Leichtes Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal 2002


Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes nahm das deutsche Bruttoinlandsprodukt, der Wert der im Inland erwirtschafteten Leistung, im zweiten Quartal 2002 im Vergleich zum zweiten Quartal 2001 real um 0,5 % zu. Im ersten Quartal 2002 war die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorjahreswert um 1,2 % gesunken. In der Halbjahresbetrachtung ging die Wirtschaftsleistung 2002 gegenüber der ersten Jahreshälfte 2001 um 0,4 % zurück.

Bruttoinlandsprodukt real (Ursprungswerte): Veränderung gegenüber dem Vorjahr:

2001

2002

1. Vj

2. Vj

3. Vj

4. Vj

1. Vj

2. Vj

1,4 %

0,6 %

0,4 %

– 0,1 %

– 1,2 %

0,5 %

Im zweiten Quartal 2002 standen ein Arbeitstag mehr und im ersten Quartal 2002 zwei Tage weniger als in dem entsprechenden Vorjahresquartal zur Verfügung. Ohne diese Kalendereffekte hätte das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal real um 0,1 % über und im ersten Quartal um 0,2 % unter dem des jeweiligen Vorjahresquartals gelegen.

Nach rechnerischer Ausschaltung von saison- und kalenderbedingten Schwankungen (Census X-12-ARIMA) nahm das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2002 gegenüber dem Vorquartal um 0,3 % zu. Das ist die zweite Vierteljahreszunahme in Folge, nachdem es in den drei vorangegangenen Quartalen im Jahr 2001 Rückgänge gegenüber dem Vorquartal gegeben hatte.

Bruttoinlandsprodukt real (saison- und kalenderbereinigte Werte): Veränderung gegenüber dem Vorquartal:

2001

2002

1. Vj

2. Vj

3. Vj

4. Vj

1. Vj

2. Vj

0,6 %

– 0,0 %

– 0,2 %

– 0,3 %

0,3 %

0,3 %

Die Wirtschaftsleistung wurde im zweiten Quartal 2002 von 38,7 Mill. Erwerbstätigen erbracht, das waren 216 000 oder 0,6 % weniger als ein Jahr zuvor. Im ersten Quartal hatte der Rückgang 0,3 % betragen. Die Erwerbslosigkeit (internationale Abgrenzung) erhöhte sich gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum im Durchschnitt des zweiten Quartals 2002 um 176 000 (+ 5,9 %) auf 3,2 Mill. Personen. Der Anteil der Erwerbslosen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen nahm von 7,2 % im zweiten Quartal 2001 auf 7,6 % im zweiten Quartal 2002 zu. Im ersten Quartal 2002 waren es 8,1 % gewesen.

Die Arbeitsproduktivität, gemessen am Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995 je Erwerbstätigen, stieg im Durchschnitt des zweiten Quartals 2002 um 1,1 %. Je Arbeitsstunde ergibt sich ein Anstieg um 0,9 %, was vor allem auf den Kalendereffekt (ein Arbeitstag mehr als im zweiten Quartal 2001) zurückzuführen ist. Die durch Streiks ausgefallenen Arbeitszeiten (0,1 Stunden je Erwerbstätigen insgesamt) hatten nur wenig Einfluss auf diese Entwicklung.

Die Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts zeigt, dass zum Anstieg des Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal 2002 (+ 0,5 %) außer dem Baugewerbe alle Wirtschaftsbereiche beigetragen haben. Die stärkste Zunahme hatten die zusammengefassten Wirtschaftsbereiche Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister (+ 2,2 %), öffentliche und private Dienstleister (+ 1,3 %) sowie Handel, Gastgewerbe und Verkehr (+ 1,3 %) zu verzeichnen. Die Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (+ 0,8 %) und vor allem das Produzierende Gewerbe ohne Baugewerbe (+ 0,2 %) wiesen vergleichsweise schwache Zuwächse auf. Die Wirtschaftsleistung des Baugewerbes ging im Berichtsquartal – wie in den meisten Quartalen seit 1995 – gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert zurück (– 3,3 %).

