Aktuelle Umfrage zur Fahrradnutzung in drei Ländern zeigt: Auch im deutschen Städter steckt ein Holländer

Doch die Deutschen müssen sich in Sachen Fahrradnutzung nicht verstecken: Wie eine aktuelle Umfrage des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung in den drei Ländern* zeigt, fahren 45 Prozent der Deutschen regelmäßig Fahrrad, d. h. mindestens dreimal pro Woche.

Allerdings zeigen sich dabei klare Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten. Und obwohl der Gesundheitsaspekt des Radfahrens bei den befragten Deutschen besondere Priorität hat, ist das Fahrrad deutlich weniger in den Alltag integriert als bei Dänen und Niederländern.

Am sportlichsten: Holländer und Großstädter

Die intensivste Fahrradnutzung verzeichnen die Niederlanden: Über 63 Prozent der Befragten fahren mindestens drei Mal wöchentlich Fahrrad. In Deutschland und Dänemark sind dies lediglich ca. 45 bzw. 46 Prozent. Auch was die dabei zurückgelegte Entfernung angeht, liegen die Niederländer vorne: Knapp 18 Prozent fahren mehr als 30 km pro Woche, weitere 31 Prozent zwischen 10 und 20 km. Die Deutschen radeln etwas weniger, liegen aber noch deutlich vor ihren dänischen Nachbarn.

Die aktivsten Radfahrer sind in allen drei Ländern die Bewohner von Großstädten und Mittelstädten. Hier wird nicht nur regelmäßiger Rad gefahren als in Kleinstädten und auf dem Land, auch die zurückgelegten Entfernungen sind größer. Ungefähr 16 Prozent der Groß- und Mittelstädter fahren mehr als 30 km pro Woche, während es auf dem Land lediglich 9 Prozent sind. „Für einen positiven Effekt auf die Gesundheit sollte täglich eine Distanz von etwa fünf Kilometern angestrebt werden“ erläutert Prof. Dr. Ingo Froböse vom Zentrum für Gesundheit an der Deutschen Sporthochschule Köln. „Dabei haben auch viele kurze Distanzen, wenn Sie häufig und regelmäßig absolviert werden, einen hohen gesundheitlichen Nutzen.“

Drei gute Gründe fürs Zweirad: Gesundheit, Natur, Flexibilität

Dänen, Deutsche und Niederländer sehen im Radfahren dieselben Vorzüge: So sind Bewegung und Fitness, das Naturerlebnis sowie Unabhängigkeit und Flexibilität überall den meisten Befragten wichtig.

In Deutschland ist der Gesundheitsaspekt bei der Fahrradnutzung am weitaus stärksten ausgeprägt und wird mit zunehmendem Alter immer wichtiger. Mit fast 77 Prozent geben die meisten Befragten Bewegung und Fitness als Grund an. Auch was den konkreten Gesundheitsnutzen des Radfahrens betrifft, kennen sich die Befragten gut aus: So weiß die große Mehrheit, dass die Ausdauer verbessert (86 Prozent), Herz-Kreislauf-System und Muskulatur gestärkt (84 bzw. 83 Prozent) und der Stoffwechsel angeregt wird (61 Prozent).

Die „Ausreden“: warum das Rad oft stehen bleibt

Gründe das Fahrrad stehen zu lassen gibt es natürlich viele. Die wichtigste Rolle spielt dabei in allen Ländern die zu weite Entfernung, wie jeweils etwa 47 Prozent der Befragten angeben. Ein weiteres wichtiges Motiv ist die eigene Bequemlichkeit – mehr als ein Drittel gibt in allen drei Ländern an, einfach keine Lust zum Radfahren zu haben. Das Wetter hält über 40 Prozent der Deutschen vom Gebrauch des Fahrrads ab – wesentlich mehr als in den Nachbarländern mit 18 Prozent in den Niederlanden und 25 Prozent in Dänemark. Zudem fühlen sich die Deutschen deutlich unsicherer auf dem Rad als Dänen und Holländer.** Auch das Fehlen bzw. der schlechte Zustand von Radwegen, wird in Deutschland viel häufiger bemängelt als in den anderen Ländern.

Radfahren in Deutschland: vor allem ein Freizeitvergnügen Die Einbindung des Fahrrads in alltägliche Abläufe ist bei den Niederländern und Dänen insgesamt deutlich verbreiteter als bei den Deutschen. So gaben von ihnen nur ca. 19 Prozent an, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. In den Niederlanden und Dänemark sind es hingegen 31 bzw. 30 Prozent. Auf der anderen Seite ist Fahrradfahren als Freizeitbeschäftigung bei den Deutschen besonders beliebt: 70 Prozent radeln in ihrer Freizeit, während dies nur 63 Prozent der Niederländer und 58 Prozent der Dänen bevorzugen.

Im Unterschied zu den eher ländlichen Regionen, nutzen die Bewohner von Groß- und Mittelstädten ihr Fahrrad über die Freizeit hinaus auch deutlich stärker für den Weg zur Arbeit, für Einkäufe und andere Alltagsangelegenheiten. Vor allem die Jüngeren (bis 25 Jahre) greifen auf das Rad als Transportmittel zum Job zurück.

Besser, aber nicht genug: die deutschen Radwege

In Sachen Infrastruktur für Radfahrer stehen in Deutschland – stärker als in den Nachbarländern – die Radwege im Mittelpunkt: Häufiger Radfahren würden knapp 50 Prozent der Befragten, wenn das Radwegenetz ausgebaut würde und ca. 40 Prozent, wenn die Qualität der Radwege verbessert würde. Beide Aspekte sind jedoch gleichzeitig die am häufigsten genannten Verbesserungen der letzten fünf Jahre.

Weitere Voraussetzung für eine häufigere Radnutzung sind in Deutschland besser beleuchtete Radwege (ca. 31 Prozent) sowie diebstahlsichere Abstellplätze am Zielort (ca. 29 Prozent).

* Online-Befragung von 1.049 Deutschen, 550 Dänen und 686 Niederländern ab 14 Jahren, Erhebungszeitraum 15. – 23. Juli 2008

** Zwölf Prozent der Deutschen haben Angst, weil sie schlecht oder nicht Radfahren können oder ihnen zu starker Autoverkehr herrscht (Dänemark 8,8 Prozent, Niederlande 5,2 Prozent).

Media Contact

Prof. Dr. Ingo Froböse presseportal

Weitere Informationen:

http://www.dshs-köln.de

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