ILO-Arbeitsmarktstatistik November 2005

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, weisen die Zahlen der Erwerbstätigen und der Erwerbslosen im November 2005 gegenüber dem Vormonat Oktober – bei allerdings nur geringen Veränderungen – auf eine leicht positive Entwicklung des Arbeitsmarktes hin. So ist die Erwerbstätigkeit von Oktober auf November 2005 um 24 000 Personen (+ 0,1%) gestiegen. Die Zahl der Erwerbslosen sank im Vormonatsvergleich um 50 000 (- 1,4%).

Nach vorläufigen Berechnungen lag die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland im November 2005 bei 39,05 Millionen Personen. Das waren 215 000 Erwerbstätige (- 0,5%) weniger als ein Jahr zuvor. Im Vormonat Oktober hatte sich im Vorjahresvergleich noch ein Rückgang um 0,6% ergeben. Die Erwerbstätigenquote als Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren betrug im November 2005 68,8% und war somit um 0,2 Prozentpunkte niedriger als ein Jahr zuvor.

Saisonbereinigt, das heißt nach rechnerischer Ausschaltung der jahreszeitlich bedingten Schwankungen, ist die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vormonat um 15 000 Personen gestiegen. Zum saisonbereinigten Anstieg der Erwerbstätigkeit im November 2005 hat auch ein leichter Aufwärtstrend bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten beigetragen. Hingegen scheint die Expansion geringfügig entlohnter Beschäftigungen (Mini- Jobs) vorerst beendet.

Erwerbslos waren im November 2005 nach Ergebnissen der Telefonerhebung „Arbeitsmarkt in Deutschland“ des Statistischen Bundesamtes 3,50 Millionen Personen. Da es sich bei dieser Erhebung um eine zufällig ausgewählte Stichprobe von monatlich 30 000 Personen handelt, sind ihre Ergebnisse mit einem statistischen Zufallsfehler behaftet. Dieser Fehler beträgt für die im November gemessene Erwerbslosenzahl +/- 190 000. Das heißt, dass bei einem Messwert von 3,50 Millionen die tatsächliche Zahl der Erwerbslosen in Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit im Bereich zwischen 3,31 und 3,69 Millionen Personen lag.

Die Erwerbslosenquote, gemessen als Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen insgesamt, betrug im November 2005 8,2% (Oktober 2005: 8,3%).

Obwohl sich die Gesamtzahl der Erwerbslosen von 3,55 Millionen Personen im Oktober auf 3,50 Millionen im November 2005 nur geringfügig veränderte, stehen hinter diesen Summen erhebliche Bewegungen. Rund 1,3 Millionen Menschen, die im Oktober noch als erwerbslos gezählt wurden, waren es im November nicht mehr. Gut zwei Fünftel von ihnen hatten eine Erwerbstätigkeit aufgenommen, etwa drei Fünftel hatten sich vom Arbeitsmarkt zurückgezogen. Im gleichen Zeitraum stießen ebenfalls rund 1,3 Millionen Personen neu zur Gruppe der Erwerbslosen. Gut ein Drittel dieser Personen war im Oktober noch erwerbstätig gewesen, zwei Drittel hatten sich nach einer Phase der Inaktivität entschlossen, aktiv nach einer Erwerbstätigkeit zu suchen. Bewegungen in dieser Größenordnung sind nicht ungewöhnlich und werden beim Betrachten bloßer Bestandsveränderungen oft übersehen.

Über die Erstberechnung der Erwerbstätigen für den Berichtsmonat November 2005 hinaus wurden auch die bisher veröffentlichten monatlichen und vierteljährlichen Ergebnisse zur Erwerbstätigkeit im Rahmen der turnusmäßigen Überarbeitung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen unter Einbeziehung aller jetzt vorliegenden erwerbsstatistischen Quellen ab Januar 2005 neu berechnet. Hierbei wurden auch die neuesten Erkenntnisse der Bundesagentur für Arbeit zur sozialversicherungspflichtigen und geringfügig entlohnten Beschäftigung in erster Erwerbstätigkeit berücksichtigt.

Gegenüber der letzten Veröffentlichung führte die Neuberechnung zu einer geringfügigen Niveaureduzierung der Erwerbstätigenzahlen (maximal 0,5%) und ab dem Berichtsmonat Juni 2005 zu einem etwas ungünstigeren Verlauf der Erwerbstätigkeit als zuletzt berichtet.

