Arbeitsgedächtnis: Zugrundeliegende Prozesse komplexer als gedacht
Arbeitsgedächtnis: Neue Informationen für kurze Zeit speichern
Das Arbeitsgedächtnis ist immer dann gefragt, wenn wir uns eine neue Information für kurze Zeit merken wollen, zum Beispiel eine Telefonnummer. Verschiedene Hirnregionen sind daran beteiligt, unter anderem der Hippocampus, der auch entscheidend für das Langzeitgedächtnis ist.
Das Team um Prof. Dr. Nikolai Axmacher vom Bochumer Institut für Kognitive Neurowissenschaft und Marcin Leszczynski, Wissenschaftler in Bochum sowie in der Klinik für Epileptologie der Universität Bonn, untersuchte die Aktivitätsrhythmen im Hippocampus, während Menschen sich eine Reihe von Zahlen oder Gesichtern merkten.
Zwei Aktivitätszustände im Halbsekundentakt
Das Team arbeitete zu diesem Zweck mit Epilepsie-Patienten, die zur Operationsplanung Elektroden in den Hippocampus implantiert bekommen hatten. Diese Elektroden ermöglichen es, die Aktivität der tief im Gehirn liegenden Region zu messen.
Während sich die Patienten die Gesichter- oder Zahlenfolgen merkten, beobachteten die Forscher zwei Aktivitätszustände im Hippocampus, die sich zweimal pro Sekunde abwechselten: einen angeregten und einen weniger angeregten Zustand.
Scheinbar einfache Aufgaben erfordern hochkomplexe Prozesse
Trat das rhythmische Muster im Hippocampus nicht auf, neigten die Patienten dazu, Fehler in der Aufgabe zu machen. Anhand der Aktivitätsmuster konnten die Forscher außerdem schätzen, wie viele Ziffern oder Gesichter die Probanden sich verlässlich merken konnten.
„Die Ergebnisse zeigen, dass auch während scheinbar einfacher Aufgaben hochkomplexe Prozesse im Gehirn ablaufen“, sagt Prof. Nikolai Axmacher. „Unser Gefühl, ob etwas einfach oder kompliziert ist, ist kein verlässlicher Marker dafür, wie das Gehirn die Aufgaben tatsächlich löst.“
Titelaufnahme
M. Leszczyński, J. Fell, N. Axmacher (2015): Rhythmic working memory activation in the human hippocampus, Cell Reports, DOI: 10.1016/j.celrep.2015.09.081
Weitere Informationen
Prof. Dr. Nikolai Axmacher, Abteilung Neuropsychologie, Institut für Kognitive Neurowissenschaft, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22674, E-Mail: nikolai.axmacher@rub.de
Marcin Leszczyński, Klinik für Epileptologie, Universität Bonn, Tel. 0228/287-19344, E-Mail: leszczynski.marcin@gmail.com
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen
Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.
Neueste Beiträge
Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft
Forschende an der ETH Zürich haben Bakterien im Labor so herangezüchtet, dass sie Methanol effizient verwerten können. Jetzt lässt sich der Stoffwechsel dieser Bakterien anzapfen, um wertvolle Produkte herzustellen, die…
Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren
Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…
Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht
Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…