ILO-Arbeitsmarktstatistik Februar 2005

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist die Zahl der Erwerbstätigen im Februar 2005 gegenüber dem Vormonat um 45 000 Personen (+ 0,1%) gestiegen. Die Zahl der Erwerbslosen nahm um rund 480 000 Personen (+ 12,1%) zu. Damit standen dem Arbeitsmarkt im Februar 2005 über eine halbe Million mehr (+ 1,2%) Erwerbspersonen zur Verfügung als im Vormonat.

Nach vorläufigen Berechnungen lag die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland im Februar 2005 bei 38,54 Mill. Personen, das waren gut 200 000 Arbeitskräfte mehr als im Februar 2004. Die Erwerbstätigenquote, der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren, lag bei 67,6% und somit um 0,2 Prozentpunkte höher als ein Jahr zuvor.

Saisonbereinigt, das heißt nach rechnerischer Ausschaltung der üblichen jahreszeitlich bedingten Schwankungen, waren im Februar 2005 in Deutschland 9 000 Personen mehr erwerbstätig als einen Monat zuvor, nach einem saisonbereinigten Zuwachs um 15 000 Erwerbstätige im Januar 2005.

Hinter dem leichten Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen insgesamt verbergen sich anhaltende Verschiebungen in der Beschäftigungsstruktur. Während Mini-Jobs und die durch die „Hartz- Gesetze“ geförderten Ich-AGs und Zusatzjobs auch im Berichtsmonat Februar 2005 zunahmen, ist die Zahl konventioneller sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungen nach wie vor rückläufig.

Nach Ergebnissen der Telefonerhebung des Statistischen Bundesamtes lag die Zahl der Erwerbslosen im Februar 2005 bei rund 4,47 Mill. Personen und somit um 480 000 Personen über dem Ergebnis des Vormonats. Die Erwerbslosenquote, gemessen als Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen insgesamt, stieg gegenüber Januar 2005 um einen Prozentpunkt auf 10,4%.

Der deutliche Anstieg der Erwerbslosigkeit betrifft alle betrachteten Bevölkerungsgruppen, besonders jedoch die Frauen. Deren Erwerbslosenquote stieg um 1,4 Prozentpunkte auf 10,5% und lag im Berichtsmonat höher als die der Männer (10,3%). In Ostdeutschland stieg die Erwerbslosigkeit weniger stark als in Westdeutschland, bewegt sich aber nach wie vor auf deutlich höherem Niveau.

Es liegen keine Hinweise dafür vor, dass die Veränderungen der ILO- Arbeitsmarktzahlen konjunkturbedingt wären. Ein großer Teil des im Februar 2005 beobachteten Anstiegs der Erwerbslosigkeit in Deutschland insgesamt erklärt sich durch die üblichen jahreszeitlich bedingten Schwankungen. Jedoch ist auch die saisonbereinigte Zahl der Erwerbslosen, die nach geschätzten Ergebnissen ermittelt wurde, gegenüber dem Vormonat um 60 000 Personen gestiegen.

Dafür kann zum einen das in diesem Februar außergewöhnlich kalte Wetter verantwortlich gemacht werden, durch das in einigen Branchen weniger Arbeitskräfte benötigt wurden als es üblicherweise im Februar der Fall ist.

Zum anderen dürfte die Arbeitsmarktpolitik mit der Hartz IV-Reform Verhaltensänderungen bei direkt oder indirekt betroffenen Personen bewirkt haben. Insbesondere wurden Personen, die im Vormonat noch nicht auf dem Arbeitsmarkt aktiv waren, durch die veränderten Rahmenbedingungen aktiviert. Viele von ihnen suchen nun aktiv nach einer Erwerbstätigkeit und stehen auch unmittelbar für eine Tätigkeit zur Verfügung. Gemäß dem ILO-Konzept werden diese Personen als Erwerbslose gezählt.

Weitere Auskünfte geben: Bereich „Erwerbstätigkeit“: Stephan Lüken, Telefon: (0611) 75-2016, E-Mail: stephan.lueken@destatis.de

Bereich „Erwerbslosigkeit“: Thomas Riede, Telefon: (0611) 75-2433, E-Mail: thomas.riede@destatis.de

Methodische Erläuterungen zur ILO-Arbeitsmarktstatistik des Statistischen Bundesamtes

Die ILO-Arbeitsmarktstatistik des Statistischen Bundesamtes setzt die international anerkannten und angewandten Kriterien für die Differenzierung von Personen nach dem Erwerbsstatus um. Die Anwendung dieser von der International Labour Organization (ILO) mit Sitz in Genf formulierten Kriterien bildet die Voraussetzung für supra- und internationale Vergleiche von Arbeitsmärkten.

