlicher von 28 Prozent auf 15 Prozent (2008) zurückgegangen. Die Zahl der „Nieraucher“ ist von 2004 bis 2008 von 40 auf 60 Prozent angestiegen. Unverändert ist dagegen die Verbreitung des Shisha-Rauchens. Knapp 40 Prozent der 12- bis 17-Jährigen haben schon einmal in ihrem Leben eine Shisha geraucht, davon 12,2 Prozent im vergangenen Monat. Im Vorjahr waren es 14 Prozent. Ob sich das Shisha-Rauchen bei einem Teil der Jugendlichen zu einer ernst zu nehmenden Alternative zum Tabakrauchen entwickelt, wird sich erst durch weitere Monitoringuntersuchungen in den nächsten Jahren klären lassen.
Alkohol
Vorgaben des Arbeitsprogramms des Drogen- und Suchtrats vom 6. März 2006
Senkung der Quote bei den 12 bis 17-jährigen regelmäßigen Konsumenten von alkoholischen Getränken auf unter 18 Prozent bis 2008.
Ergebnis der Drogenaffinitätsstudie:
Alkohol ist bei den Heranwachsenden das am weitesten verbreitete Suchtmittel. Bei den 12 bis 17-Jährigen tranken 2008 noch 17,4 Prozent regelmäßig Alkohol, 2004 waren es 21,2 Prozent. Obwohl der größte Teil der 12- bis 17-Jährigen nach dem Jugendschutzgesetz eigentlich gar keinen Alkohol trinken dürfte, tranken im Jahr 2008 etwa 20 Prozent von ihnen im vergangenen Monat mindestens bei einer Gelegenheit 5 oder sogar mehr Gläser Alkohol. Dieser Trend zum exzessiven Trinken, das sog. „Binge Drinking“, ist weiterhin ungebrochen. 2004 lag der Anteil der exzessiv trinkenden Jugendlichen bei 23 Prozent.

Nicht nur das Rauschtrinken zu bestimmten Anlässen, sondern auch die regelmäßig konsumierte Alkoholmenge stellt eine besondere Gefahr für Jugendliche dar. Schon ein Erwachsener sollte täglich nicht mehr als 24 g (Männer) und 12 g (Frauen) reinen Alkohol zu sich nehmen. Jugendliche können allerdings schon durch deutlich geringere Mengen gesundheitlich geschädigt werden. Deshalb ist es besonders bedenklich, dass etwa 8 Prozent der 12- bis 17-Jährigen pro Tag eine höhere Alkoholmenge zu sich nimmt. 2,5 Prozent der Jungen und 1,5 Prozent der Mädchen nehmen sogar so viel Alkohol zu sich, dass sie die für Erwachsenen geltenden Grenzen zum „gefährlichen Alkoholkonsum“ (60g Reinalkohol Männer; 40g Reinalkohol Frauen) überschreiten.

Cannabis
Vorgaben des Arbeitsprogramms des Drogen- und Suchtrats vom 6. März 2006
Senkung der Quote der probierenden Cannabiskonsumenten von über 31 Prozent (2004) in den Altersgruppen der 12- bis 25-Jährigen auf unter 28 Prozent (2008). Senkung des Anteils der regelmäßigen Cannabiskonsumenten auf unter 3 Prozent (2008)
Ergebnis der Drogenaffinitätsstudie:
Nach vielen Jahren des Anstiegs ist der Cannabiskonsum zwischen 2004 und 2008 rückläufig. Gaben im Jahr 2004 31 Prozent der 12- bis 25-Jährigen an, schon einmal im Leben Cannabis konsumiert zu haben, sind es 2008 noch 28 Prozent. Bei den 12- bis 17- Jährigen ging im gleichen Zeitraum der Anteil von 15 Prozent auf knapp 10 Prozent zurück. Der Anteil junger Menschen mit regelmäßigem Cannabiskonsum liegt bei 1,1 Prozent der Minderjährigen und 2,3 Prozent der 12- bis 25-Jährigen.

Die Ergebnisse zur „Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2008“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stehen im Internet unter http://www.drogenbeauftragte.de sowie unter http://www.bzga.de

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Dr. Marita Völker-Albert idw

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