Weitere Auskünfte geben:

Zum Thema „Erwerbstätigkeit“: Stephan Lüken, Telefon: (0611) 75-2016, E-Mail: stephan.lueken@destatis.de

Zum Thema „Erwerbslosigkeit“: Dominik Asef, Telefon: (0611) 75-3485, E-Mail: dominik.asef@destatis.de

Methodische Erläuterungen zur ILO-Arbeitsmarktstatistik im November 2005

Die ILO-Arbeitsmarktstatistik des Statistischen Bundesamtes setzt die international anerkannten und angewandten Kriterien für die Differenzierung von Personen nach dem Erwerbsstatus um. Die Anwendung dieser von der International Labour Organization (ILO) mit Sitz in Genf formulierten Kriterien bildet die Voraussetzung für supra- und internationale Vergleiche von Arbeitsmärkten. Die ILO folgt einem extensiven Erwerbskonzept. Erwerbstätig ist danach jede Person im erwerbsfähigen Alter, die im Berichtszeitraum gegen Entgelt oder im Rahmen einer selbstständigen Tätigkeit gearbeitet hat, gleich in welchem Umfang. Als erwerbslos gilt im Sinne der durch die EU konkretisierten ILO-Abgrenzung jede Person im Alter von 15 bis 74 Jahren, die in diesem Zeitraum weder einer mit Einkommen verbundenen abhängigen Tätigkeit nachgegangen ist noch selbstständig war, aber in den letzten vier Wochen vor der Befragung aktiv eine Tätigkeit gesucht hat. Auf den zeitlichen Umfang der gesuchten Tätigkeit kommt es nicht an. Eine neue Arbeit muss innerhalb von zwei Wochen aufgenommen werden können. Die Einschaltung einer Agentur für Arbeit oder eines kommunalen Trägers in die Suchbemühungen ist nicht erforderlich. Die für internationale Vergleiche maßgebliche Abgrenzung der Erwerbslosigkeit nach ILO-Kriterien unterscheidet sich von der Definition der Zahl der registrierten Arbeitslosen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB), welche der Berichterstattung der Bundesagentur für Arbeit zu Grunde liegt. So fordert das SGB eine Meldung bei einer Agentur für Arbeit oder kommunalen Trägern sowie die Suche nach einer Beschäftigung von mindestens 15 Wochenstunden, um als arbeitslos erfasst zu werden. Andererseits kann nach dem SGB trotz registrierter Arbeitslosigkeit eine Erwerbstätigkeit mit einem Umfang unter 15 Stunden als Hinzuverdienstmöglichkeit ausgeübt werden. Es sind somit in der ILO-Arbeitsmarktstatistik Erwerbslose enthalten, die die Bundesagentur für Arbeit nicht als arbeitslos zählt. Zum anderen gelten in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit auch Personen als arbeitslos, die nach Definition der ILO- Arbeitsmarktstatistik nicht erwerbslos sind. Bei der Erwerbslosenquote handelt es sich um die Zahl der Erwerbslosen in Prozent aller Erwerbspersonen (Erwerbslose + Erwerbstätige). Bei der Erwerbstätigenquote handelt es sich um den Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 64 Jahren an der gleichaltrigen Bevölkerung. Diese Altersabgrenzung entspricht den Festlegungen des EU-Beschäftigungspaktes. Die ausgewiesenen Quoten und Veränderungsraten basieren auf nicht gerundeten Werten. Die vorliegenden Daten über Erwerbslosigkeit entstammen einer telefonischen Befragung von 30 000 zufällig ausgewählten Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren gemäß den Definitionen der ILO. Da es sich hierbei um eine Stichprobenerhebung handelt, ist die Hochrechnung des Ergebnisses auf die Gesamtbevölkerung mit einem so genannten Standardfehler behaftet, der bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen ist. Er gibt an, in welcher Größenordnung mit einer angebbaren Wahrscheinlichkeit das „tatsächliche“ Ergebnis vom Ergebnis der Stichprobe abweichen kann. Der Standardfehler für die Zahl der Erwerbslosen wird in der tabellarischen Darstellung der Daten ausgewiesen. Die ILO-Telefonerhebung wurde im Januar 2005 neu eingeführt. Für den davor liegenden Zeitraum ab dem Jahr 1991 existiert eine geschätzte Zeitreihe. Als Eckwerte der Schätzung dienen die um einen Niveaufaktor korrigierten Erwerbslosenzahlen der jährlichen Arbeitskräfteerhebung (AKE), die im bisherigen Verlauf der Telefonerhebung beobachteten monatlichen Veränderungen sowie die Erwerbslosenreihe, die bis Ende 2004 veröffentlicht worden war. Diese wurde mit Hilfe der Zahl registrierter Arbeitsloser ermittelt. Auf der aus diesen Eckwerten geschätzten Zeitreihe basiert auch die Saisonbereinigung der Ergebnisse. Vorjahresvergleiche und saisonbereinigte Werte sind somit mit größeren Unsicherheiten behaftet. Das angewandte Rückrechnungsverfahren ist in einem Aufsatz von Dr. Martina Rengers in der Oktoberausgabe der Zeitschrift des Statistischen Bundesamtes „Wirtschaft und Statistik“ ausführlich dokumentiert. Die Angaben zur Erwerbstätigkeit sind Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR).

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