Preisstatistiker erklären, wie sie Teuerung messen

Die Verbraucherpreise sind im Jahr 2004 um 1,6% gestiegen. Der Preisauftrieb im vergangenen Jahr war zu einem großen Teil durch staatliche Maßnahmen verursacht, nämlich durch die Gesundheitsreform und durch Tabaksteuererhöhungen. Rechnet man die Wirkungen dieser Maßnahmen aus der Teuerungsrate für 2004 heraus, dann sind die Preise im vergangenen Jahr lediglich um 0,6% gestiegen.

Wie kommt es, dass die Statistiker niedrige Teuerungsraten messen, während viele Verbraucher bei ihren täglichen Einkäufen persönlich ganz andere Erfahrungen machen? „Dies ist eine berechtigte Frage, die sich durch einen Blick auf die „innere Mechanik“ der Preisstatistik beantworten lässt“, sagte Johann Hahlen, Präsident des Statistischen Bundesamtes, heute in einem Pressegespräch in Frankfurt am Main.

Die Preiserheber der Verbraucherpreisstatistik notieren Monat für Monat 350 000 Preise in Deutschlands Geschäften und Dienstleistungsbetrieben. Dafür werden häufig gekaufte Produkte in unterschiedlichen Geschäftstypen und einer Vielzahl von Städten und Gemeinden in Deutschland ausgewählt. Aus den Einzelpreisen wird die mittlere Preisentwicklung für einen Warenkorb berechnet, der insgesamt 750 Güter enthält. Die Güter des Warenkorbes werden mit den durchschnittlichen Verbrauchsausgaben der Haushalte gewichtet.

Die Konsumenten rechnen jedoch häufig anders. Nicht nur, dass die Ausgabenverteilung bei jedem Haushalt anders aussieht. Für den einzelnen Verbraucher kommt es auch darauf an, wie stark er bei seinem täglichen Einkauf von Preiserhöhungen betroffen ist. Die von ihm wahrgenommene Teuerung berechnet ein Haushalt wohl selten im Rahmen einer umfassenden Bilanz am Ende des Monats. Er spürt sie vor Ort beim Einkauf.

Die „wahrgenommene Teuerung“ dürfte dabei für viele Menschen höher liegen als die von der amtlichen Statistik berechnete Inflationsrate. Einer der Hauptgründe ist darin zu sehen, dass die amtliche Teuerungsrate ein Durchschnittswert aus einer Vielzahl unterschiedlicher Preisentwicklungen ist. Stärkere Preiserhöhungen an einer Stelle werden dabei durch moderate Preisentwicklungen an anderer Stelle ausgeglichen. Dieser Mittelwert entspricht nicht dem, was einzelne Konsumenten subjektiv wahrnehmen, er soll es auch gar nicht.

Die Teuerungsrate der amtlichen Statistik ist eine für das Wirtschaftsleben grundlegende Zahl. Sie bezieht sich eben nicht auf Einzelfälle, sondern ist ein objektiv nachvollziehbarer Durchschnittswert. Deshalb ist sie Indikator für die Geldwertentwicklung, an der sich z.B. die Europäische Zentralbank orientiert, und wird Lohnverhandlungen zu Grunde gelegt.

Die Preisstatistiker möchten den Bürgern die amtliche Preisstatistik besser erklären. Hierfür hat das Statistische Bundesamt heute eine neue Veröffentlichung „Im Blickpunkt: Preise in Deutschland“ vorgestellt. Sie zeigt in leicht verständlicher Weise, wie Preisstatistik in Deutschland funktioniert.

Ab heute schaltet das Statistische Bundesamt außerdem einen interaktiven Indexrechner im Internet frei. Unter http://www.destatis.de/indexrechner kann jeder testen, wie sich seine persönlichen Verbrauchsgewohnheiten für ausgewählte Güter auf die Teuerungsrate auswirken würden. Ebenfalls im Internet (http://www.destatis.de/basis/d/preis/preis_aktuell.php) stehen die aktuellen Ergebnisse sowie die monatlich erscheinenden „Themenkästen“ (z.B. Preise für Medikamente, Entwicklung der Wohnungsmieten, Strompreise u.a.) als Hintergrundinformationen zur Preisstatistik.

Der 70-seitige Band „Im Blickpunkt: Preise in Deutschland“ (Hrsg. Statistisches Bundesamt, ISBN 3-8246-0732-8) ist zum Preis von 9,80 Euro im Buchhandel und über den Statistik Shop des Statistischen Bundesamtes (http://www.destatis.de/shop) erhältlich. Der Band steht außerdem zum Preis von 7,35 Euro als Download zur Verfügung. Journalisten erhalten Rezensionsexemplare der Publikation bei der Pressestelle des Statistischen Bundesamtes (Telefon 0611/75-34 44, E- Mail: presse@destatis.de).

Weitere Auskünfte gibt:
Heinz-Peter Hannappel
Telefon: (0611) 75-3989
E-Mail: heinz-peter.hannappel@destatis.de

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