Die ILO folgt einem extensiven Erwerbskonzept. Erwerbstätig ist danach jede Person im erwerbsfähigen Alter, die im Berichtszeitraum gegen Entgelt oder im Rahmen einer selbstständigen Tätigkeit gearbeitet hat, gleich in welchem Umfang. Als erwerbslos gilt im Sinne der durch die EU konkretisierten ILO-Abgrenzung jede Person im Alter von 15 bis 74 Jahren, die in diesem Zeitraum weder einer mit Einkommen verbundenen abhängigen Tätigkeit nachgegangen ist noch selbstständig war, aber in den letzten vier Wochen vor der Befragung aktiv eine Tätigkeit gesucht hat. Auf den zeitlichen Umfang der gesuchten Tätigkeit kommt es nicht an. Eine neue Arbeit muss innerhalb von zwei Wochen aufgenommen werden können. Die Einschaltung einer Agentur für Arbeit oder eines kommunalen Trägers in die Suchbemühungen ist nicht erforderlich.

Die für internationale Vergleiche maßgebliche Abgrenzung der Erwerbslosigkeit nach ILO-Kriterien unterscheidet sich von der Definition der Zahl der registrierten Arbeitslosen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB), welche der Berichtstattung der Bundesagentur für Arbeit zu Grunde liegt. So fordert das SGB eine Meldung bei einer Agentur für Arbeit oder kommunalen Trägern sowie die Suche nach einer Beschäftigung von mindestens 15 Wochenstunden, um als arbeitslos erfasst zu werden. Andererseits kann nach dem SGB trotz registrierter Arbeitslosigkeit eine Erwerbstätigkeit mit einem Umfang unter 15 Stunden als Hinzuverdienstmöglichkeit ausgeübt werden. Es sind somit in der ILO-Arbeitsmarktstatistik Erwerbslose enthalten, die die Bundesagentur für Arbeit nicht als arbeitslos zählt. Zum anderen gelten in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit auch Personen als arbeitslos, die nach Definition der ILO- Arbeitsmarktstatistik nicht erwerbslos sind.

Bei der Erwerbslosenquote handelt es sich um die Zahl der Erwerbslosen in Prozent aller Erwerbspersonen (Erwerbslose + Erwerbstätige).

Bei der Erwerbstätigenquote handelt es sich um den Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 64 Jahren an der gleichaltrigen Bevölkerung. Diese Altersabgrenzung entspricht den Festlegungen des EU-Beschäftigungspaktes.

Die ausgewiesenen Quoten und Veränderungsraten basieren auf nicht gerundeten Werten.

Die vorliegenden Daten über Erwerbslosigkeit entstammen einer telefonischen Befragung von 30 000 zufällig ausgewählten Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren gemäß den Definitionen der ILO. Da es sich hierbei um eine Stichprobenerhebung handelt, ist die Hochrechnung des Ergebnisses auf die Gesamtbevölkerung mit einem so genannten Standardfehler behaftet, der bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen ist. Er gibt an, in welcher Größenordnung mit einer angebbaren Wahrscheinlichkeit das „tatsächliche“ Ergebnis vom Ergebnis der Stichprobe abweichen kann. Der Standardfehler für die Zahl der Erwerbslosen wird in der tabellarischen Darstellung der Daten ausgewiesen.

Da die ILO-Telefonerhebung neu eingeführt wurde und Ergebnisse erst ab Januar 2005 vorliegen, sind Angaben zur Erwerbslosigkeit im Vorjahresvergleich nicht möglich. Die saisonbereinigten Erwerbslosenzahlen beruhen auf einer vorläufigen Schätzung und sind mit größeren Unsicherheiten behaftet.

Die Angaben zur Erwerbstätigkeit sind Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR). Die Monatszahlen der Erwerbstätigenrechnung wurden im Vorgriff auf die Revision der VGR, deren Ergebnisse Ende April 2005 veröffentlicht werden, neu berechnet. Ausführliche Informationen dazu enthält die Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 28. Februar 2005.

Weitere Informationen einschließlich Monatszahlen über die Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland (Inlandskonzept) können im Internet abgerufen werden unter www.destatis.de/themen/d/thm_erwerbsphp.

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Stephan Lüken presseportal

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