Auf der Nachfrageseite sind im zweiten Quartal 2002 preisbereinigt nahezu alle Aggregate der inländischen Verwendung gegenüber dem Vorjahresquartal zurückgegangen: Die Investitionen in Ausrüstungen nahmen um 8,0 %, die in Bauten um 3,8 % und die privaten Konsumausgaben um 1,1 % ab. Allein die Konsumausgaben des Staates (+ 0,8 %) und die Investitionen in sonstige Anlagen (+ 2,8 %, vor allem EDV-Software und Urheberrechte) haben real zugenommen. Ebenso trugen die Vorratsveränderungen mit einem gegenüber dem Vorjahresquartal abgeschwächten Vorratsabbau positiv zum Wirtschaftswachstum bei (+ 0,2 %-Punkte). Die inländische Verwendung insgesamt war damit im Berichtsquartal real um 1,5 % niedriger als im zweiten Quartal 2001. Die realen Exporte sind im zweiten Quartal 2002 gegenüber dem Vorjahreswert um 2,8 % gestiegen. Die im gleichen Zeitraum um 3,0 % rückläufigen realen Importe führten dazu, dass der reale Exportüberschuss (Außenbeitrag) mit 1,9 %-Punkten zum Wachstum beitrug und somit den Rückgang der inländischen Verwendung mehr als ausglich.

Im Vorquartalsvergleich zeigt sich im zweiten Quartal 2002 ein Anstieg bei der inländischen Verwendung (+ 0,3 %, saison- und kalenderbereinigte Ergebnisse nach Census X-12-ARIMA), wobei vor allem die privaten Konsumausgaben (+ 0,2 %) und die Investitionen in sonstige Anlagen (+ 0,6 %) zugenommen haben. Auch die Vorratsveränderungen trugen mit 0,8 %-Punkten positiv zum Wirtschaftswachstum gegenüber dem Vorquartal bei. Die Investitionen in Bauten (– 3,5 %) und in Ausrüstungen (– 1,6 %) sind dagegen zurückgegangen. Die Exporte (+ 1,1 %) und die Importe (+  1,5 %) nahmen im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal ebenfalls zu, die stärkere Zunahme der Importe führt jedoch zu einem leicht negativen Wachstumsbeitrag des Exportüberschusses (Außenbeitrag).

In jeweiligen Preisen erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2002 auf 526,20 Mrd. Euro (+ 2,1 % zum Vorjahresquartal) und das Bruttonationaleinkommen (neuer Begriff für Bruttosozialprodukt) auf 522,55 Mrd. Euro (+ 2,2 % zum Vorjahresquartal).

Das Volkseinkommen nahm im zweiten Quartal 2002 um 2,6 % zu und betrug 388,16 Mrd. Euro. Dabei erhöhte sich das Arbeitnehmerentgelt um 0,9 % und die Unternehmens- und Vermögenseinkommen stiegen um 6,8 % (jeweils im Vergleich zum Vorjahresquartal).

Über die Erstberechnung des zweiten Quartals 2002 hinaus wurden auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse ab 1998 überprüft und – soweit erforderlich – korrigiert. Solche laufenden Revisionen erfolgen routinemässig, um neu verfügbare statistische Informationen schnellstmöglich einbeziehen zu können. Die Neuberechnung ergab beim Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995 eine leichte Änderung der Wachstumsraten für 1999 (+ 0,2 %-Punkte) und für 2000 (– 0,1 %-Punkte). Die Veränderungen bei den vierteljährlichen Wachstumsraten ab 1998 (siehe beigefügte Tabelle) bewegen sich überwiegend zwischen 0,1 und 0,2 %-Punkten. Die stärkere Abweichung in der Wachstumsrate für das vierte Quartal 2000 (– 0,6 %-Punkte) erklärt sich vor allem durch die erstmals vorliegenden Ergebnisse der Kostenstrukturerhebungen 2000, die zu deutlich höheren Vorleistungen führen als bisher angenommen wurde sowie durch die vergleichsweise schwache Nachfrage in diesem Quartal.

Diese und weitere Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können im Internet abgerufen werden. Außerdem werden in der Fachserie 18 „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen“, Reihe 3 „Vierteljahresergebnisse der Inlandsproduktsberechnung“, Bestellnummer 2180300-02322 (Verlag Metzler-Poeschel, Verlagsauslieferung SFG-Servicecenter Fachverlage GmbH, Postfach 43 43, 72774 Reutlingen, Telefon: 07071/935350, Telefax: 07071/935335, E-Mail: destatis@s-f-g.com) tiefer gegliederte Ergebnisse veröffentlicht. Diese Veröffentlichung ist auch online im Statistik-Shop des Statistischen Bundesamtes unter http://www.destatis.de/shop erhältlich.

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