Ausführliche Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung im 4. Quartal 2008

Im Vorquartalsvergleich verzeichnete die deutsche Wirtschaft damit zum dritten Mal hintereinander eine rückläufige Entwicklung. Lediglich in den ersten drei Monaten des Jahres 2008 ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt gewachsen (+ 1,5%).

Die wichtigste Ursache für den Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung ist die Entwicklung des Außenbeitrags, also der Differenz zwischen den Exporten und den Importen von Waren und Dienstleistungen. Die preisbereinigten Exporte sind mit – 7,3% wesentlich stärker gesunken als die Importe (– 3,6%), so dass der Außenbeitrag mit – 2,0 Prozentpunkten zum Rückgang des BIP beitrug. Im Inland schränkten die Unternehmen ihre Ausrüstungsinvestitionen deutlich ein, sie investierten 4,9% weniger in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge als im dritten Quartal 2008. Zuvor waren die Ausrüstungsinvestitionen acht Quartale in Folge gestiegen – im zweiten und dritten Quartal 2008 allerdings nur noch mit geringen Zuwachsraten. Die Bauinvestitionen waren im vierten Quartal um 1,3% niedriger als im Vorquartal und die Konsumausgaben sind um 0,1% zurückgegangen. Die Lagerbestände der Unternehmen wurden zwischen Oktober und Dezember 2008 erheblich aufgestockt; der Lageraufbau erbrachte einen Wachstumsbeitrag von 0,5 Prozentpunkten.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Vorjahresvergleich:

Im vierten Quartal war das preisbereinigte BIP um 1,6% niedriger als im gleichen Quartal des Vorjahres. Die ersten drei Quartale des Jahres 2008 verzeichneten demgegenüber zum Teil noch beachtliche Zuwachsraten. Kalenderbereinigt schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 1,7%, weil im Berichtsquartal gut ein halber Arbeitstag mehr zur Verfügung stand als im vierten Quartal 2007.

Die am 14. Januar 2009 bekannt gegebene vorläufige Wachstumsrate für das BIP des Jahres 2008 von 1,3% (kalenderbereinigt: + 1,0%) bleibt unverändert.
Die Wirtschaftsleistung wurde im vierten Quartal 2008 von rund 40,8 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 422 000 Personen oder 1,0% mehr als ein Jahr zuvor. Damit wurde der höchste Beschäftigungsstand seit der Wiedervereinigung erreicht. Die vierteljährlichen Beschäftigungszuwächse haben sich allerdings seit Beginn des Jahres 2008 deutlich abgeschwächt. Die Zahl der Erwerbslosen (internationale Abgrenzung) lag bei knapp 2,9 Millionen Personen, ihr Anteil an den Erwerbspersonen insgesamt betrug 6,6%.

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, ist um 2,6% zurückgegangen. Je Erwerbstätigenstunde verringerte sich die Arbeitsproduktivität lediglich um 1,3%, weil die je Erwerbstätigen geleisteten Arbeitsstunden um 1,2% rückläufig waren.

Kennzeichnend für die Entstehungsseite des Bruttoinlandsproduktes war ein starker Rückgang der Wirtschaftsleistung des Produzierenden Gewerbes (ohne Baugewerbe) um 8,0%. Zuvor hatte das Produzierende Gewerbe seit dem vierten Quartal 2003, von einer Ausnahme im ersten Vierteljahr 2005 abgesehen, stets positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung beigetragen. Das Baugewerbe konnte seine Produktion um 1,2% steigern. Der Zuwachs blieb allerdings erheblich hinter dem des zweiten (+ 6,9%) und des dritten Quartals (+ 3,5%) zurück. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung des Bereichs Handel, Gastgewerbe und Verkehr war um 0,6% geringer als ein Jahr zuvor. Der Bereich Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister, der auch die Zeitarbeitsfirmen umfasst, konnte seine Wirtschaftsleistung geringfügig um 0,7% steigern, das war die niedrigste Zuwachsrate seit dem vierten Quartal 2004. Die öffentlichen und privaten Dienstleister erhöhten ihre preisbereinigte Bruttowertschöpfung um 0,9% und der in gesamtwirtschaftlicher Sicht sehr kleine Bereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei wuchs um 4,0%.

