Abholzung des Regenwaldes rentabler als Erhaltung

Solange dem ökologischen Nutzen des Amazonas-Regenwaldes kein höherer wirtschaftlicher Wert zugeschrieben wird, kann seine Zerstörung nicht aufgehalten werden.

Zu diesem Schluss kommt die Umweltorganisation WWF. Sie beruft sich auf eine Studie des Kopernikus Institut der niederländischen Universität Utrecht. Diese berechnete den finanziellen Wert des brasilianischen Regenwalds für Wirtschaftsformen, die zur Zerstörung des Waldes beitragen, und stellte ihn der wirtschaftlichen Bewertung von ökologischen Funktionen gegenüber.

Demnach beträgt der jährliche Wert für die CO2-Speicherung bis zu 78 Euro und derjenige für die Vermeidung von Erosion bis zu 185 Euro pro Hektar Regenwald. Mit bis zu 470 Euro weitaus höher ist der Ertrag eines Hektars Regenwald, wenn er für den Sojaanbau abgeholzt wird. Wird der Wald für die Rinderzucht geopfert, erbringt er bis zu 115 Euro.

Unter den Hauptkonsumenten des für den Regenwald zerstörerischen Sojas befinden sich die mitteleuropäischen Länder, die es als Tiermehl-Ersatz an Rind oder Schwein verfüttern. „Allein in Österreich werden jährlich 600.000 Tonnen Soja aus den Regenwald-Gebieten importiert. Damit erhöht sich die negative Klimabilanz des Fleischkonsums“, berichtet Martina Glanzl, Amazonas-Expertin beim WWF, gegenüber pressetext. Der Endkonsument habe nur wenige Möglichkeiten, beim Fleischkonsum das Regenwald-Soja zu umgehen. „Die Herkunft des Tierfutters ist auf der Packung nicht ausgewiesen. Dennoch gibt es bereits Tierfutter aus nachhaltig produziertem Soja, dessen Import derzeit etwa ein Zehntel der Gesamtmenge beträgt.“ Allein zur Erzeugung von biologischem Fleisch sei Soja aus dem Regenwald bisher verboten, so die WWF-Sprecherin. Für andere Produkte wie Sojagetränke werden hingegen vorwiegend Sojabohnen aus dem Inland verwendet.

Dass die ökologische Funktion des Regenwaldes für das Klima unersetzbar ist, gilt als unbestritten. „Dazu gehört vor allem der Beitrag zum Regenkreislauf, das saubere Trinkwasser, die reine Luft, sowie die Eigenschaft als CO2-Speicher im Kampf gegen die globale Erwärmung“, betont Glanzl. Der Handel mit Emissionszertifikaten gibt den Industrieländern künftig die Möglichkeit, durch zweckgewidmete Überweisungen zum Erhalt des Regenwaldes beizutragen.

Unter Rücksichtnahme auf die Interessen der Bewohner der Regionen sollten dabei Möglichkeiten nachhaltiger Waldnutzung ausgebaut werden, fordert Glanzl. „Neben einer nachhaltigen Holznutzung gehören dazu die Ernte von Honig, Paranüssen und Waldfrüchten. Weiters ist die Nutzung bestimmter Pflanzenarten für die Medizin oder die Nutzung der hohen Bestäubungsleistung der Waldinsekten durch Plantagen in Waldnähe ist sinnvoll. Zunehmende Bedeutung hat auch der Ökotourismus“, so die Amazonas-Expertin.

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Johannes Pernsteiner pressetext.austria

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