Ampelkennzeichnung bei manchen Lebensmitteln verständlicher als andere Modelle

Der Herbst leuchtet dieses Jahr in Ampelfarben. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat mit Eltern, Ärzten und AOK eine Allianz pro Ampelkennzeichnung gebildet. Foodwatch befragte Verbraucher am Telefon zu diesem Modell und auch die Verbraucherschutzminister wünschten sich während ihrer Konferenz am 18. und 19. September, dass die wichtigsten Nährwertangaben auf der Packung künftig mit Ampelfarben hinterlegt werden.

Ob sich die Deutschen besser orientieren können, wenn mehrere tausend Lebensmittel in einem Supermarkt vier bis fünf verschiedenfarbige Ampelpunkte tragen, stand allerdings bislang noch in den Sternen.

Etwas mehr Licht in dieses Dunkel bringt nun hoffentlich eine Studie der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, die kurz vor der Veröffentlichung steht. Joachim Westenhöfer, Professor für Ernährungs- und Gesundheitspsychologie, ging der Frage nach, welches Kennzeichnungsmodell Verbrauchern am besten bei der Lebensmittelauswahl hilft. Er versah Produkte mit vier unterschiedlichen Kennzeichnungsvarianten, darunter auch die GDA-Kennzeichnung (Guideline Daily Amount), die darüber informiert, welche Nährstoffe prozentual zum Tagesbedarf in einer Portion enthalten sind sowie die Ampelkennzeichnung, wie sie in Großbritannien praktiziert wird.

Zuerst die gute Nachricht für alle Ampelfreunde: Bei manchen Lebensmitteln, zum Beispiel Jogurtprodukten, konnten die Studienteilnehmer den Nährwert mit Hilfe der Ampelkennzeichnung besser einschätzen. Bei vielen Lebensmitteln hatte die Kennzeichnung allerdings keinen Einfluss. Dann die gute Nachricht für die Gegner der Ampelkennzeichnung und alle Freunde keiner Kennzeichnung: Sollten sich die Studienteilnehmer einen Tagesplan mit den unterschiedlich gekennzeichneten Produkten zusammenstellen, dann war es unerheblich, wie die Produkte gekennzeichnet waren. Unterm Strich war der Nährstoffgehalt der Tagespläne vergleichbar.

Schließlich ein Hinweis für die Vertreter des GDA-Modells: Dieses Modell führte nur selten zu einer besseren Einschätzung der Lebensmittel als gar keine Kennzeichnung. Das ist allerdings nichts Neues; ähnliche Ergebnisse erbrachte schon eine Studie von 1996. „Was die Verständlichkeit angeht, gibt es Unterschiede, da scheint die Ampelkennzeichnung bei manchen Lebensmitteln vorteilhaft zu sein“, kommentiert Westenhöfer seine Ergebnisse. „Verständlichkeit schlägt sich allerdings nicht automatisch in Verhalten nieder.“ Westenhöfer plädiert dafür, die Kennzeichnung, bevor sie eingeführt wird, auf ihre Wirksamkeit zu untersuchen.

Damit macht Westenhöfer ein Fass auf. Die wissenschaftliche Studienlage war bislang beeindruckend dürftig. Einmal abgesehen von Meinungsumfragen, die in dieser Sache nur begrenzten Nährwert haben, weil Kopf und Bauch bekanntlich unterschiedlich entscheiden.

Lesen Sie dazu auch den Artikel „Die Grenzen der Ampelkennzeichnung – Heiße Diskussion auf dünnem wissenschaftlichen Eis“ www.aid.de.

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