Auf der Verwendungsseite des BIP waren die deutschen Exporte von Waren und Dienstleistungen im Berichtszeitraum um 5,2% niedriger als vor einem Jahr. Das ist der stärkste Einbruch seit dem dritten Quartal 1993. Da die Importe gleichzeitig zugenommen haben – der Wert der eingeführten Waren und Dienstleistungen ist um 1,8% gestiegen – bremste der Außenbeitrag die wirtschaftliche Entwicklung im vierten Quartal 2008 massiv (Wachstumsbeitrag: – 3,3 Prozentpunkte). Im Inland sind die Bruttoanlageinvestitionen gegenüber dem vierten Quartal 2007 um 0,3% zurückgegangen. Vor allem die Ausrüstungsinvestitionen waren mit einem Minus von 1,7% im Berichtsquartal stark rückläufig. Die Investitionstätigkeit der Unternehmen ist damit in den letzten drei Monaten des Jahres 2008 regelrecht eingebrochen: Im zweiten Quartal 2008 hatten die Ausrüstungsinvestitionen noch um 11,8% und im dritten Quartal um 8,4% zugelegt. Leicht gestiegen sind die Bauinvestitionen (+ 0,7%). Das ist ausschließlich auf die Investitionen in Nichtwohnbauten und hier wiederum auf die Hochbauinvestitionen zurückzuführen, die um 4,9% höher waren als vor einem Jahr. Allerdings zeigt sich auch hier ein signifikanter Rückgang der Investitionstätigkeit im Verlauf des Jahres 2008: Im zweiten Quartal nahmen die Investitionen in Hochbauten (ohne Wohnbauten) gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 12,5% und im dritten Quartal um 9,5% zu. Die Wohnbauinvestitionen, die sich schon zwischen Juli und September nur schwach entwickelt hatten (+ 0,4%), sind im Schlussquartal weiter zurückgegangen und waren um 0,8% geringer als im vierten Quartal 2007. Stark angestiegen sind die Lagerbestände (Wachstumsbeitrag: + 1,8 Prozentpunkte), was auch auf gravierende Absatzprobleme der Unternehmen zurückzuführen sein dürfte.

Die preisbereinigten Konsumausgaben blieben im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum unverändert. Staatskonsum und private Konsumausgaben haben sich allerdings unterschiedlich entwickelt: Die staatlichen Konsumausgaben nahmen mit 2,0% fast genauso stark zu, wie im zweiten und dritten Quartal (+ 2,3% beziehungs­weise + 2,1%). Die privaten Konsumausgaben waren demgegenüber um 0,6% niedriger als ein Jahr zuvor. Die Ausgaben für Waren und Dienstleistungen des Verkehrs und der Nachrichtenübermittlung gingen um 4,8% zurück. Darin spiegelt sich unter anderem eine geringere Nachfrage privater Haushalte nach Kraftfahrzeugen wider. Für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren gaben die Haushalte 1,3% weniger aus als ein Jahr zuvor. Einen signifikanten Zuwachs verzeichneten lediglich die preisbereinigten Ausgaben für Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe (+ 1,8%), was insbesondere auf einen kräftigen Anstieg der Käufe von Heizöl zurückzuführen ist.

In jeweiligen Preisen berechnet war das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2008 um 0,6% und das Bruttonationaleinkommen um 0,2% höher als im vierten Quartal des Vorjahres. Das Volks­einkommen, das sich aus dem Arbeitnehmerentgelt und den Unternehmens- und Vermögenseinkommen zusammensetzt, schrumpfte um 0,3%, wobei sich die beiden Komponenten stark gegenläufig entwickelten: Das Arbeitnehmerentgelt stieg um 3,5%, während die Unternehmens- und Vermögenseinkommen um 8,1% niedriger waren als im vierten Quartal 2007. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte ist im Berichtsquartal mit 1,3% stärker gewachsen als die nominalen Konsum­ausgaben, die um 0,8% zunahmen. Die Sparquote der privaten Haushalte kletterte um 0,7 Prozentpunkte auf 10,3%.

Wie bereits in der Schnellmeldung vom 13. Februar 2009 dargestellt, wurden neben der Erstberechnung des vierten Quartals auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse des Bruttoinlandsproduktes für die ersten drei Quartale sowie für das Jahr 2008 überarbeitet und geringfügig um bis zu + 0,2 Prozentpunkte revidiert.
Diese und weitere Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können im Internet abgerufen werden. Außerdem werden in der Fachserie 18 „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen“, Reihe 1.2 „Vierteljahresergebnisse“ (Bestellnummer 2180120) sowie Reihe 1.3 „Saisonbereinigte Vierteljahresergebnisse nach Census X-12-ARIMA und BV 4.1“ (Bestellnummer 2180130) tiefer gegliederte Ergebnisse veröffentlicht.

Diese Veröffentlichungen sind online im Publikationsservice von Destatis kostenfrei erhältlich. Einen ausführlichen Qualitätsbericht für die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen finden Sie ebenfalls kostenfrei im Internet.

Detaillierte Informationen und lange Zeitreihen können auch kostenfrei über die Tabellenübersicht zum Bruttoinlandsprodukt in der GENESIS-Online Datenbank abgerufen werden.

Weitere Auskünfte gibt:
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Telefon: (0611) 75-2626,
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